Die Bahn-Alternative zum Arlberg mit Schönheitsfehler

Mobilität / 12.10.2025 • 08:00 Uhr
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Für die Arbeiten an der Lawinengalerie musste das Gleisbett abgetragen werden.ÖBB

Zur Herbstferien müssen die Studierenden in Innsbruck auf den Schienenersatzverkehr vertrauen. Für Wienreisende gibt es Alternativen im Schienennetz, aber mit Nachteilen.

Schwarzach Am Arlberg tut sich viel: Nachdem im Frühjahr der Altbestand der Lawinengalerie Löcherwald abgetragen und während dem laufenden Betrieb über den Sommer neue Pfeiler hochgezogen wurden, müssen nun die neuen Dachelemente aufgesetzt werden. Insgesamt 150 Maßnahmen werden laut den ÖBB während der Sperre von etwa einem Monat auf der Arlbergstrecke umgesetzt – bevor Winter und Schnee die Arbeiten wieder verunmöglichen. Die ÖBB tragen in dieser Zeit rund 15.700 Tonnen Schotter auf, erneuern 16.500 Schwellen und verlegen 21,7 Kilometer Schienen. Zudem werden Durchlässe instand gesetzt, Inspektionen der Tunnel durchgeführt und die Oberleitung auf der Westrampe modernisiert.

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Notwendig wurde die Sperre, da in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der Sanierung des Straßentunnels nur beschränkt an der Arlbergstrecke gebaut werden konnte. Da der Arlberg eine international wichtige Zugverbindung ist, muss sie mindestens zwei Jahre im Voraus mit den Nachbarländern abgestimmt werden. So wird vermieden, dass zwei große Sperren zeitgleich im engeren Umkreis stattfinden. So wurde im August etwa im Deutschen Eck zwischen Rosenheim, Salzburg und Kufstein gebaut; auch auf der italienischen Seite des Brenners stand der Bahnbetrieb still.

Arlberg ist der Name des Passes, keines Berges. Vor dem Aufkommen des Bergsteigens war es üblicher, sich sprachlich direkt auf die Wege über die Berge zu beziehen und nicht auf die Gipfeln. Vor allem im Walserischen bezog sich Berg daher auf das Gebiet eines Passes und hielt sich in Vorarlberg bis in die Gegenwart.

Dreistufiger Schienenersatzverkehr

Während die Bau- und Instandhaltungsarbeiten andauern, haben die ÖBB einen mehrstufigen Schienenersatzverkehr etabliert. Die Linien sind je nach ihrer Fahrstrecke farblich markiert: Grüne Busse dienen dem Fernverkehr und halten zwischen dem Ötztal und Bludenz nicht. Einzelne fahren direkt nach Buchs SG oder Sargans, um die Verbindung nach Zürich sicherzustellen. Rot markierte Busse halten an den üblichen Haltestellen des Fernverkehrs, gelb markierte ersetzen den Nah- und Regionalverkehr.

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Brückeninspektion auf der Arlbergstrecke.ÖBB

Alternative München

Wer also, wie viele Studierende, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen Vorarlberg und Innsbruck pendeln will, muss sich aufs Busfahren einstellen. Alternativen über andere Strecken sind zeitaufwendig und daher wenig attraktiv. Anders ist es jedoch, wenn man über Tirol hinaus blickt: Von Salzburg über Linz bis Wien bietet sich auch die Fahrstrecke über München an. In sechseinhalb Stunden kann man von Bregenz nach Wien gelangen – mit der richtigen Zugkombination ist man damit derzeit planmäßig eine Stunde schneller als mit dem Schienenersatzverkehr über den Arlberg.

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Nur eine Direktverbindung

Ohne Umstieg geht dies jedoch nur mit dem Nightjet: NJ 467 von Zürich hält aktuell gegen 22.47 in Feldkirch und um 23.18 Uhr in Bregenz und fährt direkt nach Salzburg, Linz und Wien ohne Halt über München. Untertags muss man in München umsteigen, egal mit welcher Verbindung. Und: Während ein Zugticket der ÖBB über den Arlberg grundsätzlich knapp unter 70 Euro kostet, ist es für die Verbindung über München untertags meist mehr. Die günstigste Kombination beginnt mit dem “Super Sparpreis Europa” bei 89,99 Euro, die meisten Verbindungen kosten jedoch zwischen 130 und 180 Euro für die zweite Klasse.

Die Bahn-Alternative zum Arlberg mit Schönheitsfehler
Mehrere Linien verbinden Bregenz mit München und Zürich. VN/Rauch

Die ÖBB betonen, dass sie bei der Preis- und Fahrplangestaltung nicht die vollständige Entscheidungshoheit haben, etwa wenn ein Teil der Strecke mit der Deutschen Bahn zurückgelegt wird. Bislang gibt es keine Pläne, einen Railjet von Bregenz über München nach Wien und retour zu führen.