Petition für Geburtenstation: “Wir hätten nicht gedacht, dass so viele unterschreiben”

Wer sich alles gegen die mögliche Schließung der Geburtenstation am KH Dornbirn wehrt.
Dornbirn Schließen Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Kinderabteilung am Dornbirner Krankenhaus? Wandern diese Fächer künftig ins Landeskrankenhaus Bregenz? Entsteht dafür in Dornbirn der Schwerpunkt Orthopädie und Traumatologie, sodass die Unfallchirurgie in der Landeshauptstadt vor dem Aus steht? Die geplante Spitalsreform erhitzt die Gemüter. Insbesondere in Dornbirn ist der Ärger groß. In einem Brief an Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) und Bürgermeister Markus Fäßler (SPÖ) kritisierten Ärztinnen und Ärzte die mögliche Schließung ihrer Abteilung zunächst mit deutlichen Worten. Nun haben Mitarbeitende der Gynäkologie und Geburtshilfe, die Medizinerinnen und Medizinern, Hebammen und Pflegekräfte, eine Petition ins Leben gerufen. Sie wurde allein bis Montagnachmittag um 17 Uhr von rund 45.000 Personen unterstützt. “Wir hätten nicht gedacht, dass so viele Menschen in so kurzer Zeit unterschreiben”, sagt Angelika Franz, die für das Team spricht. “Es zeigt aus unserer Sicht ein Stimmungsbild in der Bevölkerung.”

Umgekehrte Richtung
Die Oberärztin und stellvertretende Leiterin des Brustgesundheitszentrums stellt im VN-Gespräch klar, dass sich das Personal nicht gegen „mutige Schritte in die Zukunft“ verschließen wolle. Diese brauche es, um das Gesundheitssystem zu erhalten. „Doch nun sind offenbar Entscheidungen gefällt worden, ohne dass man sich mit unseren bisherigen Bemühungen überhaupt auseinandergesetzt hat.“ Schon seit drei Jahren laufe ein Prozess der Zusammenführung der Abteilungen an den Krankenhäusern in Dornbirn und Bregenz unter dem gemeinsamen Primar Michael Rohde. Die Richtung sei aber immer umgekehrt gewesen, Teile aus Bregenz seien nach Dornbirn verlagert worden. Viele interne Prozesse und Klausuren hätten sich mit dieser Frage beschäftigt, erklärt Franz. Es gebe bereits eine gute Kooperation, beispielsweise bei großen Operationen. Auch gemeinsame Weiterbildungen würden angeboten. „Und nun ist durchgesickert, dass man diesen Weg wieder zurückgehen will. Es ist überhaupt nicht ersichtlich für uns, warum so entschieden worden ist.“
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Die Initiatoren der Petition warnen davor, dass durch das Ende der Abteilung zertifizierte Zentren wie jenes für Brustgesundheit geschlossen werden müssten. „Die Onkologie bricht auseinander“, warnt Franz. Für die vielen betroffenen Frauen, die am Krankenhaus betreut würden, falle die Struktur weg. „Eine Verlegung ist nicht so einfach möglich.“ Die speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Räume, alles müsse in Bregenz neu aufgebaut werden. Außerdem gibt die Oberärztin zu bedenken, dass in Österreich nur wenige Stationen existieren, auf denen an die 2500 Geburten begleitet werden. Im vergangenen Jahr gab es 1270 Geburten am Stadtspital, die meisten des Landes. In Bregenz waren es 1109. “Ob dann noch die frauenzentrierte Geburtshilfe, die wir im Land anbieten können, möglich ist, bezweifle ich.”
Wallner: “Keine Doppelgleisigkeiten”
Das Land informiert am Donnerstag über das weitere Vorgehen. Zuvor, am Mittwoch, wollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Dornbirn mit Unterstützern bei einer Kundgebung vor dem Landhaus auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) unterstrich vor Kurzem die Bedeutung der Reformpläne. Durch die immer älter werdende Bevölkerung, medizinische Spezialisierungen und neue individuelle Therapien müsse die Spitalversorgung neu ausgerichtet werden, sagte Wallner. Auch die steigenden Ausgaben und die Personalknappheit machten die Reform nötig. “Es ergibt keinen Sinn, weiter an Doppelgleisigkeiten festzuhalten.” Angelika Franz ist sich sicher: “Wir haben das Gefühl, dass den Entscheidungsträgern nicht bewusst ist, was alles an Bestehendem verloren gehen könnte.”