Das aufregende Leben des Kurt Krottenhammer

Kurt Krottenhammer: Vom Musiker und Disco-Star zum Unternehmer und Bürgermeister.
Langenegg Kurt Krottenhammer schreibt ein Buch über sein aufregendes Leben. „140 Seiten habe ich schon geschrieben.“ In allem, was er beruflich tat, war der 75-Jährige erfolgreich. „Ich hatte unglaubliches Glück im Leben. Darum bin ich dankbar, auch weil mich kein größerer Schicksalsschlag traf.“
Der älteste Sohn eines Webermeisters aus Dornbirn musste nach der Hauptschule aus finanziellen Gründen gleich arbeiten gehen. „Ich kam bei der Textilfirma Gasser unter. Dort war ich für den Einkauf und die Kalkulation zuständig.“ Neben der Arbeit bildete sich der junge Mann weiter. Er besuchte fachspezifische Kurse und holte sogar die Matura in Abendkursen nach.

Trotzdem blieb noch Zeit für die Musik. „Durch meinen Freund Günther Kühr, der Gitarre spielte und sang, kam auch ich zum Singen. Wir sind als Duo ,Günther und Kurt‘ zusammen aufgetreten, zunächst nur bei privaten Feiern.“ Kurt erinnert sich an den ersten öffentlichen Auftritt im Hotel Sonne in Mellau: „Damals war ich noch keine 18. Günther und ich haben Schlager und Schunkellieder gesungen. Die Gäste ließen uns nicht mehr gehen. Wir haben bis 1.30 Uhr gespielt.“
Das Duo wollte hoch hinaus. „Wir träumten davon, dass unsere Musik in der Musikbox läuft und wir als Musiker berühmt werden.“ Ihr Traum ging Jahre später tatsächlich in Erfüllung. Die beiden jungen Vorarlberger zogen nach Berlin, ins Zentrum der deutschen Musikszene. „Vorarlberg war uns zu klein und zu altbacken. Selbst der Twist-Tanz war hier noch verboten.“

Schnell etablierten sich die beiden Musiker aus Österreich in Deutschland. Sie legten sich den Künstlernamen „Mike & Tom“ zu und brachten Schallplatten heraus, die im Radio liefen. „Die Platten haben wir Diskotheken zukommen lassen, damit die DJs sie spielen konnten.“ Kurt und sein Musikerkollege tourten von einer Disco zur nächsten im deutschsprachigen Raum und heizten mit ihrer Musik die Stimmung an. „Im Monat hatten wir zirka 20 Auftritte.“ Höhepunkt ihrer Karriere war ein Auftritt mit der James Last-Band in der Deutschlandhalle in Berlin. „Einmal spielten wir vor 36.000 Zuschauern. Das war bei der Eröffnung einer Trabrennbahn in Berlin.“ Kurt ist auch stolz darauf, dass der Song Schlucki Glucki es auf den vierten Platz in der Hitparade schaffte.

Zwölf Jahre waren die zwei Musiker auf Achse. In dieser Zeit arbeitete Kurt auch noch als Abteilungsleiter in einer Strickwarenfabrik in Berlin. Als er im Jahr 1977 Verkaufsleiter wurde, musste er mit der Musik aufhören. „Die Musik ging mir nicht ab, zumal ich dann in Berlin vor einer neuen Herausforderung stand. Mit Sherry Lane gründete ich im Jahr 1978 meine eigene Strickwarenfabrik und produzierte hochwertige Strickmode.“ Zudem betrieb der umtriebige Unternehmer auch noch zwei Modegeschäfte in Berlin. Als die Mauer fiel, packte er die Gelegenheit beim Schopf und kaufte in der ehemaligen DDR vier weitere Textilgeschäfte auf. „Meine Arbeitstage waren lang. Vor Mitternacht kam ich nicht heim.“

Aber je älter der Manager wurde, umso stärker wurde sein Heimweh. 1999 entschied sich der Vater eines Sohnes zu einem drastischen Schritt. Er zog von der deutschen Bundeshauptstadt nach Langenegg, in ein Tausend-Seelen-Dorf im Bregenzerwald. „Schon als Kind war ich begeistert vom Bregenzerwald. Die Aufenthalte im Ferienheim in Buch waren immer sehr schön.“

Aber auch in Vorarlberg drehte der „Macher“ nicht Däumchen. Der erfahrene Unternehmer eröffnete in Langenegg und Dornbirn ein Modegeschäft. Auch im Vereinsleben war er aktiv. „Im Jahr 2000 habe ich die Langenegger Faschingsgarde gegründet und aufgebaut.“ Ab 2010 arbeitete er als Gemeindevertreter im Langenegger Gemeindevorstand mit. 2015 wurde er Bürgermeister. „Niemand wollte Gemeindechef werden. Ich habe mich für eine Amtszeit überreden lassen.“ Als Bürgermeister sanierte und belebte er unter anderem das ehemalige Altenheim neu. Außerdem ließ er eine betreute Wohnanlage errichten und den Dorfsaal neu bauen. Auch die Volksschule und das Sonderpädagogische Zentrum Bregenzerwald wurden unter ihm umgebaut und saniert und der Fußballplatz vergrößert. Heute setzt sich der agile 75-Jährige für einen Radweg durchs Achtal ein. „Das ist machbar.“ Ein ,Geht nicht‘ gibt es für ihn generell nicht. „Man muss sich trauen und tun.“
