Herlinde Ulmer: Ein Haselstauder Urgestein voller Herzlichkeit

Herlinde Ulmer bleibt als gute Seele des Café Ulmer und als fürsorgliche Mutter in Erinnerung.
Von Kristina Becker
Dornbirn Herlinde Ulmer wurde am 22. Juni 1937 als erstes Kind von Hermine und Johann Lecher geboren. Gemeinsam mit ihrem Bruder Toni wuchs sie in Dornbirn in der Haselstauderstraße 4 auf. Ihre Kindheit war nicht einfach, da ihr Vater im Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde und anschließend in Kriegsgefangenschaft geriet. Ihre Mutter Hermine musste die Kinder allein großziehen. Ihr Vater Johann starb auf tragische Weise bereits im Jahr 1961 bei einem Verkehrsunfall.

Herlinde besuchte die Handelsschule in Lustenau und war eine fleißige, aber auch lebhafte Schülerin. Außerdem war sie sehr musikalisch, sang gerne und spielte in ihrer Jugend Zither. Nach ihrem Abschluss bekam sie eine Stelle in der Dornbirner Sparkasse. Sie mochte die Arbeit dort sehr, war ausgezeichnet im Rechnen und hatte ein Talent für kaufmännisches Arbeiten.

Ende der Fünfzigerjahre lernte sie ihren Bruno kennen, der ihr nach kurzer Zeit – nach einem Kinobesuch – einen Heiratsantrag machte. Das junge Paar heiratete am 7. Jänner 1963. Ihre Flitterwochen verbrachten sie im Grödnertal in St. Christina – während des kältesten Winters des Jahrhunderts. Herlinde und Bruno erzählten oft, wie sie sich und andere Gäste auf der Skipiste regelrecht vor dem Erfrieren gerettet haben. Herlinde liebte das Skifahren und fuhr oft mit ihren Arbeitskolleginnen aufs Bödele oder nach Lech am Arlberg.
1963 eröffneten Bruno und Herlinde das Café Ulmer neben der bestehenden Bäckerei. Herlinde kümmerte sich um die Buchhaltung und den Verkauf, während Bruno mit seinem handwerklichen Geschick die Leckereien herstellte. Das Café entwickelte sich bald zu einem Fixpunkt im gesellschaftlichen Leben der Haselstauder, was auch Herlindes gastfreundlicher Art zu verdanken war.

Zwischen 1964 und 1970 wurden ihre drei Kinder Hanno, Jürgen und Birgit geboren. Herlinde war sehr fürsorglich und förderte ihre Kinder sehr. Es war ihr ein großes Anliegen, dass sie das Gymnasium und anschließend die Universität besuchten. Später waren ihre fünf Enkelkinder ihr größter Stolz. Für ihre Familie kochte sie stets hervorragend – zu den Highlights ihrer Kochkünste zählte ihr berühmter Kartoffelsalat, von dem auch so mancher Stammgast im Café schwärmte. An den freien Montagen machte sie mit Bruno und der Familie gern Ausflüge in die Umgebung, bei denen der Höhepunkt die gemütliche Einkehr war. Herlinde war auch sehr religiös und zeigte dies etwa bei den jährlichen Fronleichnamsprozessionen, bei denen sie bis zuletzt den Altar vorm Haus schmückte.
2013 feierte sie mit Bruno bei bester Gesundheit die Goldene Hochzeit. Gemeinsam konnten sie noch einige schöne Reisen unternehmen – nach Schottland, auf die Färöer-Inseln und nach Kanada. Die letzten Jahre waren für Herlinde nicht einfach, doch sie behielt ihre gute Laune und ihren Humor bis zuletzt. Sie war täglich im Café und unterhielt sich dort gerne mit den Gästen. Für die gesellige Herlinde war jeder Tag, an dem sie ins Café konnte, ein guter Tag. Am 27. Oktober durfte sie schließlich im Kreise ihrer Lieben friedlich einschlafen.
Begleitet durch: Willam Bestattung
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