Auf einen Besuch in der Zukunft

Motor / 20.04.2018 • 10:11 Uhr
Im neuen Campus für autonomes Fahren stehen die Versuchsfahrzeuge vollgestopft mit Rechnern für die Aufbereitung der Daten.werk
Im neuen Campus für autonomes Fahren stehen die Versuchsfahrzeuge vollgestopft mit Rechnern für die Aufbereitung der Daten.werk

BMW übt auf neuem Campus bei München schon mal, wie Autos ohne Fahrer sicher unterwegs sein können.

BMW Der 7er nimmt Fahrt auf, gemächlich geht es um die erste Kurve. Wie von Geisterhand gesteuert, dreht sich das Lenkrad: Willkommen in der Zukunft, wo die Fahrbefehle übers Smartphone oder dem Infotainmentsystem der zweiten Reihe kommen. Dort durften die VN jetzt Platz nehmen, um den Entwicklungsstatus selbst fahrender Autos zu erleben. BMW übt auf einem neuen Campus für autonomes Fahren nahe München schon mal, was in der nächsten Dekade Alltag sein wird. Fahrerlose Autos werden kommen, daran gibt es keine Zweifel. Bis es so weit ist, müssen noch gigantische Datenmengen aufgearbeitet werden. 200 Peta-Byte sind es alleine bei BMW bis 2021. Und bis dahin ist erst Level 3 der Skala bis 5 erreicht. In drei Jahren werden also erste Serienfahrzeuge des bayrischen Herstellers auf Autobahnen die Arbeit des Fahrers übernehmen. Ganz aus der Verantwortung wird der sich dann aber noch nicht ziehen können. Auf Zuruf des Systems gibt die künstliche Intelligenz dann wieder an die menschliche ab.

Der Weg zum sicheren autonomen Fahren sei ein Marathon, so Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. BMW wolle dabei eine führende Rolle spielen. Erster um jeden Preis wollen die Bayern aber nicht sein. Es sei gut überlegt, was bis wann zu schaffen ist, so Fröhlich bei der Eröffnung des neuen Campus für autonomes Fahren in Unterschleißheim. Tödliche Zwischenfälle der amerikanischen Konkurrenz, wie zuletzt von Uber, haben keinen Einfluss auf die Strategie von BMW. Beim Wettlauf ums autonome Fahren setzt der Premiumhersteller ganz auf das Thema Sicherheit. Dabei sind die Herausforderungen enorm. „Es geht um die menschliche Sinneswahrnehmung. Denk- und Entscheidungsprozesse werden dabei durch die Technik ersetzt“, erklärt der BMW-Entwicklungschef.

Die BMW Group bündelt ihre Kräfte und hat in Rekordzeit am Münchner Stadtrand einen Campus aus dem Boden gestampft, der Unterschleißheim zum bayrischen Silicon Valley machen soll. Man strebe die Transformation vom Automobilbauer zur Tech Company an. Die neu geschaffenen 23.000 Quadratmeter Büroflächen bieten Platz für 1800 Mitarbeiter. IT-Spezialisten und Softwareentwicklung für die Bereiche Künstliche Intelligenz, Maschine Learning und Datenanalyse werden in die neuen offenen Büroflächen einziehen. BMW spricht von neuen Arbeitsweisen und einer neuen Führungskultur mit dem Ziel, flexibler und schneller zu werden.

Testflotte im Aufbau

Im neuen Campus ist Platz für bis zu 500 Fahrzeuge. Noch umfasst die Testflotte erst gut 40 Autos. Doch schon heuer soll die Anzahl verdoppelt werden. Hoch bzw. vollautomatisierte Fahrzeuge von BMW sind in den USA, Israel und Deutschland unterwegs. Die 7er-BMW sind vollgestopft mit Rechnern zum Sammeln und Verarbeiten der Daten.

Darunter sind auch Informationen zum Einparken. Als Versuchsfeld dient das „Schwabinger Tor“ in der Münchner Innenstadt. Die Parkplatzsuche der Zukunft wird mit der von heute nichts mehr zu tun haben. Das demonstriert BMW bereits im neuen Campus, wo die Testautos ferngesteuert in die Parklücken zirkeln. Darauf dürften schon viele Kunden warten.

1800 Mitarbeiter kümmern sich in Unterschleißheim ums autonome Fahren.
1800 Mitarbeiter kümmern sich in Unterschleißheim ums autonome Fahren.
Mitfahrt im vollautonomen 7er. BMW gibt einen Ausblick auf die Zukunft. vn/Gasser
Mitfahrt im vollautonomen 7er. BMW gibt einen Ausblick auf die Zukunft. vn/Gasser

Autonomes Fahren

Level 1: Assistenzsysteme erleichtern sicheres und komfortables Fahren.

Level 2: Fahrerassistenzsysteme sind die Vorstufe zum autonomen Fahrer. Der Fahrer bleibt permanent in der Verantwortung. Stand von heute.

Level 3: Ab Level 3 ist eine Teilung der Verantwortung zwischen Fahrer und Fahrzeug möglich. Auf Autobahnen übernimmt das Auto. Der Fahrer muss aber in der Lage sein, nach einigen Sekunden das Steuer zu übernehmen. Bei BMW ab 2021.

Level 4: Im Grund wie Level 3. Allerdings gibt es ein deutlich ausgedehntes Zeitfenster bis zur Übernahme des Steuers durch den Fahrer.

Level 5: Autonomes Fahren. Die Passagiere sitzen ohne Fahraufgabe im Fahrzeuge, ein Führerschein ist nicht erforderlich.