Enttäuschung bei Eltern und Personal

Politik / 07.11.2025 • 14:52 Uhr
Enttäuschung bei Eltern und Personal
Die Dornbirner Hannah Rinnhofer ist persönlich betroffen.VN/Steurer

Die Entscheidung des Landes zum Stadtspital Dornbirn schlägt weiter Wellen.

Dornbirn „Wir sind fassungslos!“ Mit diesem Satz beginnt die Stellungnahme der Hebammen und Ärztinnen bzw. Ärzte der Geburtshilfe und Gynäkologie am Stadtspital Dornbirn zum Beharren des Landes, die Abteilung nach Bregenz zu verlegen. „Wir werden in den nächsten Tagen darüber nachdenken, wie wir weiter für unsere Anliegen kämpfen können“, kündigt Angelika Franz an. Sie ist auch die Initiatorin der Petition, die bislang weit über 55.000 Unterschriften für den Erhalt der Station brachte und noch bis Montag läuft. Landesrätin Martina Rüscher hat für Montag ihren Besuch angekündigt „um sich unseren Fragen zu stellen“.

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Zum Dialog bereit

Die Entscheidung ist und bleibt für das Team „absolut nicht nachvollziehbar“. Die Gründe wurden nach einer Teamsitzung formuliert und lauten: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass alle Argumente und Zahlen, die wir in den letzten Tagen dargelegt haben, einfach ignoriert werden, dass die Landesregierung eine so hohe Beteiligung an unserer Petition einfach ignoriert, und dass uns eine Variante präsentiert wurde, bei der unsere Abteilung auseinandergerissen und unser Team gespalten wird.“ Das dringliche Ansinnen: „Wir müssen und wollen mitreden, wenn es um die Zukunft der Frauen- und Familiengesundheit in Vorarlberg geht.“ Doch es gibt auch versöhnliche Töne: „Wir sind weiterhin bereit zum Dialog.“

Enttäuschung bei Eltern und Personal
Die Eltern demonstrierten am Mittwoch vor dem Landhaus. Vergebens.VN/Steurer

Auch Eltern wollen die Pläne des Landes nicht einfach als gegeben hinnehmen. Hannah Rinnhofer ist Mutter eines Kindes, das aufgrund einer seltenen Erkrankung laufend verschiedenste Untersuchungen benötigt. „Wir sind deshalb sehr häufig im Krankenhaus Dornbirn, meistens ein bis zweimal pro Woche, wenn es gut geht, nur jede zweite Woche“, erzählt sie und ergänzt: „Für uns als Familie ist diese unmittelbare Nähe zum Stadtspital auch deshalb besonders wichtig, weil wir bei Komplikationen schnell professionelle Hilfe von Fachpersonen erhalten.“ Zudem habe das Personal in den vergangenen Jahren viel an zusätzlicher Kompetenz, was die seltene Krankheit betrifft, aufgebaut.

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Weitere Wege und mehr Verkehr

Die Fahrten ins LKH Bregenz bezeichnet Hannah Rinnhofer nicht nur aufgrund des weiteren Wegs und höheren Verkehrsaufkommens als problematisch. „Für jeden Termin müssen wir dann einen halben Tag einplanen. Das verursacht zusätzlichen Stress in einer für das Kind ohnehin belastenden Situation“, verdeutlicht die Mutter. Sie versteht auch nicht, dass im Stadtspital vor gar nicht so langer Zeit umgebaut und „jetzt diese Kehrtwende“ vollzogen wurde. Personal und Eltern seien vor den Kopf gestoßen worden. Zudem weiß sie von einer hohen Verunsicherung bei schwangeren Frauen. Ihr Appell an die Verantwortlichen: „Denken Sie bitte nochmals gründlich darüber nach! Es ist niemand gegen eine effizientere Gesundheitsversorgung, aber wie damit umgangen wird, macht mich als betroffene Mutter fassungslos!“

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Der in Bregenz tätige Kinderfacharzt Rainer Taferner bedauert, dass die Dornbirner Kinderabteilung nur „als Gefolge der Gynäkologie und Geburtshilfe auf deren Weg nach Bregenz betrachtet wird“. Er hat mehrere Argumente, die für den Verbleib der Kinderabteilung in Dornbirn sprechen. „Es wurden Strukturen etabliert, die eine ärztliche und pflegerische Qualität auf höchstem Niveau ermöglichen. Zudem wird dort den Kindern und deren Angehörigen ein von Empathie getragenes Betreuungsklima geboten, das jeder anderen Kinderabteilung als Maßstab dienen kann“, führt Taferner aus. Der Plan, Krankenhausabteilungen dadurch zu entlasten, dass Leistungen in den niedergelassenen Bereich ausgelagert werden, wird seiner Ansicht nach nicht aufgehen, solange das Versorgungsproblem dort nicht gestoppt werden kann. Einige Kinderärzte, die als Kassenärzte arbeiten, würden in Pension gehen, ohne dass es Nachfolger gebe. Er verweist auf eine Kassenstelle in Lustenau, die bislang fünfmal vergebens ausgeschrieben worden sei. „Es wird Kinderabteilungen brauchen, welche die Versorgungsprobleme im niedergelassenen Bereich abfedern und Kinderärzte für die Niederlassung ausbilden“, schlussfolgert Rainer Taferner. Jetzt sei jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt, Abteilungen wie diese zusammen zu legen und Kapazitäten zu reduzieren: „Vielleicht in ein paar Jahren der intensivierten Kooperation und nach Entspannung der Situation im niedergelassenen Bereich.“  

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