Der Erlöser
„Eine gute Entscheidung“ nannte FP-Generalsekretär Christian Hafenecker den Entschluss Heinz-Christian Straches, auf sein EU-Direktmandat zu verzichten. Sein Kollege in der Parteizentrale, Harald Vilimsky, meinte hingegen „Warum nicht?“ zu einem möglichen Politcomeback des früheren Parteichefs. Dessen Nachfolger Norbert Hofer wiederum lobt das „Lebenswerk“, während sein Stellvertreter Manfred Haimbuchner bei seiner Meinung bleibt, „dass Strache in der FPÖ keinerlei Funktion mehr übernehmen kann“. Die FPÖ zeigt erste, deutliche Risse nach Ibiza.
Alle, die auf eine politische Rückkehr hoffen, müssen sich zumindest bis 2020 gedulden. Ohne vorgezogene Neuwahl in Wien und Ausrutscher aller Alternativkandidaten stehen die Chancen allerdings gleich Null. Es gibt kein Beispiel für eine Karriere nach einem derartigen Verhalten, wie es von Strache und Johann Gudenus öffentlich wurde. Selbst wenn im Moment das Loslassen der Macht schwerfällt und Partei sowie manche Wähler den langjährigen Obmann vermissen. Der Ersatz mit Ehefrau Philippa Strache weckt Erinnerungen das politische Vorbild Jörg Haider, der seine Schwester Ursula Haubner als Zwischenlösung an der Spitze der FPÖ installierte. Für seinen Wiedereinstieg auf Bundesebene musste Haider mit dem BZÖ aber eine neue Partei gründen.
Diese Art der Sicherung des Familieneinkommens zeigt nur das Problem der FPÖ mit Anspruch und Wirklichkeit, mit Predigen und Handeln. Wenn es tatsächlich um die Erhöhung der Frauenquote ginge, warum ist dann keine einzige (!) Spitzenposition in der Partei mit einer Frau besetzt? Aber Freunderlwirtschaft machen ja nur alle anderen. So wie die Vertrauten des ehemaligen Innenministers und bald Listenzweiten Herbert Kickl, ganz zufällig ihre Topjobs im Staatsdienst gefunden haben.
Noch ein Spitzenkandidat hatte diese Woche Probleme mit dem Predigen, oder besser mit einem Prediger. Schon fleißig auf Wahlkampftour und gänzlich unbeschwert von parlamentarischer Arbeit, passierten dem Meister der Message Control unangenehme Bilder. Sebastian Kurz wollte als gestürzter Kanzler in Erinnerung bleiben, der zwar von der Opposition gedemütigt, aber doch mit stoischer Ruhe das Parlament verlässt. Bis zum triumphalen Wiedereinzug im Herbst galt es innenpolitische Streitereien zu vermeiden und als das Gegenteil von einem Politiker zu erscheinen: Einer, der sich für die Sorgen der Menschen interessiert.
Irgendwie passt zu dieser Erlöser-Erzählung der Auftritt vor den Freikirchen dann doch. Hoffen wir nur, dass morgen die Fronleichnamsprozessionen wahlkampffrei bleiben.
Kommentar