Unternehmen fordern Entlastungen
Der Ruf nach einer Senkung der Lohnnebenkosten aus der Wirtschaft wird lauter, während Steuererhöhungen naturgemäß abgelehnt werden. Das ergibt die neueste Umfrage von Deloitte unter rund 300 österreichischen Führungskräften. Sie fordern konkrete Maßnahmen zur Entlastung und Ökologisierung des Steuerwesens, sind hierzu aber skeptisch. Keinesfalls dürfe es zu Maßnahmen kommen, die das Wachstumspotenzial schwächen könnten, sagte Herbert Kovar von Deloitte der APA.
“Obwohl Unternehmen immer auf die Budgetdisziplin des Bundes achten, ist bei dem Tax Survey herausgekommen, dass 77 Prozent auch Steuererhöhungen wegen Covid ablehnen”, so Kovar, der beim Beratungsunternehmen Deloitte Österreich “Managing Partner Tax & Legal” ist, am Rande des Forum Alpbach am Dienstag. Argumentiert werde damit, dass die Niedrigzinspolitik der EZB ohnehin dabei helfen werde, den Haushalt zu sanieren, das im Vergleich zu südeuropäischen Ländern ohnehin als “Musterknabe” dastehe. “Da wär es das ärgste wenn es zu neuen Steuern käme.”
Gegenüber den Umfragen der Vorjahre sei die Ablehnung von Steuererhöhungen deutlich gestiegen, sagte Kovar. Sehr wichtig sei den Betrieben eine Senkung der Lohnnebenkosten, dafür sprechen sich rund drei Viertel aus. “Das ist im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit Gebot der Stunde.” Dahinter folgen als geforderte Maßnahmen eine Senkung der Ertragssteuern sowie eine Vereinfachung der Steuergesetze.
Eine Umschichtung in Richtung eines ökologischeren Steuersystems ohne dass es zu einer Mehrbelastung insgesamt komme, werde auch mehrheitlich (57 Prozent) unterstützt, sagte Kovar. Er wertet die mehrheitliche Zustimmung als Zeichen für Weitblick und dafür, dass die sich die Bedeutung von Maßnahmen gegen den Klimaschutz bei vielen manifestiert habe. Denn in Krisenzeiten gelange der Nachhaltigkeitsgedanke leicht ins Hintertreffen.
Dass der Spitzensteuersatz in Österreich 55 Prozent betrage, schwäche den Standort Österreich ohne Nutzen. Denn sich potenziell ansiedelnde Unternehmen würden dadurch abgeschreckt, und das Aufkommen sei gering, sagte Kovar. “Das ist so ähnlich wie mit der Vermögenssteuer.” Ein positives Zeichen nach außen wäre eine Senkung der Körperschaftssteuer.
“Noch sind die Unternehmen hinsichtlich positiver Impulse am heimischen Standort skeptisch. Mit der für 2022 geplanten Steuerreform könnte aber der Wirtschaftsstandort nachhaltig gestärkt werden”, unterstreicht Herbert Kovar. “Im Herbst sollen die Details fixiert werden – die Führungskräfte haben klar formuliert, wo sie die wichtigsten Stellschrauben sehen.”
Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungen des Steuerstandortes Österreich hat mehr die Hälfte der Studienteilnehmer allerdings gedämpfte Erwartungen. Insgesamt ist die Stimmungslage im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Fast ein Drittel schätzt die zukünftige Entwicklung sogar als (eher) schlecht ein, hieß es bei der Vorstellung der Studie.