Immer mehr FSME-Fälle

20 Erkrankungen registriert: Die Zecken langen auch in Vorarlberg deutlich häufiger zu.
Schwarzach Die Kälte der vergangenen Wochen hatte auch ihr Gutes: Sie hielt die Zecken in Schach. Steigen die Temperaturen auf über acht Grad, erwachen die Blutsauger zum Leben. 2024 wurde der erste Fall von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) bereits im März gemeldet. Bis Jahresende kamen 20 FSME-Erkrankungen zusammen. Das waren im Vergleich zu 2023 um immerhin acht mehr. Eine alleinige Ursache für den Anstieg lässt sich laut Auskunft der Landessanitätsdirektion nicht benennen. Er sei vermutlich auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Unter anderem wurden eine niedrige Durchimpfungsrate bei FSME und fehlende Auffrischungsimpfungen genannt.

Ungehinderte Verbreitung
Die Erwärmung sorgt auch in Vorarlberg dafür, dass sich Zecken ungehindert verbreiten. Infizierte Zecken können inzwischen fast überall vorkommen. „Die Grenze von 1000 Metern Seehöhe existiert nicht mehr. Einzelne Fundstellen liegen sogar höher als 1500 Meter“, weiß Elisabeth Ritter, Leiterin der inatura-Fachberatung. Bedingt durch häufigere milde Winter überleben außerdem mehr Zecken, und die Spinnentierchen sind länger umtriebig. Der Zeitraum kann sich vom Frühling bis weit in den Herbst ziehen. Die gestiegene Lust der Menschen an Aktivitäten im Freien erhöht das Risiko, sich einen Zeckenstich einzufangen, zusätzlich. Dann ist da noch die niedrige Durchimpfungsrate bzw. fehlende Auffrischung der FSME-Impfung. „Auch das könnte ein Grund dafür sein, dass mehr Menschen an FSME erkranken, wenn sie von infizierten Zecken gestochen werden“, vermutet Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Nachdem kurzfristig nur die Durchimpfungsquote beeinflussbar sei, leitet sich für jeden Vorarlberger die Empfehlung ab, seinen FSME-Impfschutz überprüfen und gegebenenfalls eine Auffrischung durchführen zu lassen. Letztere sollte wenigstens alle fünf Jahre erfolgen.

Vorerst Entwarnung
Neben der FSME gibt es mit der Borreliose eine weitere relevante Zeckenkrankheit. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat 2024 im Rahmen einer Studie 1411 Zecken auf Borrelien geprüft. Davon waren 19,8 Prozent positiv. Die häufigste Zeckenart, die Ixodes-Zecken, zeigten zusammengefasst eine Infektionsrate von 22,5 Prozent. „Die Zecken, die aus dem Raum Bludenz bzw. dem Bregenzerwald getestet wurden, waren Borrelia negativ“, zitiert Elisabeth Ritter aus der Untersuchung. Vorläufig Entwarnung kann sie bezüglich der subtropischen Riesenzecke Hyalomma marginatum geben. 2023 wurde bekanntlich ein Exemplar in der inatura gefunden. Für eine Weiterentwicklung waren die Sommer allerdings zu kühl.
Bei Hund‘ und Katz‘ vorsorgen
Wie hoch die Zeckenbelastung wird, lässt sich schwer sagen. „Neben der entsprechenden Umgebungstemperatur brauchen Zecken eine hohe lokale Luftfeuchtigkeit“, erklärt Elisabeth Ritter. Stimmt beides, können die Blutsauger praktisch das ganze Jahr hindurch aktiv sein. Das Risiko ist im Winter jedoch wesentlich kleiner als zwischen März und Oktober. „Ist es im Winter zu kalt oder im Sommer zu heiß und zu trocken, sucht die Zecke Schutz im Boden“, führt die Biologin weiter aus. Sie macht auch darauf aufmerksam, dass Zecken nicht von Bäumen fallen, sondern am Boden in der niedrigen Vegetation leben und dort auf ihre Chance warten. Einen absoluten Schutz vor Zeckenstichen gibt es nicht. Das Tragen geschlossener heller Kleidung ist ratsam, damit die dunklen Krabbler besser erkannt werden. Auch die Anwendung von Insektenschutzmitteln kann die Gefahr eines Zeckenstichs verringern. Ritter: „Zecken müssen rasch entfernt werden, denn das Infektionsrisiko steigt mit der Saugdauer. FSME-Viren werden sofort nach dem Stich, Borrelien mit 12 bis 24 Stunden Verzögerung übertragen.“ Im Übrigen sollte auch bei Hund‘ und Katz‘ mit einer Zeckenabwehr vorgesorgt werden, um zu verhindern, dass sie Zecken ins Haus schleppen.

FSME-Fälle
2021: 6 Fälle
2022: 13 Fälle
2023: 12 Fälle
2024: 20 Fälle
2025 bis dato noch 0 Fälle