Schuldenberg und vorzeitiges Aus: Lecher Tourismusdirektor nennt Gründe

17.12.2024 • 10:00 Uhr
Schuldenberg und vorzeitiges Aus: Lecher Tourismusdirektor nennt Gründe
Hermann Fercher ist seit fast 15 Jahren Tourismusdirektor in Lech. Ab 1. Februar 2025 ist er vom Dienst freigestellt. VN/Steurer

“Ich wollte nicht länger Spielball dieser politischen Kräfte sein”, rechnet Hermann Fercher mit seinen Gegnern im Tourismusbeirat ab. Schönreden lassen sich die hohen Schulden allerdings nicht.

Lech Der Gegenwind wurde immer stärker. Im Tourismusbeirat der Gemeinde Lech reifte schließlich die Überzeugung, die “Ära Fercher” solle besser vorzeitig ein Ende finden. Ein beachtlicher Schuldenberg hatte sich angehäuft, zudem kommt die Vermarktung des neuen Veranstaltungssaals nur langsam in die Gänge. Vor allem für oppositionelle Vertreter im Gremium Grund genug, die Reißleine zu ziehen. Zu der von ihnen geforderten Kündigung kam es zwar nicht, das Ausscheiden des langjährigen Tourismusdirektors war dennoch besiegelt. Einvernehmlich sollte sie erfolgen, mit geordneter Übergabe im Herbst 2025. Jetzt geht alles viel schneller. Ferchers letzter Arbeitstag ist schon in sechs Wochen. Im Gespräch mit den VN geht er mit seinen Kritikern hart ins Gericht. “Ich wollte nicht weiterhin der Spielball dieser politischen Kräfte sein”, sagt er.

Interview Hermann Fercher Lech-Zürs Tourismus, Tourismusdirektor
Im VN-Gespräch geht Tourismusdirektor Fercher mit seinen Kritikern hart ins Gericht. VN/Steurer

Fast 15 Jahre sei er hier “mit viel Herzblut und sehr erfolgreich” tätig gewesen. Und: “Ja, ich hätte gerne länger weiter gearbeitet – bis zum Pensionsantritt 2027”, findet er rasch Schuldige. “Hier waren politische Kräfte – die Oppositionsvertreter im Tourismusbeirat – der Meinung, dass es eine frühere Ablöse geben soll.” Es würden wirtschaftliche Gründe vorgeschoben, dabei geht es mehr um die Marketingstrategie. “Ich bin hier angetreten, um ein modernes Marketing mit authentischen Inhalten einzuführen”, sagt der scheidende Tourismusdirektor. Vieles, was es heute an Veranstaltungen gibt, sei von ihm erdacht worden. “Wir haben eine klare Positionierung geschafft. Lech ist in der Wahrnehmung einer der exklusivsten Orte Österreichs und hat anderen Destinationen den Rang abgelaufen.” Die Marketingstrategie sei nicht bei jedem gleich gut angekommen, schießt Fercher in Richtung Kritiker. Im Tourismusbeirat müsse über Marketing gesprochen und nicht Politik gemacht werden. “Der Beirat gehört entpolitisiert”, fordert er.

Interview Hermann Fercher Lech-Zürs Tourismus, Tourismusdirektor
“Von der Pandemie in die Teuerungskrise”: Lech-Zürs Tourismus hat einen beachtlichen Schuldenberg angehäuft. VN/Steurer

“Stabile Nächtigungszahlen bei sinkender Bettenzahl”, streicht Fercher Erfolge hervor. Das Gros der Hoteliers in Lech sei mit seiner Arbeit zufrieden, ist er überzeugt. Die Zahl derer, die es mit dem Marketing nicht sind, beschreibt Fercher selbst “als überschaubar”. Weniger Spielraum für Interpretationen lassen andere Zahlen. Die Lech-Zürs Tourismus GmbH hat einen beachtlichen Schuldenberg angehäuft. Die Verbindlichkeiten belaufen sich demnach auf 2,2 Millionen Euro. Kredite mussten aufgenommen werden. “Das ist alleine der Corona-Pandemie geschuldet”, sagt Fercher. Man sei vor der Wahl gestanden, Lech-Zürs Tourismus zuzusperren oder liquide Mittel zu schaffen. “Es war ein einstimmiger und gemeinsamer Beschluss der Gemeinde”, sagt Fercher. Schönreden lassen sich die Zahlen dennoch nicht. Finanziell steht die Gesellschaft unverändert mit dem Rücken zur Wand, schreibt weiterhin rote Zahlen. “Von der Pandemie in die Teuerungskrise”, argumentiert der Tourismusdirektor. Personal- und Technikkosten seien stark gestiegen. Der Abgang 2022/23: 200.000 Euro. Die Prognose für 23/24 geht von einem Minus in Höhe von 400.000 Euro aus, könnte aber “auch etwas weniger sein”, hofft Fercher auf eine leichte Korrektur. Seinen Kritikern dürfte das an Argumentation zu dünn sein.

Interview Hermann Fercher Lech-Zürs Tourismus, Tourismusdirektor
Im Sommertourismus sieht Fercher große Potenziale. Die eigenen Erwartungen von 200.000 Nächtigungen haben sich bisher nicht erfüllt. VN/Steurer

Das ein oder andere Veranstaltungsprojekt würde es wohl nicht geben, wäre die Teuerung absehbar gewesen, räumt Fercher ein. Ansonsten hätte er in den letzten 15 Jahren nicht vieles anders gemacht. Die Entwicklung der Nächtigungen im Sommer liegen hinter den eigenen Erwartungen, da sei in Zukunft Wachstum möglich. Bewerkstelligen werden das andere. Bis zu einer Nachfolgeregelung wird das operative Geschäft von den bestehenden Führungskräften um seinen Stellvertreter geleitet. Unterdessen prüft noch immer der Landesrechnungshof zur finanziellen Schieflage der Gesellschaft. Der Bericht steht noch aus.

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Lech war in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen. Nicht immer war das positiv. 2022 hatte Fercher mit einem Interview in der ARD für Empörung gesorgt, als er die Nobelherberge des Oligarchen Oleg Deripaska als ein Prestigeprojekt gelobt hatte. “Es war ein Fehler, so blauäugig vor das Aurelio zu stehen”, würde er dieses Interview heute so nicht mehr führen. Ansonsten hätte er sich in den letzten 15 Jahren nur eines gewünscht, dass “es diese Pandemie nicht gegeben hätte”.

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