“Unser Wille und unsere Verpflichtung”

Van der Bellen in Auschwitz: Neue österreichische Länderausstellung eröffnet.
Oswiecim, wien Die Erinnerung an die Opfer zu bewahren sei „unser Wille und unsere Verpflichtung“. Das unterstrich Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Eröffnung der neuen österreichischen Länderausstellung im ehemaligen NS-Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. „Und es ist unser Wille und unsere Verpflichtung, daran zu erinnern, dass nicht nur die Opfer, sondern auch Täter und Täterinnen Teil unserer Gesellschaft waren und von ihr geprägt waren.“ Neben Van der Bellen waren auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und mehrere Minister am Montag nach Auschwitz gekommen. Die Eröffnung wurde mit einer Gedenkfeier begangen.
Mittäterschaft wird gezeigt
Die erste Österreich-Ausstellung im Block 17 des früheren NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers und nunmehrigen Staatsmuseums Auschwitz-Birkenau war 1978 eröffnet worden. Damals hatte sich Österreich noch als erstes Opfer des Nationalsozialismus präsentiert, die Mittäterschaft wurde weitgehend ausgeblendet. Die neue Ausstellung heißt „Entfernung – Österreich und Auschwitz“. Sie wurde von einem wissenschaftlich-kuratorischen Team um Hannes Sulzenbacher, Albert Lichtblau sowie Architekt Martin Kohlbauer geschaffen. Neben dem Schicksal österreichischer Opfer in Auschwitz soll nun auch die Mittäterschaft von Österreichern bei den Verbrechen des Nationalsozialismus dargestellt werden. Die Koordinierung der Neugestaltung erfolgte durch den Nationalfonds der Republik Österreich.
Auch wenn Österreich als Staat nicht mehr existiert habe, sondern als „Ostmark“ Teil des sogenannten Dritten Reiches war, seien doch „viele Menschen unseres Landes“ teilweise an führender Stelle unter den Tätern im NS-Vernichtungsprogramm gewesen, sagte Van der Bellen. „Wir alle kennen diese Geschichte, und doch war es lange Zeit Staatsdoktrin, dass Österreich das erste Opfer des Nationalsozialismus sei.“ Nationalratspräsident Sobotka bekräftigte in Anspielung auf den Titel der neuen Ausstellung: „Es war und es ist nicht weit von Wien nach Auschwitz, weder räumlich, noch zeitlich.“
Auschwitz-Birkenau war das größte der nationalsozialistischen deutschen Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg. Mehr als eine Million Menschen kamen dort um. Sie wurden in Gaskammern getötet, erschossen oder durch Zwangsarbeit und Hunger in den Tod getrieben. Die meisten Opfer waren Juden. Auch sowjetische Kriegsgefangene, Roma und Sinti, Polen, politische Gefangene und Homosexuelle waren unter den Ermordeten.
„Und doch war es lange Zeit Staatsdoktrin, dass Österreich das erste Opfer sei.“