Vom Casino ins Klassenzimmer

19.12.2025 • 15:00 Uhr
jutz.jpg
Simon Jutz arbeitete mehrere Jahre als Croupier im Casino. jutz

Simon Jutz – vom Croupier zum Religionslehrer.

Feldkirch Simon Jutz (35) hatte eine behütete Kindheit. “Die möchte ich nicht hergeben.” Sein Vater, Thomas Jutz, ist Vizepräsident bei der Vorarlberger Arbeiterkammer, seine mittlerweile pensionierte Mutter war Lehrerin. Karin Jutz unterrichtete Religion an der katholischen Mädchenschule Institut St. Josef in Feldkirch. Simon war ein neugieriges Kind. Schon als Kind suchte er Antworten auf philosophische Fragen. Woher komme ich? Was ist der Sinn des Lebens? Wohin gehe ich nach dem Tod? Diese Fragen ließen ihn nicht los. Um Antworten zu bekommen, begann der junge Mann in Innsbruck, katholische Religionspädagogik und Biologie zu studieren.

An den Wochenenden arbeitete er als Kellner in einer Cocktailbar in Hohenems. Diese Arbeit gefiel ihm. “Die Gastronomie ist eine wunderbare Lebensschule. Man lernt Kommunikation und bekommt eine gute Menschenkenntnis.” Das Studium hingegen machte ihm keinen Spaß. “Ich habe zu wenig ernsthaft studiert.” Mit 27 schmiss er es hin.

jutz 1.jpg
Simon Jutz studierte Katholische Religionspädagogik. Heute ist er Religionslehrer.jutz

Danach machte er eine Ausbildung zum Croupier. “Ich habe immer gerne gespielt, Karten- und Brettspiele. Deshalb dachte ich mir: Das könnte ein Job für dich sein.” Die Arbeit als Spielleiter taugte ihm. “Durch diese Arbeit habe ich menschlich einen großen Sprung gemacht.” Im Casino in Innsbruck lernte er Victoria kennen, seine heutige Ehefrau. Sie motivierte ihn, das Studium der Religionspädagogik wieder aufzunehmen. “Dieses Mal strengte ich mich an. Ich hockte im Hörsaal in der ersten Reihe.” Der Feldkircher brachte es bis zum Master.

jutz 3.jpg
Simon Jutz mit seiner Frau Victoria. Das Paar lernte sich im Casino kennen. jutz

Seine ersten Sporen als Religionslehrer verdiente er sich an einer katholischen Privatschule in St. Gallen. Heute arbeitet er in der Oberschule Eschen und in der Weiterführenden Schule Vaduz. Mit Leidenschaft kommt er seiner Aufgabe nach, junge Menschen auf ihrem Glaubensweg zu begleiten. “Die Schüler haben viele Fragen, auch essenziell wichtige Fragen über das Leben. Ich diskutiere und philosophiere gerne mit ihnen.”

jutz 2.jpg
Simon Jutz geht gerne mit seinem Vater angeln. jutz

Simon ist sich der Verantwortung bewusst, die er als Lehrer hat. “Ich forme das Menschenbild der Kinder.” Als Lehrer möchte der 35-Jährige Vorbild sein. “In der Schule ist es wichtig, ein guter Mensch zu sein. Ich möchte, dass es die Kinder auch werden. Ich bemühe mich, ein liebender Mensch bzw. ein guter Christ zu sein und täglich ein Werk der Liebe zu tun. Freilich: Jeden Tag gelingt mir das nicht.”

Wichtig ist ihm auch seine Authentizität als Religionslehrer. “Kinder merken es, wenn man nicht authentisch ist. Ich könnte nicht über Religion sprechen, wenn ich selbst nicht gläubig wäre. Für mich ist klar, dass es Gott gibt. Ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen.” Gott gibt Simon Halt, vor allem in schwierigen Lebenssituationen. Manchmal ist auch das ein Thema im Klassenzimmer.

jutz 4.jpg
Ein Urlaubsschnappschuss. jutz

Das Lehrer-Sein erfüllt Simon. “Es ist eine schöne Aufgabe. Für das fühle ich mich berufen.” Simon denkt aber auch gerne an die Zeit zurück, in der er Croupier war. “Auch das war ein toller Beruf.” Eigentlich würde er beide Berufe gerne parallel ausüben – doch das ist nicht möglich. “Denn wegen der Nachtarbeit lassen sich die beiden Jobs nicht miteinander vereinbaren.”

Simon Jutz

geboren 26. Dezember 1989 in Feldkirch

Wohnort Gisingen

Familie verheiratet mit Victoria

Hobbys Angeln, Schach, Schwimmen, Reisen, über Gott und die Welt diskutieren