Beim Neujahrskonzert sollen die Funken sprühen

Menschen / 30.12.2025 • 14:07 Uhr
Beim Neujahrskonzert sollen die Funken sprühen
Yannick Nézet-Séguin wird am 1. Jänner 2026 im Goldenen Saal des Musikvereins am Pult stehen. APA/WIENER PHILHARMONIKER/DIETER NAGL

Am 1. Jänner stehen im Goldenen Saal des Musikvereins fünf Erstaufführungen auf dem Programm.

Wien Manchmal müssen Beziehungen erst wachsen. Zwar kennen sich die Wiener Philharmoniker und ihr kommender Neujahrskonzert-Dirigent Yannick Nézet-Séguin seit 2010. Doch Liebe auf den ersten Blick war es einst nicht, erinnerte sich Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer am Montag im Rahmen der traditionellen Vorschaupressekonferenz auf das Megaevent.

“Der Funke war noch nicht übergesprungen”, resümierte Froschauer die ersten Jahre der Verbindung. So gab es ab 2017 eine Pause, bis Nézet-Séguin 2022 bei einer Konzertserie der Philharmoniker in der Carnegie Hall als Retter in der Not einsprang. “Das war damals eine unglaubliche Erleichterung”, so Froschauer. Und seither sprüht der Funke, nicht zuletzt bei einem gemeinsamen Sommernachtskonzert 2023.

In dessen Rahmen folgte das Angebot, am 1. Jänner 2026 im Goldenen Saal des Musikvereins am Pult des Traditionsklangkörpers zu stehen. “Für dieses Konzert gefragt zu werden, ist die größte Ehre für jeden Dirigenten”, unterstrich der 50-jährige Nézet-Séguin am Montag: “Der kleine Yannick hat sich das vor 40 Jahren in seinen Träumen vorgestellt.”

Den Menschen weltweit mit Musik Hoffnung zu geben, sei eine unbeschreibliche Freude. Gleich fünf Erstaufführungen finden sich am 1. Jänner im Programm. Carl Michael Ziehrers Walzer “Donausagen”, die Polka “Brausteufelchen” von Eduard Strauss und Joseph Lanners “Malapou-Galoppe” werden erstmals im Rahmen des Neujahrskonzerts glänzen können.

Beim Neujahrskonzert sollen die Funken sprühen
„Für dieses Konzert gefragt zu werden, ist die größte Ehre für jeden Dirigenten“, betonte der 50-jährige Yannick Nézet-Séguin.APA/WIENER PHILHARMONIKER/DIETER NAGL

Und nach der heurigen Premiere, bei der mit dem “Ferdinandus-Walzer” von Constanze Geiger erstmals das Werk einer Frau im Rahmen der Renommierveranstaltung erklang, hat man 2026 gleich zwei Werke von Komponistinnen für das Konzert im Goldenen Saal des Musikvereins vorgesehen.

Im zweiten Teil des Konzertvormittags spielen die Wiener Philharmoniker die Polka “Sirenen Lieder” von Josephine Weinlich (1848-1887), die einst in Wien das erste Damenorchester Europas gründete, und “Rainbow Waltz” der Afroamerikanerin Florence Price (1887-1953), die Nézet-Séguin schon lange ein Herzensanliegen ist. Das Werk einer Tonsetzerin mit Prices Hintergrund anzusetzen, werde für viele Zuschauer eine enorme Bedeutung haben, zeigte sich der kanadische Künstler überzeugt: “Und es zeigt, dass Wien immer noch das Zentrum der Musik in der Welt ist.” Die Grundfrage sei für ihn: “Wie können wir Traditionen respektieren und die Unterschiede zwischen uns feiern?”

Eröffnet wird deshalb mit einem echten Johann Strauss, dessen Ouvertüre zur wenig erfolgreichen Operette “Indigo und die vierzig Räuber” den Auftakt am Neujahrstag markiert. Zu den weiteren Stücken aus der Strauss-Feder gehören die “Fledermaus-Quadrille”, die “Diplomaten-Polka”, “Rosen aus dem Süden” und der “Egyptische Marsch”.

Und auch die Freunde des Tanzes kommen 2026 wieder auf ihre Kosten, hat diesmal doch Ballettlegende John Neumeier die traditionellen Balletteinlagen gestaltet, deren Kostüme der Schweizer Designer Albert Kriemler entworfen hat. Mit “Rosen aus dem Süden” und zur “Diplomatenpolka” wird der scheidende Jahresjubilar Johann Strauss also auch visuell geehrt, wobei als Drehorte das MAK und die Wiener Hofburg dienten.