“So nicht!” zum Programm gemacht

Wie zwei Mütter die Umwälzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich erleben.
Dornbirn Zwei Frauen, eine Empfindung: Sie zeigen sich von den Umwälzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich zutiefst betroffen. Aglaia Mika (40) ist Mutter eines schwerstbeeinträchtigten Kindes und muss um die dringend notwendige Unterstützung für ihren siebenjährigen Sohn bangen. Stefanie Rinnhofer-Hopfner (34) wird im April zum zweiten Mal Mama. Sie kann ihr Baby im Stadtspital Dornbirn zur Welt bringen und geht dennoch für die Anliegen der Frauen und Familien auf die Straße, wie Aglaia Mika. Der Slogan „So nicht!“ ist inzwischen zu einem Synonym nicht nur für die umstrittene Spitalsplanung geworden. Er richtet sich gegen die „frauen- und lebensfeindliche Politik im Land“, verdeutlicht Mika ungeschönt.

Verunsicherung und Empörung
Am vergangenen Dienstag hielt die Sängerin und Musiktherapeutin eine flammende Rede vor dem Landhaus. Sie trat dort vor allem als pflegende Mama eines Kindes auf, das aufgrund seiner Beeinträchtigung rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen ist. Die bekommt die Familie derzeit von der Caritas-Familienhilfe sowie vom Mobilen Hilfsdienst in Dornbirn. „Doch wie lange noch und in welchem Umfang?“, fragt sich Aglaia Mika. Die Pflegebedürftigkeit ihres Kindes lässt nur 40 Prozent an Berufstätigkeit als Musiktherapeutin zu. Der Sparstift könnte sogar den Job gefährden. „Auch Kolleginnen und Kollegen sind zutiefst verunsichert“, flicht sie ein. Immer stärker brodelt in ihr jedoch die Empörung über die finanziellen Kürzungen im Sozialwesen. „Und jetzt noch die Verlegung von Spitalsabteilungen von Dornbirn nach Bregenz, die wieder Kinder, Frauen und Familien trifft“, empfindet sie als Steigerung der Verschlechterungen.
Die zweifache Mutter fordert von der Landesregierung, an die Menschen zu denken und das Geld in die Gesundheit zu investieren. „Die Politiker sollen mit uns, statt mit Beratern reden, die unsere Bedürfnisse nicht kennen“, appelliert Aglaia Mika. Sie will weiter laut sein für jene, „die sich selbst nicht wehren können“. Die Geschichte habe immer wieder gezeigt, dass Widerstand etwas bringe: „Im anderen Fall haben wir es wenigstens versucht.“

Mangelnde Kommuniktion
Auch Stefanie Rinnhofer-Hopfner war bei den bisher durchgeführten Kundgebungen gegen die Spitalspläne des Landes dabei. „Ich habe nichts gegen Zusammenlegungen. Es gibt eine zu hohe Dichte an Krankenhäusern“, sagt die Pädagogin. In diesem Fall werde jedoch ein gut funktionierendes Konstrukt auseinandergerissen. Von Beschäftigten des Stadtspitals weiß sie außerdem, dass kaum mit ihnen gesprochen worden sei. Der „unsensible Umgang mit einem sensiblen Thema“ grämt Rinnhofer-Hopfner deshalb ganz besonders. Auch sie will die Anliegen weitertragen, denn: „So nicht!“
Der Leiter des Kinderärztezentrums in Dornbirn, Harald Geiger, kann die Sorgen der Frauen und Familien nachvollziehen. „Auch mit uns hat keiner geredet“, bemerkt Geiger. Dabei gebe es eine Versorgungsvereinbarung mit dem Land und dem Krankenhaus Dornbirn. Wie es damit weitergeht? Er kann es nicht sagen, bedauert aber, dass die Umsetzung ohne Einbeziehung von Betroffenen erfolgen soll. Nachsatz: „Das kann nur zu Problemen führen.“