Ida und Rainer Knünz: Ein Leben für die Kirche

20.02.2024 • 16:15 Uhr
Rainer Knünz trauert um seine Frau Ida, die mehr als 70 Jahre an seiner Seite war.<span class="copyright"> Roland Paulitsch  </span>
Rainer Knünz trauert um seine Frau Ida, die mehr als 70 Jahre an seiner Seite war. Roland Paulitsch

Mehr als 50 Jahre waren Ida und Rainer Knünz als Mesner in Röthis tätig. Weil sie als solche unabkömmlich waren, machten sie in all den Jahren nie Urlaub.

Röthis Auf dem Küchentisch brennt eine Kerze, daneben ist ein Sterbebildchen aufgestellt. Rainer Knünz (93) trauert um seine Frau Ida, die vor knapp einem Jahr gestorben ist. Das Paar hatte sich im Jahr 1950 auf einer Alpe beim Furkajoch kennengelernt. Rainer arbeitete dort als Hirte. Ida, die Tochter eines Bauern, war mit einigen Kühen auf die Alpe gekommen.

Rainer (Zweiter von links vorne) mit seinen Ministranten-Kollegen.
Rainer (Zweiter von links vorne) mit seinen Ministranten-Kollegen.

Das Pärchen gab sich gleich dreimal das Ja-Wort. Das erste Mal heirateten die beiden standesamtlich, das zweite Mal kirchlich an Idas Krankenbett. „Ida litt an einer schweren Mandelentzündung. Sie kam zwei Jahre nicht aus dem Bett heraus. Es war nicht sicher, dass sie überlebt. Der Pfarrer ermahnte uns, den Bund fürs Leben vor Gott zu schließen. Sonst würde Ida in Sünde sterben. Also haben wir uns mit seinem Segen das Jawort gegeben“, taucht Rainer kurz in die Vergangenheit ab. Das dritte Mal schritt das Paar 1957 in St. Arbogast vor den Altar. „Das war eine richtige Hochzeit, eine in Weiß.“

Beim dritten Anlauf war es dann eine Hochzeit in Weiß.
Beim dritten Anlauf war es dann eine Hochzeit in Weiß.

Familie, Beruf und die Obsorge für das Kirchengebäude und die Erfordernisse der Gottesdienste prägten das Leben des Ehepaares aus Röthis. Rainer schnupperte als junger Mann in den Metzgerberuf hinein, aber er konnte nicht mitansehen, wie die Tiere getötet wurden. Daraufhin erlernte er das Schuhmacherhandwerk, weil er selbst unter einem Klumpfuß litt und Spezialschuhe benötigte. Er arbeitete dann aber mehrere Jahre für die Gemeinde als Waldarbeiter. Ab dem Jahr 1965 war Rainer als Stationshelfer in der Sonnenheilstätte Viktorsberg tätig. Die Arbeit mit den kranken Menschen gefiel ihm so gut, dass er sie bis zur Pensionierung ausübte. „Ich habe beim Gipsen geholfen und auch Spritzen verabreicht.“

Das Ehepaar Ida und Rainer Knünz mit seinen Kindern Gebhard, Rita und Martin.
Das Ehepaar Ida und Rainer Knünz mit seinen Kindern Gebhard, Rita und Martin.

Ida schenkte ihrem Mann drei Kinder. Aber sie zog noch ein viertes groß. „Wir haben ein fünf Monate altes Pflegekind aufgenommen.“ Die Familie stand bei beiden an erster Stelle. „Am Sonntagnachmittag haben wir immer einen Ausflug gemacht oder sind picknicken gegangen“, erinnert sich Rita Keckeis, die Tochter von Ida und Rainer.

Rainer Knünz sieht sich mit seiner Tochter Rita Fotos aus der Vergangenheit an.
Rainer Knünz sieht sich mit seiner Tochter Rita Fotos aus der Vergangenheit an.

Urlaube jedoch habe man so gut wie keine gemacht. Das lag daran, dass das Ehepaar Knünz, das unweit der Pfarrkirche St. Martin wohnte, im Jahr 1967 von einem Verwandten die Mesner-Arbeiten übernommen hatte. Das hieß fast täglich die Gottesdienstfeier vorzubereiten, jeden Tag die Türen der Pfarrkirche morgens zu öffnen und abends zu schließen, freitags um drei die Glocken läuten zu lassen, regelmäßig die Kirche zu säubern und einmal jährlich die Kirchenfenster zu putzen.

Rainer Knünz vor der Pfarrkirche St. Martin in Röthis. Hier arbeitete er als Kirchendiener.
Rainer Knünz vor der Pfarrkirche St. Martin in Röthis. Hier arbeitete er als Kirchendiener.

„Mama war bei jeder Messe dabei, am Sonntag fanden gleich drei statt“, zeigt Rita auf, wie groß der Einsatz ihrer Mutter war. Ida, die sehr gläubig war und gerne Gebetsliteratur las, war als Bauerntochter von Haus aus ans harte Arbeiten gewöhnt. Pflichtbewusst und unermüdlich versah sie die Mesner-Dienste mehr als 50 Jahre lang. Ihr Mann unterstützte sie dabei, wenn es seine Arbeit zuließ. Auch bei der Kirchenrenovierung arbeitete Rainer tatkräftig mit. „Ich bin auf rund 800 Arbeitsstunden gekommen.“ Manchmal spannte das Mesner-Pärchen auch seine Kinder ein. „Wir mussten die Kirchenbänke abstauben. Dafür bekamen wir einen Schilling. Dann konnten wir ins Schwimmbad gehen“, erinnert sich Rita. Sie lebt im Haus ihres verwitweten Vaters. Dieser wird mit dem Tod seiner Frau, die mehr als 70 Jahre an seiner Seite war, nicht fertig. „Wohin ich auch schaue, wohin ich auch gehe, überall werde ich an Ida erinnert“, sagt er mit schimmernden Augen. Heute hat ihn der Verlustschmerz schon hart gepeinigt. „Ich habe ein Vaterunser gebetet. Das tue ich immer, wenn ich keinen Ausweg mehr sehe.“    

 

Da hatte Rainer seine Ida noch.
Da hatte Rainer seine Ida noch.