Darum alarmiert die belgische Reisewarnung den Vorarlberger Tourismus

Politik / 23.09.2020 • 19:45 Uhr
Darum alarmiert die belgische Reisewarnung den Vorarlberger Tourismus
Die deutschen Grenzkontrollen zu Österreich endeten im Juni. Nun wird eine Reisewarnung befürchtet. AFP

Große Sorge, dass weitere Staaten folgen könnten, allen voran Deutschland.

bregenz Die Reisewarnungen für österreichische Gebiete nehmen zu. Nun trifft es Vorarlberg. Belgien setzt neben dem Land auch Tirol wegen steigender Coronazahlen ab Freitag auf seine rote Liste. Dort befindet sich bereits Wien. Vorarlberg werde alles daransetzen, dass die Reisewarnung wieder aufgehoben wird, kündigte Landeshauptmann Markus Waller (ÖVP) an. Das Land beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Auch die Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer ist im Krisenmodus.

Runder Tisch geplant

Am Mittwoch fand eine Sondersitzung zur derzeitigen Entwicklung statt. Heute, am Donnerstag, folgt ein Runder Tisch mit den Landesräten Christian Gantner, Marco Tittler und Martina Rüscher (alle ÖVP) mit Tourismusunternehmern und -fachleuten. „Reisewarnungen sind aktuell Hiobsbotschaften und kommen für die Beherbergungsbranche einem Lockdown gleich“, sagt der Hotelier und Obmann der Sparte Tourismus, Markus Kegele. Natürlich komme es auch darauf an, welches Gästeland eine solche ausspreche. „Kritisch sehe ich die unterschiedliche Handhabung von Reisewarnungen in den einzelnen europäischen Ländern. Das zeugt von einem unkoordinierten Vorgehen Europas in der Coronakrise und schadet unserer Branche massiv. Das gehört dringend geändert. Ampelverwirrungen gibt es bereits jetzt schon zur Genüge“, so der Eigentümer des Hotels Mondschein in Stuben. Es treffe eine Branche, die nicht ursächlich für die steigenden Fallzahlen herangezogen werden könne. Sie haben andere, vor allem private Gründe. Zuletzt warnten die Niederlande vor Reisen nach Innsbruck und Wien, Deutschland und die Schweiz vor Wien, Dänemark vor ganz Österreich.

„Jede Reisewarnung ist schlecht“, sagt Jutta Frick, Chefin im Gesundhotel Bad Reuthe, eines von mehreren Hotels der Familie Frick. „Am härtesten würden uns aber Warnungen aus Deutschland und der Schweiz treffen.“ Die Gäste buchten immer kurzfristiger, erzählt die Hotelière. „Teilweise einzelne Tage oder sogar nur einen Tag im Voraus.“ Es sei eine gewisse Vorsicht zu spüren. Nach Angaben von Vorarlberg Tourismus ist das Herkunftsland von 54 Prozent der Urlaubsgäste Deutschland. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das übrige Österreich (17 Prozent) und die Schweiz mit zwölf Prozent. Gäste aus Belgien und Luxemburg machen 1,4 Prozent aus. Der Tourismus hat angesichts der Zahlen nun vor allem das nördliche Nachbarland im Blick. Eine deutsche Reisewarnung folgt in der Regel nach der Einstufung zum Coronarisikogebiet durch das Robert Koch-Institut (RKI). Zentrales Kriterium: Hat es in den letzten sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben? Die Entscheidung fällt dem RKI zufolge nach gemeinsamer Analyse durch das  Gesundheits-, Außen- und Innenministerium.

Kontakt mit Deutschland

Das Gesundheitsministerium stehe in Kontakt mit den zuständigen deutschen Stellen, um auszuloten, wie sich weitere Reisewarnungen möglichst verhindern lassen, schildert Tourismuslandesrat Gantner. Er selbst habe den österreichischen Botschafter in Berlin telefonisch über die Situation im Land informiert. „Es dürfen nicht nur die nackten Zahlen herangezogen werden“, sagt der Landesrat und verweist auf die Parameter der Corona-Ampel. Einen großen Cluster habe es zwar im Bezirk Dornbirn gegeben, in den Tourismusgebieten seien die Zahlen aber niedrig. Die Nachverfolgung der Fälle funktioniere gut.

Gantner verweist auch auf die kürzlich präsentierte Winterstrategie für den Tourismus, die den Gästen Sicherheit vermitteln soll. Dazu kämen bundesweite Verschärfungen und die in Vorarlberg, Tirol und Salzburg vorgezogene Sperrstunde. Damit sollen die Infektionen sinken. „Das ist eine Maßnahme, um den Winter zu retten.“

Magdalena Raos, Andreas Scalet