Von Marshallplan bis Impfungen

Die Staats- und Regierungschefs der mächtigen G7 treffen sich erstmals wieder persönlich.
London Erstmals seit fast zwei Jahren kommen die Staats- und Regierungschefs der G7-Länder wieder persönlich zu einem Gipfeltreffen zusammen. Für US-Präsident Joe Biden ist es der erste internationale Gipfel seiner Amtszeit, ebenso für Italiens Mario Draghi und Japans Yoshihide Suga. Für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel dürfte es der letzte sein. Auch die Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Großbritannien und Kanada sind dabei.
Bei dem bis Sonntag andauernden Gipfel steht eine Reihe von Beratungen auf dem Programm. Am Freitag lag der Schwerpunkt auf der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Pandemie und besseren Bildungschancen für Mädchen. Heute, Samstag, dominieren die Themen Wirtschaft und Außenpolitik den Gipfel. Am Sonntag liegt ein Schwerpunkt auf dem Klimawandel.
Die britische Regierung erklärte bereits, die Staats- und Regierungschefs würden voraussichtlich ankündigen, „dass sie der Welt mindestens eine Milliarde Impfdosen gegen das Coronavirus zur Verfügung stellen“. Die Hilfsorganisation Oxfam kritisierte diese Zusagen als zu niedrig. Nötig seien mindestens elf Milliarden Dosen, um gegen die Pandemie erfolgreich zu sein. Der Kampf gegen die globale Erwärmung ist die zweite Priorität des Gipfels. Der britische Premier Boris Johnsons erklärte Ambition sei ein „Marshallplan“ um Entwicklungsländern bei der Senkung von Treibhausgasemissionen ihrer Wirtschaft zu helfen, berichtete die „Times“. Es wird zudem erwartet, dass die G7 mehr Infrastrukturhilfen für Entwicklungsländer bereitstellen, um sich dem wachsenden Einfluss Chinas in Afrika, Asien und Lateinamerika entgegenzustellen.
Die G7 einigten sich außerdem auf eine globale Mindeststeuer von 15 Prozent und eine zusätzliche Besteuerung der 100 größten und profitabelsten Konzerne, deren Gewinn nach einem Verteilungsschlüssel in den jeweiligen Ländern, in denen das Unternehmen aktiv ist, versteuert werden soll. Die Regelung richtet sich vor allem gegen Internetkonzerne, deren Geschäftsmodell es erlaubt, sich in Ländern mit niedrigen Steuern niederzulassen. Im Finanzministerium geht man aus, dass kein Unternehmen aus Österreich unter diesen 100 Konzernen sein wird. Minister Gernot Blümel (ÖVP) schätzt durch die globale Mindeststeuer 600 bis 700 Millionen Euro zusätzlichen Steuereinnahmen.


