Praktisch muss kein bisschen fad sein

Warum nicht auf einen Sprung ins Lastgewerbe, wenn es so bequem und hurtig geht?
VW. Natürlich blieben die Scherze nicht aus. Geduldig ließ man die erwarteten Ausbrüche feinsten Humors an sich abperlen: Nein, man habe neuerdings kein Malergeschäft eröffnet. Und das mit der „Heimwerkerschüssel“ fasse man keineswegs persönlich auf. „Laubfrosch“ war eine geradezu hübsche Streicheleinheit. Mancherlei Wortspende bleibt unerwähnt, weil ja auch Kinder sich auf diese Zeitungsseite verirren könnten.
Was wirklich wichtig ist
Warum testet man eigentlich so selten grundvernünftige Fahrzeuge? Nur die Fotografen, die ja stets mit Ausrüstung unterwegs sind, hatten am kompakten Allradler sofort ihre Freude. Aber die wissen auch, worauf es ankommt: Das Teil muss problemlos unendliche Mengen an Material schlucken und auch vollbepackt noch überall hinkommen. Das kann der Caddy Country verlässlich. Das und ein wenig mehr.
Er war übrigens viperngrün-metallic lackiert, um präzise zu bleiben, trug die Radkästen dick schwarz nachgezogen wie eine Lady ihre Augenbrauen auf dem Kriegspfad, 17-Zoll-Alu-Felgen und abgedunkelte Scheiben. Tempomat, Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorne, Radio mit sechs Lautsprechern, Regensensor und beheizbare Scheibenwaschdüsen sind serienmäßig eingebaut. Wer möchte, packt noch allerlei hinzu, von der Anhängevorrichtung übers Navi bis zum LED-Tagfahrlicht. Aber dann kostet der Caddy Country fast 44.000 Euro. Und das, obwohl man keinen Handwerkerbetrieb mit goldenem Boden sein Eigen nennt.
Aber wie ist er denn nun? Groß, stimmt. Und geräumig, unglaublich geräumig. Mindestens 918 Liter Laderaum lassen sich, wenn man auf die hinteren Sitze verzichtet, auf 3200 Liter erweitern. Da passen auch Rad und Schlauchboot noch ins Auto.
Kraft in Hülle und Fülle
Gut, das alles hatte man erwartet. Die Fahrleistungen aber waren die große Überraschung. 140 PS bringen so viel Schwung in die scheinbar träge Masse, dass man als Fahrer nicht ein einziges Mal in Verlegenheit gerät. Der Diesel hat so viel Kraft, dass die Passagiere, die im Übrigen in der Fülle der Ablagen des Autos gut und gerne Verstecken spielen könnten, sich besser anschnallen und das Rauchen einstellen sollten.
Das Fahren gerät auch deshalb so vergnüglich, weil das Cockpit des Caddy derart klar und schnörkellos gehalten wurde. Alles an seinem Platz, nichts ist zu viel. Zudem weiß der Fahrer, dass er stets über die beste Anzahl angetriebener Räder verfügt – der Allradantrieb ist allgegenwärtig.
Der Caddy taugt für gewerbliche Zwecke genauso wie als Familienkutsche. Er ist innen wie außen hochwertigst verarbeitet worden. Auch auf langer Strecke erweist er sich als höchst komfortabel. Und das bisschen Gerede steckt er locker in einer Ritze des Kühlergrills weg.


Fakten
Motor/Antrieb: Motor 4-Zyl.-Turbodiesel, 1968 ccm, 6-Gang, Allrad
Fahrleistung/Verbrauch: Leistung 103 kW (140 PS) bei 4200 Umin, max. Drehmoment 320 Nm bei 2500 Umin, Spitze 183 km/h, 0–100 km/h in 11,0 sec, NOx: 0,1653 g/km, CO2 177 g/km, Verbrauch 6,7 l (Test 6,9 l)
Preis: 37.250 Euro, Testfahrzeug 43.748 Euro