Pfiffiger Herausforderer aus China
BYD In Europa ist die Marke ein Newcomer, in China dagegen seit Jahren einer der größten Player. Und das nicht nur in der Auto-Branche –tatsächlich liegt das Hauptgeschäft des Unternehmens im Bereich der Batterien, diese werden mittlerweile mit 28 Jahren Erfahrung entwickelt und gefertigt. Der Kompakt-SUV Atto 3 ist das jüngste und modernste Modell in der Palette der Marke, deren Vorarlberg-Vertrieb das Autohaus Ellensohn übernommen hat. Mit der neuen, kobaltfreien Lithium-Eisenphosphat-Batterie aus hauseigener Fertigung feiert er auch eine technische Premiere, die zugleich eine der Besonderheiten von BYD repräsentiert: Vom Rohstoffabbau bis zur Endfertigung befindet sich praktisch die gesamte Wertschöpfung in der Hand des Unternehmens. Mit 4,45 Metern Länge setzt sich der Atto 3 exakt ins Revier des VW ID.4. Auch bei der Leistung liegt der chinesische Fronttrieb-ler mit 204 PS mit den meistverkauften Varianten des deutschen Platzhirsches gleichauf.
Das glatte Außendesign ist proportioniert und gefällig, ohne deswegen beliebig zu wirken. Drinnen überrascht der Atto 3 mit einem pfiffigen Cockpit-Layout und vielen frischen Ideen – etwa mit an Gitarrensaiten erinnernde Bänder als Stauraum-Bespannung in den Türen oder den als vertikale Fächer gestalteten Belüftungselementen. Das Highlight im Cockpit ist zweifellos der zentrale, manuell oder per Knopfdruck auf Hoch- oder Querformat drehbare 15,6 Zoll-Touchscreen mit dem geläufigen, von Smartphone oder Tablett bekannten Android-System. Obendrein passt rundherum die Materialqualität: Wer hier Hartplastik sucht, muss schon in den Fußraum abtauchen – alles darüber ist hochwertig geschäumt, geledert oder mit ansprechenden Deko-Elementen bestückt. Ebenso hinterlässt die passgenaue Verarbeitung einen durchwegs tadellosen Eindruck.
Funktionell bleibt der Atto 3 ebenfalls nichts schuldig. Die Fahrzeugbalance ist tadellos, Ansprechverhalten und Agilität liegen im guten Mittelbereich. Auch flott genommene Kurven überfordern das Fahrwerk nicht, und im Handling gibt sich der Elektro-SUV neutral mit der klassenüblichen Tendenz zum Untersteuern. Unter Geschmacksache fällt, dass die Lenkung etwas leichtgängiger und der Druck am Bremspedal weniger fest ist, als von den europäischen Mitbewerbern gewohnt. Den WLTP-Verbrauch von 15,6 kWh je 100 Kilometer verpasste der China-Import im Praxistest trotz vieler Überlandstrecken und niedrigen Temperaturen mit 16,9 kWh nur knapp, die Katalog-Reichweite von 420 Kilometern bleibt damit unter besseren Bedingungen auch in der Praxis ein realistischer Wert.
Attraktive Preise
Die Preisfrage beantwortet der Atto 3 mit 45.000 Euro für die beinahe schon komplette Comfort-Variante und unterbietet damit die etablierte europäische Konkurrenz im Segment deutlich. Mit nur 2400 Euro Aufpreis bleibt sogar die Vollausstattung Design samt elektrischer Heckklappe, dem größeren Schwenk-Touchscreen und zusätzlichen Assistenzsystemen immer noch deutlich unter den Einstiegs-Tarifen der meisten namhaften Wettbewerber. PAB