Hallo Grünes Zebra, servus Ochsenherz
Na endlich, da sind sie ja. Winzig, aber da. Manche zeigen sich erst als zartes durchscheinendes kleines Häkchen, das fast unsichtbar ein paar Millimeter aus der Erde ragt, die meisten zeigen schon stolz, wozu sie fähig sind: In wenigen Tagen aus einem trockenen Samen zwei perfekte kleine Blättchen in korrektem Hellgrün an einem dünnen Stengel auszubilden.
„Ich weiß nicht mehr, wo ich diese Methode gelernt habe, aber soweit ich sehen kann, gehen auch heuer wieder alle auf. “
Ich habe endlich, viel zu spät, die Tomaten gesät, und schon sagen sie Hallo. Auch hallo gelbe Dattelwein, servus Ochsenherz, hello Green Zebra, grüßdich Rosa, moin Justens Gelbe und seawas Mamas Supertomaten, deren Namen ich nicht weiß.
Ich habe letztes Jahr wieder Saatgut gesichert, und obacht, jetzt wirds etwas unkonventionell, denn ich mache das so: Ich wickle etwas Klopapier von der Rolle, dann klebe ich die feuchten Samen darauf, die ich aus meinen und den Paradeisern der Nachbarn und von der Mama gekratzt habe, vier oder sechs pro Blatt, lasse sie trocknen, rolle sie zusammen, mache ein Gummiringerl rum, klebe ein Etikett mit dem Sortennamen drauf und verräume sie bis zum frühen Frühjahr in meiner Samendose. Dann reiß ich das Klopapier in Stücke mit je einem Samen darauf und vergrabe sie in meiner Anzuchtkiste. Ich weiß nicht mehr, wo ich diese Methode gelernt habe, aber soweit ich sehen kann, gehen auch heuer wieder alle auf.
Letztes Jahr im Mai, als ich meine Setzlinge an die Südwand gestellt habe, schrieb ich hier, ich sei schon gespannt, was das diesmal für ein Tomatenjahr werde. Jetzt kann ich sagen: Nie zuvor hatte ich ein besseres. Ich habe so viele Tomaten gegessen, im Herbst kamen sie mir schon dermaßen zu den Ohren heraus, dass ich im Winter, wo man eh keine isst, auch gar keine wollte. Wobei, ich hatte (und habe) eh immer noch welche, in vielen Gläsern: am Dörrapparat getrocknet und in Öl eingelegt, zu aromatischer Sauce verkocht und eingefroren.
Heuer sind die Chancen auf eine Superernte gemischt. Einerseits habe ich vor ein paar Tagen gelesen, dieser Sommer werde voraussichtlich ein Rekord-Schnecken-Sommer, halleluja. Andererseits hat mit mir mein netter Nachbar, der Bauer, nochmal eine halbe Baggerschaufel reifen Mist in mein abgesunkenes Hochbeet gekippt, und weil es etwas zu viel war, hab ich einen Teil davon unten in die Tomatentöpfe geschaufelt. Darüber so viel Erde, dass die Wurzelspitzen deiner Pflanzen in den Mist wachsen können, sagte der Nachbar, und im Hochbeet hat das letztes Jahr zu beachtlichen Ergebnissen geführt. Schauen wir mal, wie die Tomaten diesen Mist finden; ich werde berichten.
Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.
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