Von der Supermarktkasse zur Piercing-Queen

14.03.2025 • 10:00 Uhr
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Samantha Wörz an ihrem Arbeitsplatz im Sacramela-Tattoostudio. Roland Paulitsch

Samantha Wörz (32) arbeitet als Piercerin. Sie verschönert Menschen mit Körperschmuck.

Altach Samantha Wörz (32) wuchs bei ihrem Vater auf. „Ich war noch nicht zwei Jahre alt, als meine Mama – sie ist Venezolanerin – meinen Vater und mich verließ.“ Einige Jahre später heiratete Samanthas Vater noch einmal. „Als meine Stiefmutter ein Kind bekam, wurde ich mit einem Schlag erwachsen. Ab da stand meine Halbschwester im Mittelpunkt. Das war der erste Bruch in meinem Leben.“

Als Kind wollte Samantha Tierärztin werden.  „Die halbe Klasse hatte diesen Berufswunsch.“ Samantha wurde nicht Tierärztin, sondern Piercerin. Zunächst aber machte die junge Frau bei einer großen Handelskette eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau. „Ich arbeitete im Supermarkt an der Kassa. Aber ich wollte das nicht ewig machen. Es war nicht meins. Die Bezahlung war auch nicht gut.“

Samantha
Samantha ganz konzentriert bei der Arbeit. Eveline Burtscher

Anfang 20 wurde Samantha Mutter. Sie schenkte zwei Mädchen das Leben, Cataleya und Soraya. Die junge Mutter ging ihrem Beruf aber bald wieder nach. Denn inzwischen war sie Alleinerzieherin. Sie musste sich und ihre Kinder allein durchbringen.

Vor vier Jahren kam die Wahlaltacherin auf die Idee Piercerin zu werden. „Ich habe eine Freundin, die tätowiert. Das Tätowieren liegt mir nicht. Aber Piercen ist eine coole Option.“ Also machte Samantha neben dem Job im Lebensmittelgeschäft in Salzburg eine halbjährige Ausbildung zur Piercerin. Nach der Fortbildung kündigte sie ihren Job im Supermarkt und meldete das Kleingewerbe an. „Ich machte mich unter dem Namen Golden Piercing selbstständig und arbeitete anfangs in einem Tattoo-Studio in Rankweil.“

Samantha
Samantha ist als Piercerin happy. Sie fühlt sich beruflich angekommen. Eveline Burtscher

Über einen Bekannten lernte sie ihren jetzigen Freund und Vater ihres Sohnes Carlo kennen. Julian Münst betreibt in Vaduz und Altstätten die Royal-Ink-Tattoo-Studios. „Heute arbeite ich bei Julian und im Sacramela-Studio in Rankweil.“ Samantha gefällt ihre Arbeit. „Ich habe mit Menschen zu tun und kann sie verschönern.“ Zu ihr kommen die unterschiedlichsten Leute, um sich von ihr Körperschmuck wie Ringe oder Stecker anbringen zu lassen. „Meine älteste Kundin war 67 Jahre alt. Ihr habe ich ein Nasen- und Brustwarzenpiercing gestochen.“

Die Piercing-Queen verschönert mehr Frauen als Männer. „Am gefragtesten sind Ohren- und Bauchnabelpiercings.“ Heikel seien Wangen- und Zungenpiercings. „Das geht nicht bei allen Menschen.“ Wangenpiercings macht sie generell nicht. „Das ist mir zu heiß, weil Nerven verletzt werden können und es zu einer vorübergehenden Gesichtslähmung kommen kann.“ Es kann auch sein, dass bei der Heilung etwas schiefgeht. „Zu Infektionen bzw. Entzündungen kommt es aber ganz selten.“

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Mit ihren Tattoos und Piercings ist Samantha ein Gesamtkunstwerk. Eveline Burtscher

Der Lohn für ihre Arbeit ist auch Dankbarkeit. „Meine Kunden fühlen sich danach schöner. Sie gehen mit Freude nach Hause.“ Die dreifache Mutter findet sich selbst auch schön mit ihrem Nasen-, Ohren- und Bauchnabelpiercing und ihrer Kunst auf der Haut. Auf ihren Armen sind Größen wie James Dean, Elvis Presley und Marilyn Monroe tätowiert. Nur ihr Rücken und ihr rechtes Bein sind noch frei von Tattoos. Aber nicht mehr lange. „Dort lasse ich mich demnächst auch tätowieren.“ Dann ist ihr ganzer Körper ein Kunstwerk.   

Zur Person

geboren 6. Dezember 1992 in Hohenems

Wohnort Altach

Familie in Partnerschaft mit Julian, drei Kinder

Hobby Kinder