Rätsel über Motiv

Attacke von Würzburg: Hintergrund noch unklar. Helfer sollen ausgezeichnet werden.
wurzburg Die mutigen Helfer von Würzburg sollen nun ganz offiziell ausgezeichnet werden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will den couragierten Bürgern, die sich dem Messerstecher vom Freitag entgegenstellten, die Bayerische Rettungsmedaille verleihen. Auch die deutsche Stadt überlegt nach Angaben eines Sprechers, wie sie diese Menschen würdigen kann. Zugleich arbeiten die Ermittler des Landeskriminalamtes mit Hochdruck daran, das Verbrechen aufzuklären. Indizien deuten auf islamistische Hintergründe hin. Der Täter könnte aber auch psychisch krank sein und möglicherweise schuldunfähig.
„Sie haben ein Höchstmaß an Zivilcourage gezeigt“, sagte Söder am Montag der „Main-Post“ über die Helfer. Die Bayerische Rettungsmedaille ist eine staatliche Auszeichnung für Menschen, die unter Einsatz des eigenen Lebens andere aus Lebensgefahr gerettet haben. Bei einer Gedenkfeier am Sonntag in Würzburg sprach Söder von einem brutalen und verstörenden Verbrechen. „Wo liegt der Sinn dahinter?“ Viele Menschen fragten nach dem Warum. „Wir dürfen eine solche hasserfüllte Tat niemals mit Hass oder Rache beantworten“, betonte er. „Gut und Böse sind keine Frage von Religion oder Nationalität oder Ethnie.“ Er warnte davor, sich vor dem Ende der Ermittlungen in Vorverurteilungen und Mutmaßungen zu verlieren.
In Untersuchungshaft
Ein Somalier hatte am Freitagnachmittag in der Würzburger Innenstadt offensichtlich ohne Vorwarnung auf Menschen eingestochen, die er wohl nicht kannte. Drei Frauen starben, sieben Menschen wurde verletzt. Der 24-Jährige sitzt in Würzburg in Untersuchungshaft – wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung sowie vorsätzlicher Körperverletzung. Passanten hatten den Mann noch vor seiner Festnahme gefilmt, wie er mit einem Messer in der Hand und barfuß durch die Stadt lief. In den Clips war zu sehen, wie Menschen versuchen, den Angreifer zu überwältigen. Ein Mann ging mit einem Besen auf den 24-Jährigen los, andere waren mit Stühlen in der Hand unterwegs. Einer dieser Männer ist Chia Rabiei. Der Kurde mit iranischer Staatsbürgerschaft lebt nach eigenen Worten seit 18 Monaten in Deutschland, derzeit in einer Asylbewerberunterkunft in Würzburg. „Ich habe versucht, ihn beschäftigt zu halten, bis die Polizei kommt“, erzählte Rabiei der Deutschen Presse-Agentur. Auch Dietrich Winter und zwei Freunde haben eingegriffen: „Stühle, Flaschen – wir haben alles versucht. Das hat ihn aber nicht abgelenkt“, sagte der 21-Jährige. „Ich habe es als meine Aufgabe empfunden, alle Leute zu warnen und möglichst schnell weg von hier zu bringen.“
Was den Migranten antrieb, mit äußerster Brutalität auf seine Opfer einzustechen, darüber wird weiter viel spekuliert. Die in der Würzburger Obdachlosenunterkunft des Täters gefundenen Gegenstände werden derzeit von Islamwissenschaftlern bewertet.
Womöglich war der Täter geistig verwirrt oder ist psychisch krank, wie Ermittler seit der Attacke immer wieder zu bedenken geben. Es wird aber auch geprüft, ob islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen haben könnten. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU): „Es spricht sehr viel angesichts dessen, was wir aufgefunden haben, dafür, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handeln könnte“, sagte der CSU-Politiker im „Bild live“-Talk „Die richtigen Fragen“.
„Wir dürfen eine solche hasserfüllte Tat niemals mit Hass oder Rache beantworten.“
