Bloß kein Zwang beim Frühstück

08.09.2024 • 14:42 Uhr
Schulbeginn Interview mit Birgit Höffer
aks-Ernährungswissenschaftlerin Birgit Höfert gibt gute Tipps zum Schulstart. VN/Paulitsch

Der Schulbeginn sollte durch und durch positiv gestaltet werden.

Bregenz Die Ferien sind vorbei, die Schulen haben wieder aufgesperrt. Nach neun Wochen ohne Mathe oder Deutsch müssen viele Kinder erst wieder in die Gänge kommen. aks-Ernährungswissenschaftlerin Birgit Höfert rät zu positiver Gelassenheit, zur gemeinsamen Freude auf die Schule und neue Abenteuer mit Freunden.

Wie sollte ein guter Schulstart nach neun Wochen Ferien aussehen?

Höfert Alle sollten mit den Kindern positiv an dieses Thema herangehen, sie ermutigen, dass sie sich freuen auf das neue Schuljahr, auf neue Abenteuer mit Freunden.

Wie wichtig ist die Begleitung der Kinder durch Angehörige an den ersten Tagen?

Höfert Für die Kinder bedeutet Schule etwas Neues, Herausforderndes. Das gilt gerade bei Erstklässlern oder einem Schulwechsel. Kinder brauchen Sicherheit und den Zuspruch. Eltern sollten sich bewusst sein, dass es nicht irgendein Tag ist, und es geht auch nicht nur um den ersten Tag, sondern um die ganze erste Woche, bis sich Kinder wieder einfinden in die Abläufe.

Was sollte oder darf in eine Schultüte?

Höfert Von Ernährungsseite gibt es keine Verbote. Natürlich dürfen auch Süßigkeiten sein, aber alles mit Maß und Ziel. Es wäre außerdem schön, wenn da irgendwelche anderen Dinge drinnen wären, zum Beispiel nette Stifte, eine bunte Jausenbox oder Vorlesebücher.

Ernährung Kinder
Farbenfrohe Broschüren animieren Kinder, sich mit Ernährung und Wohlbefinden zu befassen.

Gesundheitsförderung ist ein großes Thema geworden. Worauf sollten Eltern bei der Ernährung ihrer Kinder achten?

Höfert Bei Kindern gilt, auf das Hunger-Sättigungsgefühl zu achten. Ein besonderes Thema ist immer das Frühstück. Soll das Kind frühstücken oder nicht…

Soll es?

Höfert Natürlich wäre es toll, gemeinsam am Frühstückstisch zu sitzen, weil man da schon gut miteinander reden kann. Ich weiß, das ist nicht immer möglich, aber man könnte sich überlegen, vielleicht früher aufzustehen oder die Jause am Abend vorzubereiten. Keinesfalls sollte das Kind zum Frühstücken gezwungen werden, aber das Angebot sollte da sein und wenn Frühstück, dann kein allzu zuckerhaltiges. Ansonsten ist eine ausgewogene Jause umso wichtiger.

Was gehört in eine Jausenbox?

Höfert Möglichst nichts Verpacktes. Die Klassiker sind Vollkornbrot oder Schwarzbrot mit einem Aufstrich, Gemüse und Obst dazu. Wasser gibt es in fast jeder Schule. Im anderen Fall dem Kind das Wasser mitgeben.

Wie bedeutend ist Trinken während des Unterrichts?

Ernährung Kinder
Kleiner Leitfaden für eine gute Ernährung von Schulkindern.

Höfert Flüssigkeit braucht es, damit sich die Kinder gut konzentrieren können. Man kann jedoch immer von beiden Seiten vom Pferd fallen. Es geht nicht darum, dass Kinder die ganze Zeit die Flasche neben sich stehen haben und daran nuckeln und womöglich abgelenkt sind. Deshalb haben viele Schulen auch Trinkregeln ausgegeben.

Wie sieht es mit der Schulverpflegung insgesamt aus?

Höfert Da ist in den vergangenen Jahren viel passiert. Essen ist Beziehung, ist Kommunikation, manchmal auch ein Sprachrohr für andere Probleme an der Schule.

Gibt es einen guten Zeitpunkt für die Hausaufgaben?

Höfert Sie sollten keinesfalls erst am Abend erledigt werden. Wichtig ist auch, dass Kinder zwischendurch Bewegung haben. Kinder sollten mindestens eine Stunde am Tag angestrengt aktiv sein. Das Pensum schaffen leider viele nicht. Da viele Eltern berufstätig sind, kommt in dieser Sache der Schülerbetreuung große Bedeutung zu, dass dort Bewegung mitgedacht wird.

Welche Rolle können da Vereine spielen?

Höfert Es wäre gut, wenn Kinder dort Anschluss finden würden. Wir machen auch Programme mit übergewichtigen Kindern, und da ist oft das Thema, dass sie in Vereinen keinen Platz finden, wenn diese zu sehr auf Wettkampf und Leistung ausgerichtet sind. Die Kinder würden sich gerne in der Gruppe und mit Gleichalterigen bewegen, aber das Angebot ist nicht so da. Es wäre schön, diesbezüglich ein bisschen offener zu sein, mehr Spiel und Spaß in den Vordergrund zu stellen.

Es gibt zahlreiche Angebote zu Ernährung und Wohlbefinden. Wie zugänglich sind die Pädagogen dafür?

Höfert Es ist schon immer wieder die Frage, wie schaffen wir solche Projekte an die Schulen, aber wir bekommen wirklich gute Rückmeldungen von jenen, die mitmachen. Wir selbst bemühen uns, die Pädagoginnen und Pädagogen mit entsprechenden Materialien gut zu unterstützen.

Machen Sie auch Elternarbeit?

Höfert Grundsätzlich ja, aber Elternabende sind oft schlecht besucht, gerade im städtischen Bereich. Da versuchen wir, neue Wege zu gehen, etwa über Online-Verträge, die man nachhören kann.

Wie wichtig ist es, psychische Gesundheit an die Schulen zu bringen?

Höfert Sehr wichtig, es ist da auch schon viel passiert, gerade im Zuge der Pandemie. Psychische Gesundheit ist bei unseren Projekten immer in irgendeiner Form dabei. Die Notwendigkeit ist auch den Pädagogen bewusst.