“Das wäre eine Katastrophe!”

Dem Kindergarten für hörgeschädigte Kinder in Dornbirn droht der Sparstift und das Ende.
Dornbirn Erwischt der Sparstift auch das Landeszentrum für Hörgeschädigte (LZH) in Dornbirn? Diese Frage treibt aktuell die gesamte Belegschaft um. Nach einem Anruf aus dem Landhaus, wonach der Kindergarten geschlossen werden müsse, liegt die Ungewissheit einem Damoklesschwert gleich über den Beschäftigten, wie Direktor Johannes Mathis auf VN-Nachfrage bestätigt und hörbar aufgebracht ergänzt: „Das wäre eine Katastrophe!“ Schließlich handle es sich hierbei auch um eine Reha-Maßnahme. Hintergrund ist, dass das Land, das bisher 100 Prozent der Personalkosten für den Kindergarten getragen hat, nun 40 Prozent auf die Heimatgemeinden der Kinder abwälzen will, diese sich jedoch weigern, die zusätzlichen Kosten zu übernehmen. Eine Entscheidung, ob die rigorosen Sparmaßnahmen die angeschlossene Schule und ihre 55 Schülerinnen und Schüler ebenfalls treffen, steht indes noch aus. In beiden Bereichen sind rund 180 Mitarbeitende beschäftigt.
Intensive Betreuung
Es geht beim Kindergarten um vergleichsweise läppische 200.000 Euro. Johannes Mathis hat die Betreuungsstätte 1989 gegründet. „Alle waren damals froh darum“, erzählt er. Bis dahin wurden Kinder mit Höreinschränkungen in teuren Einrichtungen etwa im benachbarten St. Gallen betreut. Aktuell werden 53 Mädchen und Buben im Kindergartenalter inklusiv in anderen Einrichtungen betreut. Sieben besuchen den Kindergarten im LZH. Sie benötigen eine besonders intensive Begleitung.. „Mit ihnen muss kontinuierlich gearbeitet werden“, erklärt Mathis. Den Zeitraum veranschlagt er mit mindestens zwei bis drei Jahren. Kommt es tatsächlich zu einer Schließung des Kindergartens, würden auch diese Kinder in regulären Betreuungseinrichtungen untergebracht. Für den LZH-Direktor wäre das ganz und gar nicht in deren Interesse und eine schlechte Lösung: „Inklusion um jeden Preis geht halt nicht immer!“ Davon abgesehen koste eine Betreuung in regulären Strukturen „dann richtig viel Geld“.

In der Schwebe
Der Anruf, der die Wogen hochgehen ließ, kam am 27. Februar. Daraufhin wurde Johannes Mathis sofort aktiv und holte Erkundigungen bei Noch-Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann und Landesrätin Martina Rüscher ein. Seitdem ist alles in der Schwebe. Ein neuerliches Gespräch im Gemeindeverband wurde Mathis zwar in Aussicht gestellt, aber: „Da muss zuerst wohl die Nachfolgeregelung abgewartet werden“, bemerkt er mit ironischem Unterton. Tatenlos zusehen will er bei der Schließung des Kindergartens jedenfalls nicht: „Er war das erste, das ich gegründet habe und wird sicher das letzte sein, das ich schließe“, betont er mit Nachdruck. Er versteht nicht, dass eine seit 35 Jahren gut arbeitende Institution plötzlich in Frage gestellt wird: „Die Kinder, die bisher bei uns waren, führen heute ein selbständiges Leben“, kontert er dem Rotstift. „Ein Schreiben mit Sparvorgaben, wie es andere Einrichtungen schon bekommen haben, langte bei uns zumindest noch nicht ein“, fügt Mathis an. Er hofft weiterhin auf ein Umdenken.