Weniger Beratungen im Schwangerschaftskonflikt

22.04.2025 • 14:48 Uhr
Weniger Beratungen im Schwangerschaftskonflikt
Nicht jede Schwangerschaft erzeugt Gefühle höchsten Glücks. APA/DPA

Abtreibungsmöglichkeit im öffentlichen Krankenhaus macht sich auch bei schwanger.li bemerkbar.

Feldkirch Die Beratungsstelle von schwanger.li in Feldkirch verzeichnet rückläufige Zahlen. Das geht aus dem Jahresbericht von 2024 hervor. Wurden 2023 in der Schwangerschaftskonfliktberatung noch 608 Klientinnen verzeichnet, waren es im vergangenen Jahr 485 Frauen, die das Gespräch und Unterstützung suchten. Begründet wird dies mit der in Vorarlberg neu geschaffenen Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch in einem öffentlichen Krankenhaus. Das führe zu einem reduzierten Informationsbedarf im Schwangerschaftskonflikt. Weiter heißt es: „Wir bedauern dies. Jedes Beratungsgespräch ist eine geschützte Möglichkeit der Reflektion und entschleunigt den Entscheidungsprozess.“ Jetzt sei das Gegenteil der Fall: „Wir beobachten eine Beschleunigung auch durch die kürzeren Fristen des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs.“ Weiterhin zentral bleibe die psychosoziale Unterstützung zur Entwicklung einer persönlichen Entscheidungsgrundlage.

Große Nachfrage

Schwanger.li bzw. love.li sind Angebote der Sophie von Liechtenstein Stiftung mit Beratungsstellen in Liechtenstein, der Schweiz und Vorarlberg. In der Sexualpädagogik ist die Nachfrage der Schulen laut Aussendung seit Jahren deutlich größer als die personellen Kapazitäten der love.li-Stellen. In Vorarlberg wurden im vergangenen Jahr 170 sexualpädagogische Workshops durchgeführt, zehn mehr als im Jahr davor. Daran teilgenommen haben 1509 Mädchen und 1472 Burschen. Der Großteil von ihnen war im Alter zwischen 13 und 15 Jahren.

Psychische Probleme

Die Mitarbeitenden an den Beratungsstellen schwanger.li haben es dem aktuellen Jahresbericht zufolge vermehrt mit Schwangeren mit psychischen Erkrankungen und komplexen Problematiken zu tun. Ihre Begleitung erfordere mitunter sehr viel Zeit. „In Vorarlberg hilft uns, dass wir Frauen und Paare mit arbeits- und sozialrechtlichen Fragestellungen an die Arbeiterkammer verweisen können.“ In der Beratungsstelle schwanger.li in Feldkirch wurden 485 Frauen, Männer und Paare vorstellig. Das Gros, nämlich 105 von ihnen, nahm eine Schwangerschaftskonfliktberatung in Anspruch, bei 83 ging es um eine mehrfach belastete Schwangerschaft und bei 52 waren psychische Belastungen, Süchte oder Erkrankungen im Spiel.

An allen drei Standorten begleitete schwanger.li insgesamt 812 Klientinnen und Klienten (2023: 932). Dies geschah telefonisch (1486), persönlich (1117), per E-Mail (985) und online (40) sowie im Rahmen von Hausbesuchen (22). Zudem weist die Jahresstatistik 241 Paarberatungen aus. Gerade in der Schwangerschaftskonfliktberatung gelte es, der Frau bzw. dem Paar respektvoll und empathisch zu begegnen und auf die ungeplante Schwangerschaft zu blicken, Szenarien abzuwägen und die Frau zu stärken, damit sie einen für sich tragfähigen Entscheid fällen könne.