Zwerg mit hohen Qualitäten

Der Zwerg am Berg lässt die riesenhafte Kollegenschaft reichlich alt aussehen.
Fiat. Nein, wir haben es nicht ausprobiert. Die 57 Prozent Steigung, die der allradgetriebene Winzling laut Fiat bewerktstelligen soll, sind selbst auf Alpenpässen nicht zu finden. 17, meinetwegen 19 Prozent sind das höchste der Gefühle. Da kann der Panda 4×4 nur schmunzeln.
Er ist klein, wendig und sparsam. Nur 3,6 Meter lang und 1115 Kilo leicht. Ein Winzling. Die Besitzer sündteurer Statussymbole nehmen ihn nicht einmal zur Kenntnis. Junge Gören bedingen sich pikiert aus, „nicht mit dem Jägerauto“ vom Bahnhof abgeholt zu werden. Denn der Fiat Panda 4×4 tritt in „Sorpresa-Grün“ auf und hat ein „Kofferräumle“, das der Hasentasche einer Barbour-Jacke ähnelt. Später, wenn er zarte, mütterliche Gefühle in ihnen geweckt hat, haben sie ihn dann ganz doll lieb. Denn der Fiat Panda 4×4 macht fehlende Körpergröße durch andere Qualitäten wett.
Mit dem Panda hat Fiat Anfang der 1980er-Jahre bravourös jene Lücken geschlossen, die das beginnende Siechtum von Citroën 2CV und Renault 4 erahnen ließ. Und heute, da angesichts Ressourcenknappheit das „Weniger ist mehr“ wieder in Mode kommt, rollt schon die dritte Generation der „tollen Kisten“ über Land.
Ungeheuer handlich
Jetzt mag man angesichts des Testfahrzeugs unken, dass 55 PS doch arg wenig sind. Aber das macht der Allradler durch unerhörte Handlichkeit wieder wett. Aufs Angenehmste spürt man das dort, wo die meisten Allradler gefahren werden, nämlich in der Stadt. Dem Panda ist keine Parklücke zu klein, keine Durchfahrt zu eng. Gut, er ist ein bisschen laut und fährt sich ruppig. Aber schließlich ist das ein Allrad-Auto und keine Opernball-Limousine.
Der Sitzkomfort kann auch auf der Rückbank nicht bestritten werden, selbst Sitzriesen bringt die Höhe des Fahrgastraums nicht in Verlegenheit. Das Schönste aber bleibt die Verarbeitung der Details: Der getestete MultiJet II 75 Easy glänzt durch das 630 Euro teure „Lounge-Paket“ mit Lederlenkrad samt Multifunktionstasten für Radio- und Handybedienung, Freisprechanlage und Sprachsteuerung. Die Start&Stopp-Automatik lässt den Motor im Leerlauf an der Ampel pflichtgemäß ersterben. Dass er sehr willkürlich wieder zum Leben erwacht, gibt jeder Fahrt eine gewisse Würze. Ist der kleine Fiat zuverlässig? Ja, sehr. Und am Ende des Weges, der dank anhaltendem Winter auch tief verschneite Pfade beinhaltet hat, merkt man bewundernd an: So klein und schon ein richtig guter Offroader! ##Thomas Matt##




Fakten
» Motor/Antrieb: 4-Zylinder-Diesel in Reihe, 16V, vorne quer, Hubraum 1248 ccm, 55 PS (75 kW)/4000 Umin
» Fahrleistung/Verbrauch: Höchstgeschwindigkeit 159 km/h, Beschleunigung 0-100 km/h in 14,5 Sekunden, Verbrauch 4,7 l (Test: 4,9 l)
» Preis: 18.090 Euro
Fiat Panda. Die ganze Modellgeneration auf einen Blick.