Papst-Schuh auf Dachboden entdeckt

17.11.2024 • 15:50 Uhr
Kloster St. Josef
Vorne v.l.: Sr. Seaphica, Sr. Theresia und Gastschwester Anna aus Polen. Dahinter v.l.: Sr. Maria, Sr. Oberin Alena und Sr. Maria. Die Ordensgemeinschaft freut sich auf viele Besucher. RM, Archiv

120 Jahre Kloster St. Josef in Lauterach und ein ganz besonderer Fund zum Jubiläum.

Lauterach Was für eine Überraschung und zugleich ein kleiner sensationeller Fund: Beim Stöbern auf dem weitläufigen Dachboden des Redemptoristinnen-Klosters St. Josef in Lauterach stieß Sr. Alena Diabolkova (48) vor geraumer Zeit auf ein Päckchen. Neugierig wickelte die Leiterin der kleinen Schwesternschaft den in feines Papier gehüllten Inhalt aus und staunte nicht schlecht.

Kloster St. Josef
Ein besonderer Fund: eine päpstliche Mütze und ein päpstlicher Schuh.

Sie hielt plötzlich Utensilien eines Papstes aus dem 19. Jahrhundert in Händen. Wann und wie die Kappe und ein roter Schuh von Papst Pius IX. in Rom tatsächlich auf den klösterlichen Dachboden in Vorarlberg gelangten, weiß bislang noch niemand. Pius IX. war von 1846 bis 1878 der 255. Papst. In sein Pontifikat – mit 31 Jahren und 8 Monaten übrigens das längste nachweisbare – fallen unter anderem die Verkündung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens und das Erste Vatikanische Konzil.

Kloster St. Josef
Der Kappe lag auch eine kurze Beschreibung bei.

Die außergewöhnlichen Dachboden-Fundstücke von Papst Pius IX. werden jetzt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie sind ab sofort Teil eines kleinen Museums, das im Obergeschoss des Klosters in Lauterach eingerichtet wurde, und das am, Dienstag, 19. November 2024 zum 120-Jahr-Jubiläum der Ordensgründung in Vorarlberg seine Türen öffnet.

Neues Domizil

Am 19. November 1904 zogen 17 Redemptoristinnen in das ehemalige Internat der Dominikanerinnen in Lauterach ein. Letztere brauchten mehr Platz und übersiedelten deshalb nach Bregenz, die Redemptoristinnen wiederum benötigten ein neues Zuhause, nachdem jenes in Salzburg immer mehr zerfiel. „Ein Pater unseres Ordens hat die Schwestern auf die leerstehende Anlage in Lauterach aufmerksam gemacht“, erzählt Sr. Maria Sidorova. Bei den Redemptoristen handelt es sich um eine Ordensgemeinschaft, die ihre Wurzeln in Italien hat, sich aber erst von Wien aus in die ganze Welt verbreitete. Die erste Oberin des Klosters St. Josef stammte aus Holland, die Schwestern kamen unter anderem aus Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, Südtirol und Polen. In der Hochblüte lebten 39 Ordensfrauen im Kloster St. Josef in Lauterach. Das war 1929. Inzwischen umfasst die Klostergemeinschaft nur noch fünf Nonnen.

Kloster St. Josef
Sr. Maria Sidorova ist die jüngste im Bunde der Lauteracher Redemptoristinnen.

Sr. Seraphica und Sr. Theresia, beide 93, sind die ältesten Bewohnerinnen. Beide haben es nie bereut, nach Lauterach gekommen zu sein. Sr. Theresia lebt seit 75, Sr. Seraphica seit 65 Jahren hinter Klostermauern. „Wir sind immer noch gerne hier“, bekräftigen die rüstigen Ordensfrauen. Die Jüngste im Bunde ist Maria Sidorova. Die 38-Jährige kam 2019 nach Lauterach. „Gott ist überall der Gleiche“, bemerkt sie mit einem seligen Lächeln. Dabei hatte die gebürtige Slowakin früher so gar kein Interesse am Klosterleben. Sie wollte Kinder, eine Familie. Dann jedoch traf sie auf Menschen, die den Glauben bewusst lebten. „Ihre Freude und Ausstrahlung waren ansteckend“, erinnert sich Sr. Maria.

Kloster St. Josef
Sr. Theresia (l.) und Sr. Seraphica genießen eine Pause im Klostergarten.

Von Gott gerufen

Schließlich fühlte auch sie sich von Gott gerufen. „Ich möchte Zeugnis seiner Liebe ablegen und die Geschichte der Redemptoristinnen weitertragen“, beschreibt sie ihre Mission. Klar formuliert Sr. Maria auch jene zum 120-Jahr-Jubiläum: mit Liebe und Dankbarkeit auf die Vergangenheit schauen, mit Glaube und Freude die Gegenwart bewältigen und mit Hoffnung und Mut in die Zukunft gehen. Die Festlichkeiten beginnen um 10 Uhr mit einer Messfeier, die Bischof Benno Elbs mit Priesterkollegen feiert. Anschließend sind die Besucher zu einer Agape im Kreuzgang des Klosters eingeladen.

Kloster St. Josef
Die alte Küche ist inzwischen einem moderneren Modell gewichen.

„Sie können auch das neue Museum, das Gästehaus und den Klosterfriedhof besichtigen“, ergänzt Sr. Maria. Die Hostienbäckerei steht ebenfalls offen. Drei bis vier Millionen Hostien werden dort jährlich produziert. Die Nachfrage dürfte steigen, nachdem Hostienbäckereien in Innsbruck und Wien geschlossen haben. Das Kloster St. Josef will hingegen in jeder Form offenbleiben, will die Spiritualität, die durch das Haus weht, mit anderen Menschen teilen, auch über die sozialen Medien und das Internet. Damit verbunden ist das Anliegen, Gleichgesinnte zu erreichen. „Es gibt immer Menschen, die Gott ruft“, merkt Sr. Maria hoffnungsfroh an.

Kloster St. Josef
Das Kloster St. Josef in Lauterach. Heim
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Früher gab es im Kloster St. Josef auch eine kleine Landwirtschaft.
Kloster St. Josef
Ein Foto aus längst vergangenen Zeiten.
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Auch die Unterhaltung fand im Klosterleben einen Platz.
Kloster St. Josef
Beim Arbeiten kommen auch die Klosterfrauen zusammen.
Kloster St. Josef
Die Klostergemeinschaft war schon einmal größer.
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Sr. Theresia (l.) und Sr. Seraphica im weitläufigen Klostergarten.