US-Virenschleudern – nein danke?

Politik / 15.08.2021 • 22:09 Uhr

Die Vereinigten Staaten haben seit rund 7 Monaten einen neuen Präsidenten. Doch jenseits des Großen Wassers wird verbissen weiterhin die „Amerika über alles“-Mentalität gepflegt. Beispielsweise bei der Freizügigkeit des Reisens in Corona-Zeiten.

Die 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union lassen US-Bürgers einreisen, Urlaub machen und Geschäften nachgehen. Was unter Freunden und Verbündeten ja auch als erstrebenswert gelten muss. Aber die Regierung von US-Präsident Biden pfeift auf das Prinzip des „Wie ich dir, so du mir“ und praktiziert ein rigoroses Einreiseverbot für die Freunde aus EU-Ländern. Mit der abstrusen Begründung, Leib und Leben amerikanischer Bürger schützen zu müssen. Denn Horden von Viren-Schleudern aus der EU auf der Erde von „Gods own country“ wandeln zu lassen, sei schlicht unverantwortlich.

Was eine hanebüchene Verrenkung der Realität ist: Denn wenn hier jemand zu schützen ist, wären es die Europäer vor den Amerikanern. Die EU-Gemeinschaft hat den Kampf gegen die Pandemie viel besser als die USA im Griff: Die EU-Impfquote ist viel höher als die amerikanische, und von Europäern geht statistisch eine sehr viel geringere Gefahr aus, besuchte Verwandte, Freunde, oder Geschäftspartner zu infizieren.

Auch die Menschen des US-Nachbarn Kanada, die pandemie-mäßig sogar noch etwas erfolgreicher als die Europäer sind, werden hinter einer regulatorischen Mauer in Schach gehalten. Bei der US-Bevölkerung mit ihrer weit verbreiteten xenophobischen Neigung findet das alles großen Beifall; und das kann mit ein Grund fürs amerikanische Abschotten sein.

Entgegen aller mit statistischen Daten belegbaren Logik stufen die EU-Regierungen die Vereinigten Staaten weiterhin als „sicheres Reiseland“ ein. Aber das scheint sich nun zu ändern. „In den nächsten Wochen“ will die EU entscheiden, ob der Zustrom von US-Besuchern nicht etwas gebremst werden kann: Indem Ungeimpfte nicht mehr kommen dürfen.

Die Folge einer solchen Entscheidung würde wohl sein: Nicht geimpfte US-Besucher und potenzielle Virenträger könnten die europäischen Gastgeber nicht länger mit dem Covid-Virus infizieren, und das könnte Menschenleben retten. Schön wär’s. Und wenn wir wünschenswertes Sozialverhalten schon unseren US-Freunden andienen, müssen wir es nicht auch unseren einheimischen Impf-Abstinenzlern nachdrücklich empfehlen?

„Denn wenn hier jemand zu schützen ist, wären es die Europäer vor den Amerikanern.“

Peter W. Schroeder

berichtet aus Washington, redaktion@vn.at