Tattoos und viel Liebe zur Pflege

Melanie Stemer ist mit 33 schon Pflegedienstleiterin im Sozialzentrum Herrenried in Hohenems.
Hohenems Tätowiert, gepierct und mit Käppi: Melanie Stemer liebt es flippig. Dazu passt auch der VW Käfer, Marke Oldtimer, den sie aber nur im Sommer aus der Garage holt. Dann wären da noch Hund „Carlos“ und sieben Patenkinder, mit denen Melanie gerne die Freizeit verbringt, um Kraft für ihren herausfordernden Beruf zu tanken. Mit erst 33 hat sich die gebürtige Montafonerin schon zur Pflegedienstleiterin im SeneCura-Sozialzentrum Herrenried in Hohenems hochgearbeitet. Nach elf Jahren in Bludenz nützte Stemer die Chance der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Am 1. November 2023 schlüpfte sie in die neue Rolle, die Führungs- und Organisationsverantwortung verlangt. Ein Feld, das der jungen Frau liegt. Gleichzeitig kann Melanie Stemer in dieser Funktion ein weiteres, ihr wichtiges Anliegen vorantreiben, das da lautet: Das Image der Langzeitpflege zu heben. Der direkte Austausch mit jungen Menschen sowie die Präsenz in den sozialen Medien sollen sie dabei unterstützen. Melanie selbst brennt jedenfalls für die Langzeit- und Beziehungspflege.

Berufsbegleitend gelernt
In den Beruf haben sie letztlich persönliche Gründe geführt. „Die Oma hat sehr lange meine Uroma gepflegt. Ich war also schon als Kind sehr nahe an dem Thema“, erzählt Melanie Stemer. Trotzdem absolvierte sie zuerst eine Friseurlehre. Der direkte Kontakt mit Menschen gefiel ihr. Damit wuchs der Wunsch, sich im Sozialbereich zu engagieren. Melanie machte ein soziales Jahr und direkt die Diplomausbildung. Ohne den oft üblichen Umweg über die Akutpflege stieg sie in die Langzeitpflege ein. Im SeneCura-Sozialzentrum in Bludenz hatte Melanie Stemer neun Jahre lang die Wohnbereichsleitung inne. Während dieser Zeit bildete sie sich emsig weiter, legte sogar die Studienbefähigungsprüfung ab, um für den Master in Pflegemanagement gerüstet zu sein, und das alles berufsbegleitend. Melanie seufzt vernehmlich: „Es war schon eine herausfordernde Zeit.“ Der Lohn für die Mühe war das Angebot, die Pflegedienstleitung im Herrenried zu übernehmen.

Schön und sinnstiftend
Die Aufgabe ist angesichts des Personalmangels keine einfache. „Die Situation ist angespannt. Überall werden Pflegekräfte gesucht“, räumt Melanie Stemer ein. Auch, dass aktuell deshalb fünf Betten behördlich gesperrt sind. „Geburtenraten und Pflegebedürftigkeit sind aus dem Gleichgewicht geraten“, merkt die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin an. Zudem kratzen die ständigen Diskussionen um den Fachkräftemangel ihrer Ansicht nach am Image der Pflege. „Wenn man etwas über den Pflegebereich hört, dann meist nur Negatives“, hat Stemer festgestellt. Ebenso gut weiß sie: „Jammern hilft uns nicht.“ Sie will deshalb Einblicke geben, denn: „Der Pflegeberuf ist ein schöner und sinnstiftender.“ Melanie erlebt das täglich in den Begegnungen mit den Bewohnern. Schüler beispielsweise kämen oft mit falschen Vorstellungen ins Haus: „Hinaus gehen sie dann jedoch positiv überrascht.“ Melanie Stemer würde sich da und dort auch bessere Rahmenbedingungen wünschen, aber: „Für mich persönlich ist der Pflegeberuf der schönste und vielseitigste den es gibt. Die Chancen, Perspektiven und die Verantwortung, die dieser Beruf mit sich bringt, lassen sich nicht beschreiben, sondern nur erfahren.“

Zur Person
Melanie Stemer
Alter: 33
Wohnort: Schlins
Ausbildung: Friseurlehre, Krankenpflegeschule, Master in Pflegemanagement, Pflegedienstleiterin
Familie: Partnerschaft