Lob von Zeitgenossen

Kommentar von Walter Fink.
Wir bewegen uns wieder einmal zwischen zwei Gedenktagen an unseren großen Dichter des 19. Jahrhunderts, Franz Michael Felder. Am 13. Mai 1839 wurde er in Schoppernau geboren, am 26. April 1869 starb er in jugendlichem Alter in seiner Heimatgemeinde. Dazwischen lag ein Leben, das seinesgleichen in der deutschsprachigen Literatur sucht. Dass Felder nicht erst heute geschätzt wird, zeigt ein Büchlein, das mir vor kurzem in die Hände gefallen ist. Der Titel: „Franz Michael Felder im Urteile seiner Zeitgenossen“, im Untertitel „Äußerungen und Urteile über den Bauern, Dichter und Volksmann aus dem Bregenzerwald, gesammelt und herausgegeben von Martin Bilgeri“. Erschienen ist das Büchlein im Auftrag des ersten Felder-Vereins im Hesse & Becker Verlag in Leipzig, jenem Verlag also, der zwischen 1910 und 1913 „Franz Michael Felders sämtliche Werke“, herausgegeben von Hermann Sander, in vier Bänden aufgelegt hat. Auf 65 Seiten sind da Stellungnahmen zu Felders Werken von bekannten Dichtern und Germanisten des 19. Jahrhunderts gesammelt.
Viktor von Scheffel (1826 – 1886), ein damals viel gelesener deutscher Dichter, den wir auch aus seinem Aufenthalt in Radolfzell am Bodensee kennen, schrieb in einem Brief zum Erstlingswerk von Felder, „Nümmamüllers und das Schwarzokaspale“: „Das Buch ist echt, recht und gut. Der Verfasser hat seinen Hinterwald landschaftlich und leutlich mit künstlerischem Blick betrachtet.“ Und dann fast prophetisch: „Seine vorarlbergerischen Landsleute werden sich längere Zeit gleichgültig gegen ihn verhalten. Es ist ihre Art so …“ Henrik Frederik Willem Grottendiek (1836 – 1894), der Felders „Sonderlinge“ ins Holländische übersetzte, schrieb am 30. Juli 1868 an Felder: „Meine aufrichtige Verehrung für Sie, den kräftigen Kämpfer für Freiheit und Humanität, blieb immer im Wachsen (…) Auch bei uns streiten viele diesen Kampf und von diesen werden Sie als einer der ersten, meistbegabten Kämpfer erkannt und begrüßt werden.“ Heinrich Hirzel, Sohn des Leipziger Verlegers von Felder, Salomon Hirzel, schrieb 1868 in einem ausführlichen Artikel in der „Zürcher Zeitung“: „Er ist ein reichbegabter Sohn seines Landes, welcher mit sinniger Liebe seine Heimat umfassend darstellt. In den Sohn der Berge aber ist die moderne Kultur machtvoll eingeströmt. (…) Diese Durchdringung von Patriotismus, humaner Gemeinnützigkeit und Poesie ist Felders schriftstellerische Eigentümlichkeit.“ Zum Schluss noch Peter Rosegger (1843 – 1918) im „Heimgarten“ 1904: „Dass ein Bauer durch Selbstbildung sich zu einem weitschauenden abgeklärten Geiste, zu einem wahren Künstler emporgearbeitet hat, wie Franz Michael Felder, das ist geradezu beispiellos.“
Nach so viel Lob fällt mir noch – mein „ceterum censeo“ alle Jahre – ein, dass die Stadt Bregenz die Straße nach unserem großen Dichter immer noch nicht umbenannt hat. Nach wie vor steht da auf dem Schild und den Hausnummern „Michl-Felder-Straße“. Ebenso auf der Haltestelle des Stadtbusses. Felder heißt aber „Michael“ – auch wenn das die Landeshauptstadt noch so hartnäckig verweigert.