Zeichen der Zeit richtig deuten

Gefahren (3510 km) Der neue Citroen C3 ist ein origineller Kompakter, der mit einem hohen Komfortniveau punkten kann. Manches Verarbeitungsdetail im Innenraum des Franzosen würde allerdings noch einen Feinschliff verdienen.
Er ist der geborene Spaltpilz, dieser Citroën C3. Die einen lieben ihn. Andere weniger.
Citroën. Diese „anderen“ können wenig bis gar nichts damit anfangen. Vermutlich haben sie nicht die Geduld für dieses außergewöhnliche Auto. Vielleicht sind sie noch nicht reif dafür. Oder es fehlt ihnen an innerer Ruhe. Für viele Autofahrer ist diese Unruhe die Normalität.
Aber wer guten Willens ist und die Zeichen der Zeit richtig deutet, kann sie lernen, die innere Entspanntheit am Volant. Die Annäherung an den Franzosen ist ein Prozess, ähnlich dem Vertrautwerden mit einem Pferd. Man passt sich an, lernt den Charakter kennen, gewinnt Vertrauen zueinander – und vielleicht sogar einen Freund fürs Leben. Für ein Pferdeleben zumindest. Man lernt dabei was vom Pferd.
Der besagte Prozess kann kurz sein oder er dauert etwas länger. Beim zarten Geschlecht, sofern es sich nicht um einen weiblichen Bleifuß-Typ handelt (kommt ja auch vor und gar nicht so selten), beginnt der kurze Prozess der Zuneigung zum C3 schon bevor sie überhaupt eingestiegen sind. „Was ist denn das für ein nettes Auto, mit dem Sie da wieder unterwegs sind, Herr Franz?“, frägt eine nette Dame mittleren Alters aus dem gemeinsamen Fitness-Club.
Ihr Blick ruht wohlgefällig auf dem pfiffigen rot-weißen Automobil mit dem auffallenden Flankenschutz. Es ist ein Kennerblick, der durch die großen Fenster des Fitnesstempels hindurch unbewusst das Fünftürige am C3 erkennt und das Praktische erfasst, das bequeme Einsteigen in das Viermeterauto. Beim pummeligen Vorgänger wäre ihr so etwas nicht aufgefallen. Dazu war er zu brav.
Macht Freunde
Ich bin überrascht und berührt von diesem Statement, das ich nach einer schweißtreibenden Power-Plate-Tortur so gar nicht erwartet habe. Und sage, vor einer kurzen Zusammenfassung der Qualitäten des neuen C3, dass sie doch einfach Franz sagen soll und nicht „Herr Franz“.
Das macht sie dann auch und ich habe eine weitere Erkenntnis gewonnen: Der coole Spaßvogel schafft einem Freunde, oder Bekanntschaften zumindest, ohne dass man viel dazutun muss. Das kann einem mit einem Pferd auch passieren oder mit einem Hund. Und es sind in erster Linie unbeschwerte als besonders nett empfundene Kontakte mit Frau am Steuer.
Denn Frau am Steuer verliebt sich schnell in den Franzosen, der so einen einfachen Charakter hat. Aber einen besonderen eben. Franz denkt, dass Frau denkt, dass der muntere Geselle sie jünger macht. Und das zählt bei Frau doch mehr als vieles andere, als PS und so. Für das Auto und seine Hersteller ist das ein enormer Vorteil.
Die meisten Männer kümmern sich weniger ums Alter. Und die eitlen fahren sowieso anderes als den cleveren C3. Citroën hat das erkannt und macht keine Kompromisse mehr, geht wieder eigene Wege. Komfort ist Trumpf.



Fakten
Motor/Antrieb: Dreizylinder-Turbobenziner, 110 PS/81 kW, 1199 ccm, 205 Nm, Sechsgangautomatik, Frontantrieb
Fahrleistung/Verbrauch: 0 auf 100 km/h in 9,8 Sekunden, Spitze 188 km/h; Normverbrauch 4,9 l (110 g CO2/km), Testverbrauch 5,6 l
Preis: 19.140 Euro, Testfahrzeug 21.552 Euro