So will Andreas Heraf Dynamo zu neuem Glanz verhelfen

23.06.2024 • 15:35 Uhr

Beim Besuch in Berlin sprach der 56-Jährige auch über seine Zeit bei Austria Lustenau und SW Bregenz. Und er verriet, warum ein längeres Engagement bei der Austria platzte.

Berlin Es ist der Abschluss seiner ersten Trainingswoche, in der Andreas Heraf schnelllebige Tage in Berlin erlebt hat. Heißt konkret: Wohnung einrichten, Trainingspläne erstellen, Kaderplanung – und die tägliche Arbeit auf dem Platz. Die Aufgabe des 56-Jährigen ist klar definiert: Heraf soll den ehemaligen Spitzenclub aus DDR-Zeiten von der Regionalliga Nordost in die 3. Liga in Deutschland führen.

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Die Konkurrenz jedoch ist groß: Neben Absteiger Hallescher FC warten noch Traditionsclubs wie Lok Leipzig, Zwickau, Erfurt, Chemnitzer FC oder Jena. “Vor allem ist das Budget bei einigen Vereinen deutlich höher”, weiß Heraf. Denn der gebürtige Wiener hat sich schon intensiv mit der Liga beschäftigt und die Gegner studiert. Zusätzlich wird das Ziel Aufstieg in dieser Saison mit einem Relegationsspiel erschwert.

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In Großformat, das alte, nunmehr erneuerte Clublogo. VN

Neue Fußballheimat

Sein Eindruck von der Mannschaft ist nach der ersten Woche hervorragend. “Coole Typen”, sagt Heraf, der bei seinem ersten Gesprächstermin in Berlin am 25. Mai auch das Freundschaftsspiel bzw. den Saisonabschluss gegen die U-19 der AS Monaco (4:2) sah und vor allem von der Kulisse begeistert war. “Mehr als 3000 Besucher waren im Stadion.”

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Andreas Heraf bei den VIP-Plätzen im Stadion. VN

Den ersten Kontakt mit Dynamo hatte es noch zuvor, am Wochenende nach seinem Gespräch mit Lustenaus neuem Sportchef Mirco Papaleo gegeben. “Mein Berater hat mich angerufen und gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte.” Und weil ihm am Ende das Commitment und Vertrauen seitens der Austria fehlte, sagte er am Tage von sich aus, nur nach der Vorstellung von Papaleo (Anm. d. Red.: 21. Mai) dem Club ab. “Es war eine Trennung im Guten”, sagt er, “wir hatten alle an das Ziel geglaubt und daran gearbeitet. Leider haben wir den Klassenerhalt nicht geschafft. Das gehört auch zum Fußball.”

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Spielten 1998/99 gemeinsam für den SK Rapid. Nun sind Dynamo-Sportchef Angelo Vier (rechts) und Andreas Heraf als der neue Cheftrainer wieder vereint. VN

Nun ist Berlin seine neue Fußballheimat. “Nicht wegen des Geldes, sondern weil mich die Aufgabe reizt. Es hat sich vom ersten Gespräch an gut angefühlt. Wir wollen etwas erreichen. Uns ist natürlich bewusst, dass es nicht leicht ist.” Zusammen mit Sportchef Angelo Vier baut Heraf an der neuen Mannschaft. Somit sind beide nach mehr als zwei Jahrzehnten wieder vereint. Denn in der Saison 1998/99 war der heute 52-jährige, ehemalige Werder-Stürmer zu Rapid gewechselt. “Ich bin damals von der WM gekommen und im Trainingslager war er dann da”, erinnert sich Heraf. Nach etwas mehr als einer Saison, in der Vier auch Spiele gegen Austria Lustenau bzw. SW Bregenz bestritt, trennten sich die Wege beider. “Wir haben mal telefoniert, als er in Ingolstadt als Sportdirektor (Anm. d. Red.: 2017/18) arbeitete, mehr nicht.” Nun also sind sie wieder vereint, treffen sich täglich in der Geschäftsstelle und “basteln” an der Aufstiegsmannschaft.

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Da gibt es durchaus bekannte Namen im Kader: Spielt doch ein Julian Wießmeier (31) seit der Vorsaison für Dynamo. Der ehemalige Austria-Lustenau-Akteur darf sich auf einen weiteren Spieler aus Vorarlberg freuen. So holte Heraf mit Kristijan Makovec (28) seinen ehemaligen Kapitän bei SW Bregenz nach Berlin. Mit Timo Friedrich (26) unterschrieb zudem ein weiterer Kicker, der einst für Grün-Weiß spielte, später auch beim FC Dornbirn, bei Dynamo einen Vertrag.

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Dehnübungen zum Abschluss: Andreas Heraf (Mitte) gibt die Kommandos. VN

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“Es sind nur Profis im Kader”, klärt Heraf nach dem samstäglichen Vormittagstraining bei widrigen Bedingungen, Regen und Wind, auf. “Ich habe in Bregenz im Winter teilweise um 20 Uhr auf dem Kunstrasen trainiert. Das ist für mich der Punkt, wo der Amateurfußball beginnt. Da geht es gar nicht um die Qualität der Spieler, sondern vielmehr um die Uhrzeit. “Das war einfach furchtbar.”

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Große Fußballgeschichte

Das Gründungsjahr des Vereins aus dem Berliner Ortsteil Alt-Hohenschönhausen ist 1966. Zehn Meistertitel in der ehemaligen DDR zeugen von einer glorreichen Vergangenheit, wie auch die vielen Spiele im ehemaligen Landesmeisterpokal (u. a. gegen Gewinner Nottingham Forest) oder ein Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger. Namen wird Andreas Thom, Falko Götz oder Thomas Doll sorgten auch nach der Wende für Schlagzeilen im deutschen Fußball.

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Andreas Heraf im Spielertunnel auf dem Weg ins Stadion. VN

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Von Favoriten und Geheimfavoriten

Die Europameisterschaft beobachtete Heraf bislang am nur TV. Erst am Dienstag wird er das Spiel Österreich vs Niederlande live im Stadion mitverfolgen. Sein bisheriger Eindruck vom Nationalteam? “Gegen Polen haben wir die Geheimfavoritenrolle bestätigt. Der Druck war groß. Aber wenn wir so spielen, können wir jeder Mannschaft Probleme bereiten. Die Spieler wirken topfit und marschieren”, zeigte er sich beeindruckt. Und seine Favoriten: “Spanien ist extrem stark, Italien ist auch nicht schlecht. England wird weit kommen, auch Deutschland. Wobei das Spiel gegen Ungarn war nicht so glanzvoll und Schottland war schwach.”

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Einen Ausblick wagt er auch auf die anstehende Zweitligasaison mit den beiden Ländle-Clubs Austria Lustenau und SW Bregenz. “Ried ist für mich der Topfavorit. Bei der Admira habe ich das Gefühl, sie wollen. Die Vienna spielt vielleicht auch eine Rolle. St. Pölten ist eine Wundertüte. Bei der Austria ist gut, dass die Defensive, inklusive Tormann, steht. Ich muss nochmals betonen, dass ich es gerne gemacht hätte. Den Weg von Bregenz, Österreicher zu holen, finde ich gut. Mal schauen, wie sie es umsetzen.”

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Doch jetzt gilt die Konzentration des akribischen Arbeiters, der für seinen Fußballstil oft Kritik einstecken musste, volle Konzentration auf Dynamo. Dass er mit seiner Spielphilosophie erfolgreich sein kann, hat er schon mehrmals bewiesen. Auch beim ÖfB, als Nachwuchstrainer, u. a. mit EM- und WM-Teilnahmen. Und hat er mit Spielern wie Konrad Laimer, Florian Grillitsch, Gernot Trauner, Christoph Baumgartner, Philipp Lienhart oder Romano Schmid zusammengearbeitet.

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