Hype um Kurz flaut ab

Politik / 07.07.2017 • 22:59 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Hype um Kurz flaut ab

Politbarometer: Der ÖVP-Chef liegt im Rennen um das Kanzleramt aber noch vor Kern und Strache.

Linz. „Das Rennen ist noch offen.“ Mit diesem Satz fasst Peter Bruckmüller, Chef des Linzer Marktforschungsinstituts Spectra, die Ergebnisse des aktuellen nationalen Politikbarometers (Befragungszeitraum 7. bis 29. Juni) zusammen. Die ÖVP profitiert im Verhältnis zur März-Umfrage zwar spürbar vom Kurz-Effekt und liegt mit 30 Prozent an der Spitze. Allerdings: „Sie scheint ihren Stimmungszenit erreicht zu haben. Der große Hype um Kurz kühlt sich auch in den persönlichen Daten wieder ab“, sagt Bruckmüller. Gleichzeitig kann die FPÖ nach einer Delle, bedingt durch den Wechsel in der ÖVP, wieder aufholen. Sie liegt nun mit 27 Prozent an zweiter Stelle.

„Kurz schadet derzeit Bundeskanzler Christian Kern und der SPÖ mehr als der FPÖ“, sagt Bruckmüller. Die SPÖ ist nach dem Einstieg von Kurz als ÖVP-Parteichef zurückgefallen und stagniert bei 23 Prozent. Doch ÖVP, FPÖ und SPÖ liegen alle drei innerhalb der Schwankungsbreite des aktuellen Politikbarometers von Spectra und den „Oberösterreichischen Nachrichten“ (plus/minus 3,8 Prozent). Entschieden sei noch gar nichts, so Bruckmüller. Er sieht die FPÖ in „Lauerstellung“, auch von der SPÖ werde „noch etwas kommen“.

Weniger Vorsprung

In den persönlichen Werten der Spitzenkandidaten von SPÖ, ÖVP und FPÖ hat es seit März Bewegung gegeben. Bei der Frage einer (fiktiven) Kanzler-Direktwahl ist der Vorsprung von Kurz deutlich geschmolzen: Er kommt derzeit auf 25 Prozent (März: 31) und liegt damit nur noch knapp vor Kern und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, die beide 21 Prozent erreichen und im Vergleich zum März zulegen konnten.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es bei der Frage nach den Sympathie- bzw. Vertrauenswerten für die Spitzenkandidaten. Hier hatte Kurz noch im März einen Wert von plus 53 (Saldo aus „guter Meinung“/„schlechter Meinung“). Nun, im Juni, ging einiges vom Zauber verloren: Die ÖVP-Hoffnung liegt jetzt bei plus 22. Das ist aber immer noch der Spitzenwert. Mit Respektabstand folgen Kern (plus 1) und Strache (minus 19). Weit abgeschlagen sind Neos-Chef Matthias Strolz (minus 35) und die neue Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek (minus 39).

Spectra-Chef Bruckmüller erwartet aber noch einige Bewegung, vor allem bei den Kleinparteien: Das Antreten von Ex-Höchstrichterin und -Hofburgkandidatin Irmgard Griss für die Neos oder eine eigene Kandidatur des Grünen-Urgesteins Peter Pilz sind im Juni-Barometer noch nicht berücksichtigt.

„Die Stimmung ist für die ÖVP gut“, bilanziert Bruckmüller. Freilich merke man aber auch, dass der Aufstieg der ÖVP ausschließlich durch den neuen Spitzenkandidaten getragen werde. Bei den Partei-Sympathiewerten schlägt dieser Effekt aber nur begrenzt durch. Auch in der Frage, welche der beiden aktuellen Regierungsparteien künftig eine stärkere Rolle spielen solle, liegt weiter die SPÖ vor der ÖVP.

„Kurz hat bewiesen, dass er seiner Partei einen Schub verleihen kann. Aber jetzt geht es um Konstanz. Wir haben in der Vergangenheit zum Beispiel beim SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz gesehen: Wer schnell viel gewinnt, kann auch schnell viel verlieren“, sagt Bruckmüller.

Kurz schadet derzeit der SPÖ mehr als der FPÖ.

Peter Bruckmüller

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