Lebenserwartung steigt nicht mehr

Vorarlberg / 23.09.2025 • 14:34 Uhr
ABD0068_20191031 – …STERREICH-WEIT – …STERREICH-WEIT: ++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema Rauchen / Rauchverbot. Im Bild: Rauchende Personen aufgenommen am Donnerstag, 31. Oktober 2019, in einem Lokal in Wien. Heute darf zum letzten Mal in Lokalen in …sterreich geraucht werden. Um Punkt Mitternacht tritt das absolute Rauchverbot in der Gastronomie in Kraft. – FOTO: APA/HERBERT […]
Bei Frauen steigt die Lebenserwartung schon länger nicht mehr. Eine Erklärung dafür sei, dass sie weniger gesund leben und eher rauchen würden als früher, erklärt Experte Martin Fieder. Foto: APA

85 bei Frauen und knapp 81 bei Männern im Land: Unterschied ist kleiner geworden.

SCHWARZACH „Ich bin überzeugt, dass Menschen 120 Jahre alt werden können“, sagt der ehemalige Präsident des Arbeitskreises für Vorsorge und Sozialmedizin (aks), Hans Concin: Es gebe noch viel Potenzial.

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Fürs Erste sind die Zeiten des Wachstums jedoch vorbei. „Statistik Austria“ hat gerade Zahlen für 2024 ermittelt. Ergebnis: Bei Frauen beträgt die Lebenserwartung in Vorarlberg 85,05 Jahre und bei Männern 80,72 Jahre. Bei Frauen war sie bereits 2014 genauso hoch und bei Männern 2019 sogar etwas höher. Zwischendurch gab es geringfügige Veränderungen, einmal in die eine, einmal in die andere Richtung. Insbesondere in der Coronapandemie ist es zu einem leichten Rückgang gekommen. Damals gab es eine Übersterblichkeit.

Davor war die Lebenserwartung meist gestiegen. Seit 1961 bei Frauen um fast zwölf und bei Männern um mehr als 14 Jahre. Die nunmehrige Stagnation ist europaweit feststellbar und auch untersucht. Laut einer Studie, die das Wissenschaftsmagazin „The Lancet“ veröffentlicht hat, hat es vor allem mit einer Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun. Sie wiederum seien eine Folge von schlechter Ernährung, Rauchen, Alkohol und zu wenig Bewegung.

Hans Concin, Gynäkologe und früherer Primar, ärgert sich über die Unsicherheit.
„Jede Abweichung vom idealen Lebensstil führt zu einer Verkürzung der Lebenserwartung”, sagt Hans Concin. Foto: VN/Stiplovsek

„Diese Risikofaktoren sind bekannt“, sagt Hans Concin, um weitere zu nennen. Ein Problem ist demnach nicht nur schlechte Ernährung im Allgemeinen, sondern vor allem auch der Konsum hochverarbeiteter Nahrungsmittel im Besonderen. Außerdem nennt Concin Einsamkeit: „Das ist ein Problem. Immer mehr Menschen sind allein im Alter.“ Im Übrigen habe er den Verdacht, dass elektronische Medien Schlaf rauben. Also das, was der Menschen in ausreichender Form braucht. Letztlich, so Concin, gehe es um den gesamten Lebensstil: „Jede Abweichung vom Ideal führt zu einer kürzeren Lebenserwartung.“

Der Mediziner ist überzeugt, dass die Lebenserwartung bald wieder steigen wird. Die derzeitige Stagnation sei auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass es jahrelang stark nach oben gegangen ist: „In zwei, drei Jahren wird es wieder weitergehen.“

ABD0021_20190814 – SALZBURG – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zum Thema “ERN€HRUNG / FLEISCH / GESUNDHEIT / FAST FOOD”: Im Bild eine angebissene Schnitzelsemmel mit Pommes Frittes, am 10. August 2019. – FOTO: APA/BARBARA GINDL
Die Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt als Folge von schlechter Ernährung, Rauchen, Alkohol und zu wenig Bewegung. Foto: APA

Auch „Statistik Austria“ geht in einer Bevölkerungsprognose für Vorarlberg davon aus: Mitte der 2050er Jahre könnte die Lebenserwartung demnach bei Frauen und Mitte der 2070er Jahre bei Männern auf mehr als 90 steigen. Ein Grund dafür könnte der wachsende Bildungsstand sein; mit ihm nehmen tendenziell auch Gesundheitsbewusstsein und damit die Lebenserwartung zu.

Doch zurück zur bisherigen Entwicklung. Bei ihr fällt zudem auf, dass der Unterschied nach Geschlecht immer kleiner wird. Bis in die 1990er Jahre lag die Lebenserwartung bei Frauen im Land um bis zu sieben, acht Jahre über der der Männer. Zuletzt tat sie das jedoch nur noch um vier, fünf Jahre.

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„Ja, das ist so“, bestätigt Martin Fieder non der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien: Frauen leben seinen Angaben zufolge weniger ungesund als früher, würden eher rauchen, Männer hingegen im Vergleich dazu nicht mehr um so viel ungesünder und auch riskanter. Was damit gemeint sei? „Das Risikoverhalten im Straßenverkehr beispielsweise hat sich verbessert“, so Fieder mit Verweis auf die Unfallstatistik. Sie zeigt, dass es immer weniger Unfallopfer gibt.