Warum Autos bald ganz anders aussehen werden

VN-Kommentar über die Entwicklung des Autodesigns.
Genf Autos werden sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Die Revolution findet dabei längst nicht nur unterm Blech statt, wo Verbrennungsmotoren ein Ablaufdatum haben. Alternative Antriebe sorgen für neue Voraussetzungen bei den Gestaltungsmöglichkeiten. Das Autodesign erfindet sich gerade neu. Gezeichnet werden Automobile im Wesentlichen nach der Maxime „Form folgt Funktion“. Lange Motorhaube, Lufteinlässe und Auspuffrohre: das Auto sieht seit Jahrzehnten mehr oder weniger gleich aus. Das war einmal. Die Elektromobilität wird die Optik der Fahrzeuge stark beeinflussen. Für kompakte Stromaggregate braucht es keine langen Motorhauben. Und wenn es keine Luftkühlung gibt, wozu braucht es dann noch einen Kühlergrill? Die Formen werden sich immer mehr der Funktionalität der neuen Antriebe anpassen. Die Automobilindustrie hatte bisher einen anderen Weg gewählt. Die ersten E-Autos haben sich optisch in vielen Fällen kaum von jenen mit konventionellem Antrieb unterschieden. Beim e-Golf ist das beispielsweise so. Auch die ersten Tesla Model-S hatten an der Front noch Kühleröffnungen, auch wenn es die gar nicht gebraucht hätte.
Alternative Antriebe werden sichtbar, weil Designer mit neuen Fahrzeugarchitekturen ganz andere Möglichkeiten haben. Gewohnte Proportionen werden durch neue ersetzt. Ein Risiko für die Automobilhersteller. Schließlich zählt das Aussehen eines Fahrzeugs zu den wichtigsten Kaufentscheidungen. Gefallen die neuen Formen nicht, hat das Auswirkungen auf das Geschäft.
Die Antriebe der Zukunft beeinflussen das Design. Ganz stark trifft das auf den Innenraum zu, wo es keinen Mitteltunnel mehr gibt, der die beiden vorderen Sitze trennt. Wenn dann in ein paar Jahren Autos auch autonom fahren können, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Pedalerie und Lenkrad werden überflüssig. Das Auto ist dann neu erfunden. Beim Neuerfinden darf man aber derzeit gerne auch noch ein wenig in die Vergangenheit schauen, wie der Autosalon in Genf zeigt. Die Zukunft bereitet gleich weniger Unbehagen, wenn sie im Retrolook verpackt ist. Honda bringt nächstes Jahr ein solches Auto auf den Markt. Sieht irgendwie aus wie ein Einser-Golf. Und VW geht noch einen Schritt weiter, zeigt erstmals einen elektrischen Buggy. Schließlich hat Autokauf ja mit Emotionen zu tun, ganz unabhängig vom Antrieb. Form wird also wohl auch in Zukunft nicht ausschließlich der Funktion folgen – so weit die gute Nachricht.