Peter Schröder

Kommentar

Peter Schröder

Lichtblick

Politik / 21.06.2020 • 16:30 Uhr

Sondermeldung aus Washington: In so ziemlich aller Welt haben sehr viele Menschen Grund zum vorsichtigen Durchatmen.

Nein, die üble Corona-Krise ist noch nicht vorbei und wird in diversen Gegenden mit einiger Sicherheit womöglich noch schlimmer werden. Beispielsweise im Land des unbeschränkten Wahnsinns. Wo ein psychiatrisch auffälliger Präsident am vergangenen Sonnabend in Tulsa/Oklahoma eine Massenwahlkundgebung veranstaltete. Zu der sich laut Redner “eine Million” Anhänger angemeldet hatten. Um begeisternd jubelnd, hustend und  “Volksfeinde” niederbrüllend jede Menge Viren in die Festgemeinde zu schleudern. Was Krankenhäusern und Beerdigungsunternehmen wohl etliche Neuzugänge bringen wird. Vermutlich weniger als befürchtet, weil nur 15.000 Fans nach Tulsa kamen.

Und jetzt die für viele Menschen ganz gute Nachricht: Um die Wiederwahl-Chancen des Wahlredners von Tulsa ist es derzeit schlecht bestellt: Jüngsten Umfragen zufolge wollen am 3. November so um die 56 Prozent der Amerikaner einen anderen Kandidaten zum Präsidenten wählen, 40 Prozent den gegenwärtigen behalten. Wobei 40 Prozent für einen irrlichternden Präsidenten angesichts der gegenwärtigen drei Heimsuchungen der Gesellschaft – Pandemie mit schon mehr als 120.000 US-Toten, horrende Arbeitslosigkeit und Massendemonstrationen gegen mörderische Polizeibrutalität und Rassismus – ein erschreckend hoher Wert sind.

Der Umfragewert von 56 Prozent für den nicht einmal richtig wahlkämpfenden Präsidenten-Herausforderer sollte reichen. Aber wie bei der Bekanntgabe der Lottozahlen im Fernsehen ist auch diese Angabe “ohne Gewähr”. Denn wie bei letzten Wahl kann beim regelrecht verrückten US-Wahlsystem auch der Verlierer zum Sieger im Zweikampf um den Mietvertrag im Weißen Haus erklärt werden.

Wie bei der letzten Wahl kann beim regelrecht verrückten US-Wahlsystem auch der Verlierer zum Sieger erklärt werden.

Für die mit vielen guten Gründen auf einen Wahlsieg des Gegners des amtierenden Präsidenten hoffenden Menschenkinder ist gegenwärtig also rettendes Land in Sicht. Was die in Tulsa weitgehend Masken- und Denk-frei feiernden Trumpisten natürlich sehr betrüben muss. Sie mussten ja auch schon erleiden, dass US-Oberrichter in den letzten Tagen mehrere Rechtsbrüche des Präsidenten kassierten und das von ihm gewünschte Verbot eines nicht gerade schmeichelhaften Enthüllungsbuchs ablehnten.

Und bei der trickreichen Sprunghaftigkeit des Corona-na-und-Präsidenten, dem derzeit etliche Helfer und Parteisoldaten von der Fahne gehen, kann ja auch eines nicht ausgeschlossen werden: Dass er sich noch bis zum Ende der Amtszeit ein paar “schmutzige Tricks” einfallen lässt. Wie etwa die am Wochenende verfügte Entlassung eines New Yorker Staatsanwalts, der ihm und einiger seiner Freunde auf die Pelle rückte. Schließlich hatte er schon vor der letzten Wahl versprochen: “Ich werde das Wahlergebnis anerkennen – wenn ich gewinne”. Und jetzt raten wir mal, was er damit wohl meint.