Ortsnah um Lorüns herum

OP / 09.06.2021 • 09:10 Uhr
Ortsnah um Lorüns herum

Neue Lorünser Umfahrungsvariante findet breite Zustimmung und könnte jahrzehntealtes Problem lösen.

Lorüns Seit den 1970er-Jahren werden in Lorüns Pläne für eine mögliche Ortsumfahrung gewälzt, um dem immer größer werdenden Verkehrsaufkommen ins Montafon Herr zu werden. An die 40 verschiedene Varianten wurden im Lauf der letzten gut vier Jahrzehnte entwickelt, ausgearbeitet und schließlich wieder verworfen. Zuletzt war man bei der Verbesserung der Ortsdurchfahrt nach dem ersten Baulos steckengeblieben und auch bei der Strategischen Umweltprüfung (SUP), in deren Rahmen der Straßenkorridor der Umfahrung festgelegt werden soll, hat man sich aktuell festgefahren.

Der Zufall wollte es, dass sich nun womöglich eine einfache und gleichermaßen gangbare Lösung für das jahrzehntealte Problem abzeichnet. Eine ortsnahe Umlegung der Montafonerstraße (L 188), die sowohl in der Gemeinde als auch beim Stand Montafon auf breite Zustimmung stößt.

Komplett neuer Ansatz

Stein des neuerlichen Gedankenanstoßes in Sachen Ortsumfahrung Lorüns war eine gesetzliche Änderung, die die Landesstraße im Grund nur am Rande tangiert. Die bestehende Almakreuzung auf der L 188 zwischen Lorüns und St. Anton muss nämlich per Bescheid bis zum Jahr 2024 sicherer gestaltet werden. Die naheliegende Variante wäre eine Beschrankung der Kreuzung. Da man dies aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens umgehen will, wurden Überlegungen einer Eisenbahnunterführung angestellt. Parallel dazu beauftragte die Gemeinde Lorüns in Abstimmung mit der Abteilung Straßenbau das Büro kairos, das Verkehrsthema neu aufzurollen.

Nordöstlich der Bahntrasse

Der Lösungsvorschlag sieht vor, die Unterführung bereits am westlichen Ortseingang zu errichten und die L 188 auf eine Trasse nordöstlich der Bahn umzulegen (siehe Grafik). „Damit könnte mit vergleichsweise geringem Mehraufwand eine deutliche Entlastungswirkung für Lorüns erzielt werden“, ist Christoph Breuer vom Büro kairos überzeugt. „Zudem“, so Breuer, „würde der Verkehr auf der L 188 durch das Auflösen der Eisenbahnkreuzung und die homogenere Trassierung verflüssigt werden.“

Um das Naherholungsgebiet an der Ill zu erhalten und die Hochwassersicherheit zu gewährleisten, muss im Abschnitt von der Unterführung bis zum Bahnhof zwischen Ill und Bahn Platz für die Neutrassierung der L 188 geschaffen werden. Gelingen soll dies, indem die bestehende Landesstraße auf eine Ortszufahrt zurückgebaut und die Trasse der Montafonerbahn rund 3,5 Meter Richtung Ort verschoben wird. Zudem soll die neue Landesstraße erst langsam von der Unterführung Richtung Bahnhof auftauchen. „Im Bereich des Bahnhofs Lorüns schwenkt die Bahntrasse wieder in den Bestand ein, da ab hier ausreichend Platz für die Neutrassierung der L 188 ist. Die neue Straße wird parallel zur Bahn über eine neu zu errichtende Illbrücke bis zur bestehenden Almakreuzung geführt und mündet dort in die Bestandsstraße ein“, gibt Breuer Einblick in die Pläne.

Breite Zustimmung

Um Lorüns auch vom überregionalen Radverkehr zu entlasten, soll die einstige Landesstraße zur Landesradroute umgestaltet werden. „Für Lorüns ergeben sich dadurch neben der Entlastung vom Straßen- und Radverkehr auch neue Entwicklungsgebiete für Wohnbau und Dienstleister und ein optimaler fußläufiger Zugang zum Bahnhof“, kann Bürgermeister Andreas Batlogg der vorliegenden Variante nur Positives abgewinnen. Ähnlich positiv ist die Stimmung in der Gemeinde. „Neben dem einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung hat sich auch die Bevölkerung in einer öffentlichen Fragestunde für diese Variante ausgesprochen“, kann der Gemeindechef über einen diesbezüglichen Konsens berichten. Auch seitens des Standes Montafon wurde einhellige Zustimmung signalisiert. „Wir dürfen dieses Thema nicht nur als reine Angelegenheit von Lorüns betrachten. Schließlich ist eine sichere und flüssige Straßenverbindung in und aus der Talschaft im Interesse der gesamten Montafoner Bevölkerung und der Gäste“, unterstützt auch Landtagsvizepräsidentin Monika Vonier den neuen Lösungsansatz. Während die Grüne Landtagsabgeordnete Nadine Kasper meint: „In der Vergangenheit war das Auto im Fokus. Der neue Lösungsansatz einer Umfahrung beinhaltet wesentlich mehr, denkt Rad- und Bahnverkehr mit und bringt frischen Wind in die Verkehrsplanung im Montafon.“

Keine Einwände

„Auch vonseiten des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft wird diese Lösung grundsätzlich als schlüssig und angemessen empfunden“, freut sich Bürgermeister Batlogg. Für die Grundinanspruchnahme im Uferbiotop sind Ausgleichsflächen zu suchen, die sich im gegenständlichen Fall durch den Rückbau der L 188 zwischen der östlichen Illbrücke und der Almakreuzung anbieten. Diese Flächen könnten ökologisch wertvoll in die bestehenden Uferbiotope eingebunden werden und das Naherholungsgebiet aufwerten. Auch hinsichtlich der Grundbesitzverhältnisse gibt es keine Bedenken, da die Flächen bereits in Gemeinde- bzw. Landesbesitz sind.

Umsetzung bis 2026 realistisch

Geht es nach dem Projektverantwortlichen, könnte das Projekt recht zügig umgesetzt werden. SUP und Beschluss könnten noch heuer erfolgen, die Einreichplanung im kommenden Jahr folgen. Nach erfolgtem Behördenverfahren und den Ausschreibungen sei eine Umsetzung 2025/26 realistisch. Was die Projektkosten anbelangt, gibt es noch keine konkreten Angaben. In einem sind sich aber alle einig: Diese Variante ist wesentlich günstiger als die zig Millionen Euro teure Tunnelvariante. VN-JS

„Mit vergleichsweise geringem Mehraufwand könnte eine deutliche Entlastung gelingen.“