Weibliche Hand in der Männerwerkstatt

06.12.2024 • 08:55 Uhr
Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Elke Zerlauth hat in der Männerwerkstatt alles fest im Griff. VN/Rhomberg

Elke Zerlauth leitet seit Jahren ehrenamtlich eine Werkstatt für Männer mit Demenz.

Hohenems Auf Regalen und Tischen steht Handgefertigtes dicht an dicht. Manches bemalt, manches lackiert oder naturbelassen, aber alles mit Liebe und Sorgfalt gemacht. Um diese Zeit sind es vor allem weihnachtliche Dekorationen, die Elke Zerlauth (69) in der kleinen Werkstatt im SeneCura-Sozialzentrum Hohenems-Markt aus Holz zaubert. Es ist eine besondere Werkstatt, denn sie wurde für Männer mit Demenzerkrankung eingerichtet. „Die Idee entsprang dem Bedürfnis, Betroffenen eine sinnvolle und unterstützende Aktivität anzubieten“, erzählt Zerlauth. Angeregt hat sie Christine Zangerle vom örtlichen Krankenpflegeverein. Das war vor neun Jahren. Seitdem finden sich in der Werkstatt jeden Donnerstagnachmittag Männer ein, um Elke bei den Bastelarbeiten zur Hand zu gehen. Die wertvolle Arbeit wurde bereits belohnt. Bei einem heuer von der Gesellschaft für Palliative Care ausgeschriebenen Ideenwettbewerb sprach eine Jury der Männerwerkstatt den ersten Preis zu. Elke Zerlauth freut sich: „Es ist mein absolutes Herzensprojekt, ich habe schon so viele wunderbare und kostbare Momente in dieser Arbeit erfahren dürfen.“ Umso mehr wünscht sie sich, dass die Männerwerkstatt in Hohenems wachsen kann und dieses Projekt auch in anderen Gemeinden Platz findet.

Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Dieter ist in der Männerwerkstatt schon Stammgast geworden.
Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
An jedem Stück ist das Händchen für Holz von Elke Zerlauth abzulesen.

Therapeutische Wirkung

Im Eingangsbereich des Sozialzentrums steht ein Verkaufstisch. Einige der Werkstücke sind bereits ausgestellt. Ein Mann trägt weitere herbei. Dieter (70) ist seit Anbeginn ein treuer Besucher der Männerwerkstatt. Handwerklich sei er nicht so begabt, räumt er lächelnd ein, aber schleifen und malen, das könne er gut. Dieter führt uns durch ein paar Gänge in die Werkstatt. Elke Zerlauth hat bereits mit der Arbeit begonnen. Sie hat Erfahrung im Bearbeiten von Holz, gibt es doch zu Hause auch eine Werkstatt, aber: „Schon während meiner Tätigkeit in der Tagesbetreuung des Mobilen Hilfsdiensts habe ich sehr viel mit den Leuten gebastelt.“ Sie berichtet von der therapeutischen Wirkung, die die Beschäftigung mit Holz haben kann. „In der Werkstatt können sich noch vorhandene Fähigkeiten entwickeln, neue Anregungen geschaffen und Erinnerungen geweckt werden“, ergänzt Elke Zerlauth und fügt weiter an: „Dieses Angebot für demenzerkrankte Männer orientiert sich an ihrer Lebenswelt, ihrer Vergangenheit und ihren Bedürfnissen.“

Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Es geht zur Vorweihnachtszeit auch bunt zu in der Werkstatt.

Seit September 2015 leitet Elke Zerlauth die Werkstatt ehrenamtlich. Die Männer kommen gerne und regelmäßig. „Auch eine betroffene Frau beteiligte sich in den vergangenen Jahren“, flicht die engagierte Holzwerkerin ein. Den Raum stellt die Stadt zur Verfügung. Seit kurzem wird Zerlauth zudem von einem Helfer bei der Begleitung der Teilnehmer unterstützt. Sie würde sich mehr solcher Mitstreiter wünschen. Die gefertigten Produkte gehen in den Verkauf. An Weihnachten und zu Ostern findet er im Sozialzentrum statt und zwei Mal im Jahr auf dem Hohenemser Wochenmarkt. Die Einnahmen fließen wieder in die Anschaffung von Materialien. Viel mehr an finanzieller Unterstützung hat die Männerwerkstatt aktuell nicht. Dennoch will Elke Zerlauth in ihrem Bemühen, das Projekt auszuweiten, nicht lockerlassen.

Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Stolz präsentiert Elke Zerlauth diese besondere Kerze aus Holz.

Lebensqualität und Wohlbefinden

Was es braucht? „Einen großen Raum und Arbeitswerkzeug. Ehrenamtliche, die bei der Betreuung und beim Werken unterstützen sowie Personen mit Kenntnissen im Umgang mit Demenz bzw. mit älteren Menschen“, listet sie das Wichtigste auf. Auf der Teilnehmerseite spricht die Männerwerkstatt Personen mit Demenz an, die noch gerne handwerklich arbeiten möchten. „Wenn der Alltag geprägt ist durch Verluste und die Erfahrung dessen, was alles nicht mehr geht, können handwerkliche Arbeiten ein Gefühl des Nutzens vermitteln und das soziale Netzwerk der Teilnehmer stärken. All das trägt dazu bei, ihre Lebensqualität insgesamt zu verbessern und ihr Wohlbefinden zu steigern“, beschreibt Elke Zerlauth den vielfältigen Nutzen der Initiative, die, so hofft sie, bald auch über die Stadtgrenzen von Hohenems hinaus leuchtet.

Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Elke Zerlauth kann auf jede Menge an verschiedenen Werkzeugen zurückgreifen.

Zur Person

Elke Zerlauth

Alter: 69

Wohnort: Hohenems

Berufliche Tätigkeit: Mitarbeiterin des Mobilen Hilfsdienstes

Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Kinder

Hobbys: Stricken, Nähen

Weitere Infos: Tel. 0664/5144741

Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Auch im Kleinen finden sich Präzision und Genauigkeit.
Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Der Verkaufstisch im Sozialzentrum Hohenems-Markt ist reich gedeckt.
Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Die Auswahl an hübschen Dekorationsartikeln ist große und richtet sich nach der Jahreszeit.
Demenzwerkstatt für Männer, SeneCura Hohenems
Dieter sieht Elke Zerlauth gerne beim Handwerken zu.