Verwirrspiel um Operationszahlen

Orthopädie-Primar wiederspricht Rückgang an Endoprothetik im Landeskrankenhaus Feldkirch.
Feldkirch Die angedachten tiefgreifenden Veränderungen in der Spitalslandschaft gehen nicht spurlos an Fachabteilungen und Disziplinen vorüber. Unlängst hatte der Fachgruppenobmann für Orthopädie und Traumatologie, Dieter Moosmann, mögliche Probleme aufgezeigt, die sich aus einer Verlegung der Orthopädie und Traumatologie vom Stadtkrankenhaus Dornbirn ins Landeskrankenhaus Bregenz ergeben könnten. Die VN berichteten.
Trauma-Maximalversorgung
Moosmann verwies unter anderem auf noch längere Wartezeiten durch den Aufbau einer völlig neuen Struktur. Außerdem berichtete er von einem deutlichen Rückgang der Prothesenoperationen im Landeskrankenhaus Feldkirch aufgrund von Personalmangel in der Pflege. Aktuell würden nur noch 250 Prothesen im Jahr eingebaut. Dem widerspricht der Leiter der dortigen Orthopädie und Traumatologie, Primar René El Attal, jetzt entschieden. „2023 wurden 540 Operationen durchgeführt“, zitiert er durch das OP-Management erhobene Zahlen. Im Einzelnen handelte es sich um 439 primäre Gelenkersätze sowie 101 Fälle von Revisionsendoprothetik, also dem Austausch oder der Überarbeitung von bereits eingesetzten künstlichen Gelenken.

Laut dem Primar wird insgesamt ein Vielfaches an orthopädischen und unfallchirurgischen Eingriffen durchgeführt, zumal auch das Department für interdisziplinäre orthopädisch-unfallchirurgische Versorgung am Landesspital Bludenz zur Feldkircher Abteilung gehöre und in steigendem Maße primäre Endoprothetik versorge. „Rechnet man diese Zahlen dazu, es sind über 100, wird im Verbund der Landeskrankenhäuser mehr Endoprothetik durchgeführt als im Stadtkrankenhaus Dornbirn“, sagt René El Attal. Die Zahlen für Dornbirn gab Dieter Moosmann mit jährlich etwa 600 Prothesen an. El Attal führt außerdem ins Treffen, dass das Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch zusätzlich Trauma-Maximalversorger ist und die gesamte degenerative Wirbelsäulenversorgung anbietet.
In Feldkirch würden weiters auch jene Prothetik-Patienten behandelt, die Nebenerkrankungen aufweisen und im Dornbirner Spital nicht versorgt werden könnten. Renè El Attal nennt beispielhaft kardiale Erkrankungen, Diabetes, Adipositas, Immunsuppression und Nierenerkrankungen. „Das sind Patienten mit erhöhtem Risiko, die in Dornbirn gar nicht bzw. sehr eingeschränkt versorgt werden können“, erklärt El Ettal. Dort einen isolierten Endoprothetik-Schwerpunkt mit ausschließlich planbaren Eingriffen anzudenken, wie ein Vorschlag der Fachgruppe lautet, würde aus seiner Sicht der gelebten Zusammenführung von Orthopädie und Unfallchirurgie widersprechen und die Akutversorgung in diesem Bereich komplett unberücksichtigt lassen.
Versorgung optimieren
Doch abseits aller Diskussionen um Zahlen gelte es, die endoprothetische Versorgung im Land zu verbessern. Bekanntlich sind die Wartezeiten inzwischen sehr lang geworden. El Attal sieht eine Änderung dieser unzumutbaren Situation als Anstrengung aller Verantwortlichen: „Zu diesem Zweck gibt es den Strukturdialog.“ Die Diskussion, ob das Landeskrankenhaus Bregenz oder das Stadtspital Dornbirn als Standort besser geeignet ist, erscheint ihm indes müßig und ein wenig durchsichtig. „Ziel sollte es sein, gemeinsam eine Infrastruktur zu schaffen, um personalschonend eine optimale Versorgung für die Bevölkerung anbieten zu können“, betont der Feldkircher Orthopädie-Primar und ergänzt: „Keine leichte Aufgabe.“
Was die drohende Schließung des Fachschwerpunkts Konservative Orthopädie im Landeskrankenhaus Hohenems betrifft, ist Renè El Attal eins mit Dieter Moosmann: Die Übernahme dieser Patienten würde für die Spitäler in Feldkirch, Dornbirn oder Bregenz einen zusätzlichen Aufwand bedeuten und die Wartezeiten auf notwendige Operationen weiter verlängern.