Schick mit Nebenwirkungen

Zu viel an Sonnenbädern und Sonnenbräune steigert das Risiko für Hautkrebs.
Feldkirch Die Haut ist, wortwörtlich gesagt, das exponierteste Organ unter der Sonne und deren Strahlung der größte Risikofaktor für Hautkrebs. „Wir sehen nach wie vor steigende Fallzahlen, vor allem beim weißen, dem häufigsten Hautkrebs, aber auch bei den Melanomen gibt es zahlreiche Neudiagnosen“, bestätigt Primaria Nina Häring, Leiterin der Dermatologie im Landeskrankenhaus Feldkirch. Beim Melanom, dem gefährlicheren Hautkrebs, werden jährlich etwa 100 Neuerkrankungen registriert. Einen Grund vermutet Häring in dem mitunter immer noch zu sorglosen Umgang mit der Sonne: „Bräune gilt immer noch als schick und erstrebenswert, weil sie den Eindruck von sportlich-fit vermittelt.“ Aus Angst muss sich jedoch niemand zu Hause einsperren. „Die Sonne ist auch wichtig für Seele“, betont Häring. Es gelte, mit Köpfchen der zunehmenden Sonnenbelastung zu trotzen.

Sparen am falschen Platz
Der Klassiker unter den Schutzmaßnahmen: Die Hitze zwischen 11 und 15 Uhr meiden. Nina Häring rät, die Sonnenexposition ganz generell zu beschränken und die UV-Belastung etwa durch das Tragen von UV-dichter Kleidung zu reduzieren. Kopfbedeckungen gehören ebenfalls dazu. „Auch bei Herrn, wenn das Haupthaar schon etwas dünner wird“, ergänzt die Fachärztin. Große Bedeutung kommt der Sonnencreme zu. Damit geizen jedoch viele Sonnenanbeter. „Um einen erwachsenen Körper einzucremen, braucht es mindestens drei bis vier Esslöffel“, betont Häring. Meist würde der Sonnenschutz viel zu dünn und zu ungenau aufgetragen. Das gilt speziell für den Rücken, wo man selbst nicht gut hinkommt sowie für die Ohren und die Fußrücken. „Da muss man wirklich genug verwenden und vor allem immer wieder nachcremen, am besten so alle zwei Stunden“, mahnt Nina Häring, und: „Schutzcreme gute 30 Minuten vor dem Ausflug in die Sonne auftragen.“

Wie die meisten Kosmetika sind auch Sonnencremen nach dem Öffnen etwa zwölf Monate haltbar, außer, sie wurden falsch gelagert. „Haben sich Konsistenz, Geruch oder Farbe des Präparats verändert, dann besser nicht mehr verwenden“, erklärt die Dermatologin. Der Hinweis auf die Schweiß- und Wasserfestigkeit sollte ebenfalls nicht zur Sorglosigkeit verleiten. „Bei einem längeren Aufenthalt im Wasser wird der Schutz ausgeschwemmt und abgespült“, lautet die fachärztliche Begründung. Devise: „Im Zweifel lieber einmal zu viel als zu wenig eincremen.“

Omas Hausmittel
Hat der Sonnenbrand zugeschlagen, sofort raus aus der Sonne und kühlen. „Das lässt sich auch mit Hausmitteln machen“, berichtet Nina Häring, dass ihre Oma gerne Joghurt oder Topfen aufgelegt habe. Ansonsten lindern After-Sun-Lotionen mit Aloe Vera oder ein mildes Schmerzmittel das Übel. Bilden sich Blasen, sollte ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden. Anschließend empfiehlt es sich, eine Woche bis 10 Tage das Sonnenbaden sein zu lassen. Hängt die Haut in Fetzen, diese keinesfalls wegzupfen. „Wird an den Hautfetzen gerissen, können kleine Wunden entstehen und Eintrittspforte für Infektionen sein“, erläutert Häring. Stören die Fitzelchen, dann besser mit einer kleinen Hautschere zu Werke gehen.

Hautvorsorge nicht vergessen
Ein bedeutender Aspekt ist laut Häring die Hautvorsorge. Bei Hautkrebsfällen in der Familie oder bei sehr vielen Muttermalen zahle sich eine regelmäßige Ganzkörperuntersuchung aus. Als ebenfalls wichtig bezeichnet sie die Selbstkontrolle. „Damit kann man selber ein bisschen beurteilen, ob sich ein Muttermal verändert.“ Nina Häring verweist auf gute Schulungen dazu im Internet. Bei einer sogenannten normalen Haut empfiehlt sich alle zwei bis drei Jahre eine ärztliche Kontrolle, auch, wenn diese selbst zu bezahlen ist.
