Ein Doppelherz für kurz und lang

Motor / 03.12.2021 • 11:19 Uhr
Mercedes bietet den GLE auch mit einer cleveren Antriebskombination aus Diesel und Elektromotor an. VN/Stiplovsek
Mercedes bietet den GLE auch mit einer cleveren Antriebskombination aus Diesel und Elektromotor an. VN/Stiplovsek

Mit dem Dieselaggregat auf Langstrecke und mit großer Batterie alltagstauglich im Nahverkehr.

Schwarzach Was sich in der Theorie gut anhört, muss in der Praxis nicht immer toll sein. Bei Plug-In-Hybriden kommt das gar nicht so selten vor. So wird in Hochglanzprospekten mit Fabelverbräuchen geworben, die dann im Alltag kaum zu realisieren sind. Statt zwei Liter zweistellig: wenn die Batterie nur für die kurze Leine konzipiert ist und der Benziner allein unter der Motorhaube mit dem mächtigen Gefährt überfordert ist, dann stellt sich rasch Ernüchterung ein. Nüchtern betrachtet braucht es das Beste aus zwei Welten: ein Diesel für die Langstrecke und eine Batterie, die praxistaugliche Reichweiten im Nahverkehr erlaubt.

Ein solches Doppelherz bietet Mercedes im GLE an. Dort arbeitet als Dauerläufer ein 4-Zylinder-Selbstzünder, der mit seinen 194 PS Leistung eine feine Basis bietet. Als Solist, etwa auf der Urlaubsfahrt, verrichtet das Aggregat mit moderaten Verbrauchswerten gefällig seinen Dienst. Mehr als nur eine Unterstützung ist der Elektroantrieb, der nicht nur auf dem Papier Eigenständigkeit dokumentiert. 100 kW leistet der Strommotor, der von einer 31,2 kWh-Batterie mit Energie versorgt wird. Was das für den Straßenbetrieb bedeutet: dieser Plug-In-Hybrid kann im Normalverkehr tatsächlich rein elektrisch bewegt werden. Bis zu einer Geschwindigkeit von 160 km/h fährt das große SUV im Summton. Im Alltag – etwa auf dem Weg zur Arbeit – bedeutet das eine realistische Reichweite von 100 Kilometern. Und wer fährt das schon täglich? Hier steht nun tatsächlich ein Stromer für Alltagsstrecken und zugleich ein effizienter Langstreckenläufer: eine überzeugende Kombination.

Beide können freilich auch gemeinsam, quasi Hand in Hand. Bei einer Systemleistung von 320 PS und einem mächtigen Drehmoment von 700 Nm fällt das harmonische Zusammenspiel auf. Die 9-Gang-Automatik und Hightech bei der Rekuperation sorgen für ein stimmiges Gesamtbild des Antriebs, der zudem auch über Allrad verfügt. Die Prospektangabe zum kombinierten Verbrauch: 1,1 Liter. Jetzt liegt der Praxiswert näher als bei den meisten anderen Plug-In-Hybriden an der Normverbrauchsangabe, hängt aber auch hier vom Fahr- und Streckenprofil ab. Niedrig ist er aber in jedem Fall. Und noch etwas kann der GLE 350 de besser als manch einer seiner Mitbewerber: Er zieht auch mit Doppelherz beherzt bis 3,5 Tonnen schwere Anhänger.

Etwas kleinerer Kofferraum

Die große Batterie macht also den Unterschied zu vielen anderen Plug-In-Hybridmodellen aus. Mercedes hat dafür einen speziellen Rohbau des Heckwagens und eine modifizierte Hinterachse geschaffen. So ist es schließlich gelungen, die Akkus einigermaßen platzsparend zu verbauen. Ohne Abstriche geht so etwas freilich nicht: Für den GLE als Steckdosenhybrid gibt es keine dritte Sitzreihe und kein Unterfach im Kofferraumboden. Das Heckabteil ist mit bis zu 1915 Litern Ladevolumen zwar immer noch familientauglich, aber eben doch etwas kleiner als in der reinen Verbrennervariante (2055 Liter). Der Akku selbst lässt sich im Übrigen an einer DC-Ladesäule in nur 20 Minuten (10 auf 80 Prozent) befüllen.

Wenn Plug-In-Hybrid, dann so. Dieses Fazit fällt klar aus. Allerdings hat so viel tolle Technologie ihren Preis. Im Falle des Testautos sind es stolze 99.000 Euro.

Wenn Plug-In-Hybrid, dann so. Der GLE kann Diesel-Langstrecke und stromert ernsthaft im Nahverkehr.

Der Steckdosen-GLE schafft rund 100 Kilometer rein elektrisch.
Der Steckdosen-GLE schafft rund 100 Kilometer rein elektrisch.
Prima Platzangebot und exklusive Premiumqualität.
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Fakten und Daten

Motor/Antrieb 2-Liter Diesel 194 PS, E-Motor 136 PS, 320 PS System, 700 Nm, 9-Gang-Auto., Allradantrieb

Fahrleistung/Verbrauch 0 auf 100 in 6,8 Sek, Spitze 210 km/h, 1,1 l Verbrauch (3,8 l im Test)

Preis ab 82.440 Euro; Testwagen: 99.028 Euro