50 Jahre nach Unfall Versprechen eingelöst

18.07.2024 • 16:10 Uhr
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Opernsängerin Marjon Lambriks mit ihrem Mann Jan Martens. Er arbeitet als Fernsehmoderator.

Marjon Lambriks hatte vor 50 Jahren einen Autounfall am Pfänder. Damals schwor sich die holländische Opernsängerin: Wenn ich gesund werde, singe ich in Bezau eine Messe.

Bezau Eigentlich wollte Marjon Lambriks  (heute 75) – die Tochter eines niederländischen Schauspielers, Sängers und Dirigenten – Schauspielerin werden. Aber es kam anders als geplant. „Ich nahm an einer Vorstellung meines Vaters teil und sang eine bekannte Arie aus Carmen. Tom Brand, ein bekannter Tenor, wurde auf meine Stimme aufmerksam. Er riet mir die Musikhochschule zu besuchen.“ Ab da war die Richtung vorgegeben. Lambriks studierte Gesang an der Musikakademie in Maastricht und bei Paula Lindberg in Amsterdam. Lindberg ermöglichte es ihr, am Mozarteum in Salzburg weiterzustudieren. Als die Studentin aus Holland einen Opernwettbewerb gewann, wurden die Presse und Agenten auf sie aufmerksam. Das war der Beginn einer 40-jährigen Karriere als Opern- und Operettensängerin.

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Marjon Lambriks machte eine internationale Karriere als Opern- und Operettensängerin.

Lambriks unterschrieb bei der Wiener Kammeroper und wurde 1972 Mitglied der Wiener Volksoper, wo sie mit der spätromantischen Oper Hänsel und Gretel endgültig den Durchbruch schaffte. „Ab da bekam ich eine Rolle um die andere und Angebote von großen Opernhäusern.“ Höhepunkte ihrer Karriere waren unter anderem ihr Auftritt bei La Traviata mit Luciano Pavarotti und eine Aufnahme, die Herbert von Karajan dirigierte.

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Marjon Lambriks ist eine aparte Erscheinung.

1974 trat Lambriks als Gast bei den Bregenzer Festspielen auf. Sie hätte die Rolle der Frasquita in der Oper Carmen spielen sollen. Aber kurz vor der Premiere passierte etwas, das ihre Pläne vereitelte. „Hermann, ein Kollege von den Wiener Symphonikern, und ich fuhren nach der Probe auf den Pfänder. „Wir wollten in einem Gasthaus Kässpätzle essen.“ Auf dem Weg dorthin verunglückten die beiden mit dem Auto auf der steilen Bergstraße. „Wir kamen von der Straße ab und prallten gegen einen Baum. Weil ich nicht angeschnallt war, schleuderte es mich nach vorne. Ich erlitt schwere Verletzungen im Gesicht und am Auge. Auch mein Kollege wurde verletzt.“

Nach einer Operation und einem mehrwöchigen Spitalaufenthalt erholte sich die junge Sopranistin in Bezau. Sie verbrachte dort zwei Monate. „Ich war froh, dass ich den Unfall überlebt hatte und meine Verletzungen relativ schnell ausheilten. Aus Dankbarkeit versprach ich dem Pfarrer in Bezau, dass ich eine Messe singen würde.“

Rotterdam, 7 September 2014 Anneke Gronlof 55 jaar artiest Foto Peter Smulders BVmarjon
Marjon Lambriks arbeitete mit Größen wie Luciano Pavarotti und Herbert von Karajan. Peter Smulders

Wenn man etwas verspricht, dann muss man es auch halten, findet Lambriks. Aber Jahr um Jahr verging, ohne dass sie in diese Richtung aktiv wurde. Heuer aber, 50 Jahre nach dem Unfall, möchte die Künstlerin ihr Versprechen endlich einlösen. „Am 15. August singe ich in der Pfarrkirche Bezau, Arnold Meusburger begleitet mich an der Orgel.“  Lambriks wird bei der Messe, die um 8.45 Uhr beginnt, Panis Angelicus von César Franck zum Besten geben, außerdem Largo von Georg Friedrich Händel, Agnus Dei von Wolfgang Amadeus Mozart und Ave-Maria von Charles Gounod. „Ich freue mich auf den Gottesdienst. Aber ich bin auch aufgeregt“, gibt die niederländische Sängerin zu, die im Bregenzerwald gerne Urlaub macht.