Dienstantritt mit vielen Extras

Der neue Skoda Octavia kann gar nicht anders bezeichnet werden als ein „großer Wurf“.
Skoda. Da gäbe es zum einen die ganz großen Dienstwagen, deren Passagiere nie mehr als den Rücksitz zu Gesicht bekommen und deshalb auch hauptsächlich daran interessiert sind, ob dort Getränke kühl gelagert werden können. Diese Wagen sind sauteuer. Aber die Beschaffung regelt ja die Finanzabteilung. Und wo man den Tankrüssel reinsteckt, weiß eh der Chauffeur.
Viel interessanter sind da die anderen, die Mittelklassewagen. Die den Angestellten zur Verfügung stehen. Die sie selber fahren dürfen. Und sollte im Fahrzeugpool ihres Unternehmens nun zufällig ein Skoda Octavia der neuen Generation Eingang finden, dann darf die Belegschaft sehr, sehr zufrieden sein.
Nüchtern und praktisch
Wie er so mausgrau auf die Inbetriebnahme wartet, kann man dem Testwagen einzig vorwerfen, dass er ein kleines bisschen fad ist. Aber nur, bis man einsteigt und loslegt. Du meine Güte, wirkt das aufgeräumt! Große, gut ablesbare Rundinstrumente. Eine Klimaanlage, die jeder versteht. Jeder Knopf und jeder Regler gut erreichbar. Und Ablagen hat der: Sogar einen Steckplatz fürs iPhone. Wer da noch einen weiteren beherzten Schub Besitzerstolz nötig hat, der werfe einen Blick in den Kofferraum. Und staune.
Der Tscheche ist nicht nur um 43 Zentimeter länger als sein kompakter Konzern-Bruder namens VW Golf. Er setzt den gewonnenen Platz auch gekonnt in Beinfreiheit und vor allem Frachtraum um. 610 Liter sind es sowieso und bei umgeklappter Rückbank 1740 Liter. Man steige ein und verreise.
Und wie fühlt sich das so an mit dem 105-PS-Turbo-Diesel? Vollkommen ausreichend. Lange Überlandfahrten oder gepresster Stadtverkehr – das Aggregat passt sich immer gut an. Die Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h braucht in Wahrheit eh keiner. Einzig ein sechster Gang wäre durchaus angebracht gewesen.
Echter Sparefroh
Das spritsparende Green-Tec-Paket beinhaltet die vielerorst bereits übliche Start-Stopp-Automatik und eine Bremsenergie-Rückgewinnung. Damit verfehlt der neue Octavia die versprochenen 4,9 l auf 100 Kilometer nur um Haaresbreite und liefert ein weiteres bestechendes Kaufargument.
Der Octavia, der in Indien übrigens aus unerfindlichen Gründen „Laura“ heißt, ist das erste Fahrzeug, das nach der Übernahme von Škoda durch Volkswagen entwickelt und hergestellt wurde. Sein Urahn gleichen Namens war ein fescher Kombi, der ab 1956 in Mladá Boleslav vom Band lief. Derselben Produktlinie entstammt die im Volksmund als „Spartak“ bekannte Mittelklasse-Limousine und ein zuckersüßes Cabrio, das „Felicia“ getauft wurde.
Heute hat sich Skoda mit viel Hausverstand auf Funktionalität verlegt, und das machen die Tschechen derart gut, dass der Golf sich als Konkurrent ordentlich ins Zeug legen muss. ##Thomas Matt##




Fakten
» Motor/Antrieb: Vierzylinder-Diesel, 77 kW/105 PS bei 4000 U/min, Hubraum 1598 ccm, 250 Nm bei 1500–2750 U/min
» Fahrleistung/Verbrauch: 10,8 sec von 0 auf 100 km/h, Spitze 195 km/h, Verbrauch 4,9 l/ 100 km (Test 5,2 l), CO2 109 g/km
» Preis: 23.500 Euro, Testfahrzeug 24.765 Euro