Ehefrau 17 Jahre lang gepflegt

Franz Hirmann (76) pflegte seine Frau bis zu ihrem Tod im heurigen April. Im Jahr 2007 hatte Brigitte einen schweren Schlaganfall erlitten.
Bartholomäberg Am 27. Juli hätten sie den 45. Hochzeitstag feiern können. Dies war Brigitte und Franz Hirmann nicht mehr vergönnt. Brigitte starb am 30. April an den Folgen einer schweren Grippe. Zurück blieb Franz mit einem Herzen voller Liebe und Verlustschmerz.
„Mama und Papa waren ein eingespieltes Team“, weiß Tochter Sandra. Keiner von beiden dachte je daran, den andern zu verlassen. Auch nachdem Brigitte von einem schweren Schicksalsschlag heimgesucht worden war, verließ Franz sie nicht, im Gegenteil, jetzt kümmerte er sich noch intensiver um sie.

Der 22. September 2007 veränderte das Leben der Hirmanns schlagartig. An diesem Tag erlitt Brigitte einen schweren Schlaganfall. Die Ärzte kämpften auf der Intensivstation um ihr Leben. „Sie sagten uns, dass Gitti ein schwerer Pflegefall sein wird, wenn sie aus dem Koma aufwacht.“ Brigitte überlebte. Aber sie konnte jetzt nicht mehr sprechen und war halbseitig gelähmt. Der Rollstuhl wurde zu einem festen Bestandteil ihres Alltags.

Anfangs haderte Brigitte mit ihrem Schicksal. „Sie war aggressiv und zornig, auch weil man sie nicht gut verstand“, erzählt Franz. Aber nach einem Jahr hatte sie sich in ihr Schicksal gefügt. Brigitte, die wegen ihres Optimismus immer der Sonnenschein der Familie gewesen war, erholte sich gut von dem Schicksalsschlag und fand zu neuer Lebensfreude. „Gitti spielte leidenschaftlich gern, Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Sie genoss gutes Essen, trank hin und wieder ein Gläschen Wein und las mit Begeisterung Krimis und Blumenbücher. Auch Ausflüge und Reisen unternahm sie gern mit mir.“

Brigitte lebte bis zum Schluss gern. Das lag nicht zuletzt daran, dass ihr Ehemann sie hingebungsvoll betreute. Franz, der jeden Tag ein leckeres Mittagessen auf den Tisch zauberte, war von morgens bis abends an ihrer Seite. Auch in der Nacht stand er parat, wenn sie Hilfe beim Toilettengang benötigte.“ Aus seiner Sicht stellte all dies keine Belastung dar. „So habe ich das nie empfunden. Mir war wichtig, bei meiner Frau zu sein und mit ihr zu leben.“ Deshalb verstand er auch nicht, warum manche ihn bedauerten. „Ich bin nicht arm“, sagte er zu denen, die ihn bemitleideten. Und zu denen, die ihn fragten, warum er seine Frau nicht in ein Heim gibt, meinte er: „Das kommt für mich nicht infrage. Mir würde Gitti fehlen.“ Einmal konnte Franz sich wegen einer Knie-Operation nicht um seine Frau kümmern. Drei Wochen verbrachte Brigitte deswegen in einem Pflegeheim. „Sie hat in dieser Zeit unheimlich abgebaut.“

Der Witwer blickt auf ein Foto seiner Frau. Tränen steigen in seine Augen. 17 Jahre pflegte er seine Gitti rückhaltlos. „Ich würde es ohne Wenn und Aber wieder so machen.“ Und jetzt ist sie tot, gestorben in seinen Armen. Das hat plötzlich eine Leere in seinem Leben aufgetan. Aber Franz ist zuversichtlich, dass er das Gefühl der Leere und des Verlusts überwinden kann. Denn er ist in eine Familie eingebettet. Seine Tochter, sein Schwiegersohn und zwei seiner Enkel leben bei ihm im Haus.