Asphalt-Autorität mit Doppelherz

Der großspurige BMW X5 zielt als spannungsgeladener Plug-in-Hybrid aufs Öko-Gewissen ab.
BMW Wenn der Boss vorfährt, stellt er so manch andere Vehikel daneben gleichsam in den Schatten. Tatsächlich unterstreicht der BMW X5 durch seine Großspurigkeit in jeder Hinsicht seine Ambition, dass er eine echte Autorität auf dem Asphalt sein will. So passt der Fullsize-SUV, der sich auf knapp 4,94 Meter hinstreckt, sicher mit am besten zu jenen ehrgeizigen Automobilisten, die gerne nach Höherem streben. Mit dem Hochsitz-Brummer lässt sich das eigene Ego auf vier Rädern so richtig schön zelebrieren.
Sei´s drum! Im Wissen darum, dass der X5 ein prima Zugpferd fürs Premiumimage der Marke ist, hat BMW bei der jüngsten Auffrischung des Oberklasseprimus noch einmal eine Schippe draufgelegt. Der SUV-Großmeister hat dabei eine vergleichsweise behutsame Karosserie-Kosmetik erfahren. Beim genauen Hinschauen fallen diverse Unterschiede zum Vorgänger auf. Der Feinschliff äußerst sich etwa in einem neuen Kühlergrill, der jetzt auch zu leuchten vermag, sowie überarbeiteter Frontschürze und flacheren Scheinwerfern. Außerdem gibt´s neue Heckleuchten mit charakteristischem X-Motiv.

Das war´s dann aber auch mit der frischen Schminke. Weit auffälliger und spürbarer ist das, was im Innenraum und unter der Motorhaube passiert ist. Von außen nach innen betrachtet, sorgen beim Interieur verfeinerte Oberflächen sowie ein auserlesener Materialmix aus Leder, Kunststoffen und Alu-Dekors für eine weiter gesteigerte Wertanmutung. Angesichts des happigen Premiumpreises, den die Münchner für den modellgepflegten X 5 aufrufen, darf das indes auch erwartet werden.
Feiner Technik-Joker
Im durchgelüfteten Cockpit hat das gut einsehbare Curved Display mit 12,3-Zoll-Screen für Fahrinfos und 14,9-Zoll-Bildschirm fürs Navi-/Infotainment Einzug gehalten. Was vor allem gefällt, ist, dass die über den iDrive-Controller abrufbaren Funktionen und die nahezu perfekte Sprachsteuerung vieles im Alltagsbetrieb einfacher machen. Und froh ist man bei all den verfügbaren Komfort- und Sicherheitsfeatures an Bord über so einen Technik-Joker wie den Parking Assistant Professional, der automatisches Ein- und Ausparken sowie komplette Rangiermanöver außerhalb des X5 via My BMW App mittels iPhone erlaubt. Das System leistet vor allem in älteren Tiefgaragen mit vergleichsweise dicht auf dicht folgenden Stellplatzsäulen wertvolle Dienste, um etwa Dellen oder Kratzer im Lack zu vermeiden.

Um die Öko-Gewissenhaftigkeit der Marke zu untermauern, stellt BMW den Nobel-SUV vor allem als Plug-in-Hybrid in die Auslage. Wir hatten den neuen X5 xDrive 50e im 14-Tage-Test zur Verfügung. Der 2,5-Tonnen-Schwergewichtler soll nicht nur spritsparender und umweltschonender unterwegs sein, sondern sich gleichzeitig als kraftstrotzender Teilzeitelektriker gegen die Konkurrenz im Premium-Umfeld behaupten. Auf den Straßenritt umgelegt, heißt das beim Elektro-Benziner-Mischling: fester Tritt aufs Fahrpedal, fester Druck in den Sitz! Als Plug-in-SUV verfügt der Allradler über einen Sechszylinder-Turbobenziner mit 313 PS sowie einen 145 kW/197 PS-Elektromotor. Aus der Doppelherzkraft ergibt sich eine satte 489-PS-Systemleistung.
Die Luftfederung steigert den Fahrkomfort, Wechselkurven durcheilt der X5 mit spursicherer Zielgenauigkeit.
Der E-Antrieb verschafft sich seine Energie aus einem im Unterboden verbauten Akku-Paket mit 29,5-kWh-Kapazität. Das harmonische Zusammenspiel der Triebwerke an Bord funktioniert über die serienmäßige 8-Gang-Automatik. Wie viel vom Öko-Vorteil des Stecker-Stromers bleibt, ist natürlich vom eigenen Fahrprofil abhängig. In unserem Fall ging´s von der Steckdose weg mit vollem Stromspeicher und weitestgehend gezügelter Tempofahrt unter der Maximal-E-Geschwindigkeit von 140 km/h immerhin knapp an die 90 Stromkilometer weit. An einer Wechselstrom-Wallbox oder -Ladesäule angehängt, ist der schlappe Akku im X5 xDrive 50e mit 7,4 kW Ladeleistung binnen viereinhalb Stunden wieder voll. In der Gesamtschau zieht der wuchtige Teilzeitstromer gesittet-sparsam seine Spur. Im Hybrid-Modus kamen wir auf knapp fünf Liter für die 100-km-Distanz, als Gesamtverbrauch ergaben sich akzeptable 7,8 Liter. Seine Alltagstauglichkeit stellt der Nobel-Öko-SUV übrigens durch ein maximales Kofferraumvolumen von maximal 1720 Litern zur Schau.
Fakten und Daten
Motor/Antrieb 3,0-l-Sechszylinder-Turbo (313 PS), Elektromotor (197 PS), System: 489 PS, Allrad, 8-G-Automatik
Fahrleistung/Verbrauch 0 – 100 km/h: 4,8 Sek., Spitze: 250 km/h, Norm: 1,1 l (26 g CO2/km) Test: 7,8 l
Preis Grundpreis: 93.800 Euro, Testwagen: 131.372 Euro.