Rückkehr der Humanität
Epochale Weltereignisse können katastrophale Folgen haben. Andere, wie Bemühungen zur Beendigung von Hunger, Elend und Pandemien sind Leuchtfeuer der Humanität. In einem geschichtlichen Kapitel steckt die Welt hier und heute: Im Beginn einer hoffentlich gut endenden Geschichte der Menschlichkeit und der unaufgeregten Normalität.
„Tatort“ für die neue Politik der Humanität mit weltweiten Folgen ist Washington. Mit dem Amtsantritt von Joseph Biden ist vor zwei Wochen die Herrschaft seines Vorgängers Donald Trump beendet worden. Eines Demokratie-feindlichen Präsidenten, der Diktatoren und Autokraten hofierte, Menschenrechte im In- und Ausland mit Füßen trat, soziales Elend beförderte, das Sicherheitsgefüge in der Welt derangierte und den vermeidbaren Tod vieler Menschen begünstigte.
Mit einem Federstrich beendete Biden innerhalb weniger Tage die Massenlieferungen von Kriegsmaterial an Autokraten-Regime wie Saudi-Arabien, die damit Vernichtungskriege in diversen Ländern führen. Per Dekret verfügte Biden eine fünfjährige Verlängerung des amerikanisch-russischen Atomwaffen-Abrüstungsvertrages. Und mit der präsidialen Anordnung einer aggressiven Impfpolitik beendete er Trumps unethisches und letztlich mörderisches Ignorieren der Covid-Pandemie. Sie forderte in den USA 450.000 Menschenleben; vier Mal so viele wie in allen US-Kriegen der letzten 75 Jahre.
Zur neuen „menschlichen“ Politik Bidens gehören weitere verfügte Schlussstriche unter Trumps Politik der verbrannten Erde: Das Einreiseverbot von Muslimen, die gnadenlose Deportation illegaler Einwanderer, rassistische und ausländerfeindliche Bestimmungen sowie von Trump angeordnete Lockerungen von Umweltschutzauflagen und der Abbau von Privatgefängnissen.
Dazu sicherte Biden Millionen von nicht Krankenversicherten einen Versicherungsschutz zu und erhöhte staatliche Sozialleistungen. Außenpolitisch bemüht sich Biden aktiv um eine Normalisierung der Beziehungen zu Amerikas Freunden und Verbündeten und forderte Widersacher wie Russland nachdrücklich zur Beachtung der Menschenrechte auf.
Gegen das von Bidens Kritikern als „Barack-Obama-Plus“ verhöhnte humane Kontrastprogramm formieren sich die Parlamentarier der Trump-Partei, der abgewählte Präsident selbst und viele seiner 74 Millionen Wähler zum Widerstand. Aber schon Obamas erste Amtszeit zeigte, dass auch erzkonservative US-Wähler lern- und einsichtsfähig sein können. Das begründet die Hoffnungen der Welt, dass nach Washington zurückgekehrte Mitmenschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein wieder amerikanische Norm sein können und das Leuchtfeuer der Humanität so schnell nicht erlischt.
„,Tatort‘ für die neue Politik der Humanität mit weltweiten Folgen ist Washington.“
Peter W. Schroeder
berichtet aus Washington, redaktion@vn.at