Absichtlich tänzeln und schwänzeln

Lexus will nicht immer nur Saubermann sein: siehe das neue V8-Sportcoupé RC F.
Lexus. Als gediegen, souverän und innovativ gilt die Edelmarke des japanischen Autoherstellers Toyota über alle Modellreihen hinweg, vom Kompakt- übers SUV- bis zum Oberklasse-Segment. Trotz durchaus sportlich angelegter Modelle – siehe IS, siehe SC – passten jedoch Charakteristika wie Aggressivität und Supersportlichkeit bisher eher nicht zu einem Lexus. Das soll sich jetzt markant ändern. Sichtbar wurde das bereits an der einen oder der anderen Konzept-Studie. Und jetzt hat ein Modell serienfertige Gestalt angenommen: das Sport-Coupé RC F. Es begründet nicht alleine eine neue Baureihe, es soll einen Image-Wandel einleiten und den Grundstein für eine neue Ära legen. Eine, in der Emotionalität – auch – einen Platz hat.
Dem stark deutsch dominierten Mitbewerb wollen die Japaner schon mit ihrer neuen Designsprache die Stirn bieten: Am RC F dominiert optisch das herausfordernde Front-Design mit mächtigem Kühlergrill. Eindruck machen ebenso die lange Schnauze, die breiten Schultern und der kurze Rücken mit automatisch ausfahrendem Spoiler. Eindruck macht auf jeden Fall das Zitieren der Eckdaten: Fünfliter-V8-Saugbenziner mit 477 PS (bei 7100 U/min) und 530 Nm Maximaldrehmoment (ab 4800 U/min), in 4,5 Sekunden von null auf hundert, bis zu 270 (abgeregelte) km/h Topspeed. Das Ganze heckgetrieben. Manuelle Schaltarbeit ist nicht angesagt, das Sortieren der Gangstufen übernimmt eine Achtgang-Automatik. Das tut sie nach Überwindung einer kleinen Nachdenkpause überzeugend dynamisch. Natürlich hat der RC F, er wäre nicht ein Lexus, jede Menge Elektronik an Bord. Die soll assistenztechnisch – Stabilitäts- und Traktionskontrolle, Torque Vectoring System – den Sportler im Zaum halten. Was heckseitig auf dem derzeit durchwegs kalt-nassen Untergrund doch gerne zum Schwänzeln und Tänzeln gerät, vor allem im Sport Plus-, erst recht im „Expert“-Modus (abgeschaltete Fahrhilfen, die Elektronik greift nur dann ein, wenn Eindrehen droht). Großes Kino offeriert das Cockpit, mit einem beeindruckenden Sortiment an Displays und Farben, die sich je nach (per Drehregler eingestelltem) Fahrmodus ändern. Ein großes Sounderlebnis bietet das Auspuffgeräusch, das sich, V8-typisch, je nach Drehzahl von leisem Schnurren über verhaltenes Knurren bis zum martialischen Brüllen durchmoduliert.
Weitere Versionen folgen
Ohne F – was für Fuji Speedway steht, wo der V8-RC seine Hochgeschwindigkeitstests absolviert hat – werden weitere RCs folgen: ein Hybrid (300 h) mit 223 PS Systemleistung aus einem 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner und einem Elektromotor sowie ein Turbo mit Zweiliter-Vierzylinder-Benziner und 238 PS.
Aber bis es soweit ist, dürfen wir auf trockene Asphaltbedingungen hoffen, mit dem RC F vielleicht sogar auf einer Rennstrecke die eine oder andere Runde drehen. Mit Sommerbereifung. Und dann wird der Hecktriebler mit voller Absicht tänzeln und schwänzeln dürfen.


Fakten
Motor/Antrieb: 5,0 Liter, V8, 477 PS, 530 Nm/Heckantrieb.
Fahrleistungen/Verbrauch: 0 auf 100 in 4,5 sec., 270 km/h Top-Speed (abgeregelt), 10,8 l im Normmix,
251 g CO2/km.
Preis/Lieferzeit: ab 98.900 Euro/rund vier Monate Bestellfrist.