Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz: “Der Transformationsdruck in Deutschland ist hoch”

14.11.2024 • 10:38 Uhr
vorarlberger wirtschaftsforum, arndt geiwitz
Arndt Geiwitz auf der Bühne des Vorarlberger Wirtshaftsforums. vn

Der bekannte Sanierer plädierte beim Vorarlberger Wirtschaftsforum dafür, dass Deutschland daran arbeitet, die Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen. Hier herrsche dringender Handlungsbedarf.

bregenz Arndt Geiwitz weiß, wie man Unternehmen saniert. Bekannt wurde der Wirtschaftsprüfer vor allem als Insolvenzverwalter der maroden Schlecker-Kette im Jahr 2012. Später war er auch bei Galeria Karstadt Kaufhof oder Signa an Bord.

Beim Wirtschaftsforum skizzierte er die Strukturkrise in Deutschland und die notwendigen Transformationsherausforderungen für Wirtschaft und Politik. “Wir sehen in unseren Kernmärkten eine dramatische Situation, etwa im Automobilbereich. Klar ist deshalb: Wir müssen in die Transformation investieren, um unseren Wohlstand zu erhalten.”

Keine Sensibilität für Investitionen

Die Innovationskraft sinke, weil es im Land wenig Sensibilität für Investitionen in neue Technologien gebe. Die Strompreise seien außerdem zu hoch, es gebe Rückstände in Infrastrukturthemen. “Hier haben wir die Wettbewerbsfähigkeit komplett verloren”, so Geiwitz. Dazu komme die sinkende Arbeitsproduktivität. “Diese war aber immer das Kernargument für Deutschland.” Dazu schlage sich der Fachkräftemangel unmittelbar auf die Wettbewerbsfähigkeit nieder. Das sei auch der Grund, weshalb Unternehmen in anderen Ländern investieren.

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Arndt Geiwitz sprach über die Strukturkrise in Deutschland.

Das Problem in Deutschland sei, dass die Politik so tue, als ob alles in Ordnung sei. “Sie sieht die hohen Steuereinnahmen. Diese kommen aber vom globalen Auftritt der Firmen, nicht aus der Wertschöpfung im eigenen Land.”

Und dann wäre da noch die EU. “Pro Tag erlässt die EU sechs Gesetze und abgeschafft wird nichts. Das funktioniert im Vergleich zum ausländischen Wettbewerb nicht”, sagt der Wirtschaftsprüfer.

“Was ist zu tun?”

Die Frage ist: Was ist zu tun? “Es ist nicht unser Stil zu sagen, wir geben das Land auf. Wir haben Technologien und die Voraussetzungen, hier nachzuziehen. Etwa Robotik, Quantentechnologie oder Künstliche Intelligenz. Die zeitliche Komponente ist sehr wichtig, das wissen wir aus der Restrukturierung. Wir können es uns nicht leisten, das erst in den nächsten 30 Jahren anzugehen.”

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Arndt Geiwitz gab als Speaker den Startschuss für den Tag im Festspielhaus.

Geiwitz plädiert deshalb für einen Marshallplan 2.0. “Hier muss sich die Politik für einen Investitionsplan für mindestens zehn Jahre verpflichten. Das heißt, dass alle Parteien über die Legislaturperiode hinweg daran festzuhalten.”