So denkt Bayerns “Fan”-tastischer Finanzvorstand

Michael Diederich, der neue mächtige Mann des FC Bayern, war als Jugendlicher großer Fan von Beckenbauer und Co. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Vermarktung gehören für ihn zu den großen Herausforderungen der Zukunft. Darüber sprach der 58-Jährige anlässlich des 40. Vorarlberger Wirtschaftsforums.
Bregenz “In meiner Jugend gab es im deutschen Fußball den FC Bayern und Borussia Mönchengladbach”, erzählt aus Rheinland-Pfalz (Koblenz) stammende Michael Diederich. Die Entscheidung sei ihm als Teenager leicht gefallen. Der heute 58-Jährige begeisterte sich für Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Uli Hoeneß. Und so schließt sich für den Mann, der über 25 Jahre Bankerfahrung verfügt, dieser Tage der Kreis. Denn als Finanzvorstand – er folgte in dieser Funktion im Sommer Jan-Christian Dreesen nach – und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, tauscht er sich immer wieder mit dem langjährigen Vorstand und Präsident sowie heutigen Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß (71) aus. Somit kümmert sich der ehemalige Fan des Fußballers Hoeneß um dessen finanziellen Erbe beim deutschen Rekordmeister.
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Große Herausforderungen
Den Klub, den Diederich in finanzieller Hinsicht als “Leuchtturm in der internationalen Fußballwelt” bezeichnet, kennt er seit seinem Eintritt in den Aufsichtsrat (2018). Vor zwei Jahren habe ihn im Familienurlaub ein Telefonat erreicht, in dem ihm das Angebot, operativ im Vorstand tätig zu sein, eröffnet wurde. Kurz habe er überlegt und dann zurückgerufen und gesagt: “Ich mache es!” So nüchtern der langjährige Vorstandssprecher der Unicredit Bank in München von seinem Umstieg in den Vorstand des FC Bayern München spricht, so emotional wird er, wenn es um die Geschehnisse auf dem Fußballfeld geht. “Wenn 75.000 im Stadion die Bayern-Hymne (Anm. d. Red.: Stern des Südens) mitsingen, dann geht mir das noch immer unter die Haut.”

„Nicht die Anzahl der anzugehenden Projekte ist wichtig, sondern die Auswahl der relevanten.“
Michael Diederich, Finanzvorstand FC Bayern München
Seiner großen Verantwortung als “Hüter der Finanzen” im Bayern-Imperium, ist sich Diederich bewusst. Dies unterstrich er auch in seiner Rede anlässlich der Jahreshauptversammlung vor wenigen Tagen. Die Zahlen, die er präsentieren konnte, sind beeindruckend: Ein Umsatz von mehr als 850 Millionen Euro, der Anstieg des Eigenkapitals auf mehr als 350 Millionen Euro. Der FC Bayern ist im Konzert der Großen im weltweiten Fußball liquide, zumal sich das Umlaufvermögen auf rund 250 Millionen Euro beläuft. Die damit verbundene Flexibilität in finanzieller Hinsicht gebe dem Verein die Unabhängigkeit in seinen Handlungen. Gerade hinsichtlich der neuen Herausforderungen sei dies ein wichtiger Baustein. Steigende Transfersummen, neuen Technologien und die Aquisition neuer internationaler Partner sind anstehende Aufgaben, denen sich der Klub zukünftig stellen muss.

Stichwort internationale Partner: National sei man bestens vernetzt, international gebe es noch Möglichkeiten. Auch hinsichtlich TV-Vertrag sieht Diederich in Deutschland noch Aufholbedarf.

Stichwort Digitalisierung: Der FC Bayern unterhält, so Diederich in seinen Ausführungen, seit zehn Jahren Auslandsbüros in den USA und in Asien. 4500 Fanklubs mit rund 316.000 Mitgliedern machen den deutschen Rekordmeister zum mitgliederstärksten Fußballklub weltweit. Ziel sei es, das Interesse jedes Einzelnen genau zu analysieren. Was den Zugriff auf die Homepage betrifft ebenso, wie die Anreise in die Allianz Arena. Mit dem Wissen, dass ein Fan im Schnitt 250 km für ein Bayern-Heimspiel fährt, könne man auch Heimspielpakete, wie Übernachtung, Restauranttipps oder Anfahrtsmöglichkeiten, schnüren. All das gehört für ihn zum Projekt “Nachhaltigkeit”, zumal das Thema auch in der Lizenzierung der Deutschen Fußball Liga (DFL) niedergeschrieben ist.