Wortakrobatik mit Dialekt: Wer will, versteht.

Phil Fin alias Philipp Orsingher hat Vorarlberger Rap auf die Landkarte des Hip-Hops gebracht.
Wien „Ich konnte schon als Kind gut mit Worten umgehen. Zuerst habe ich noch Geschichten geschrieben, mit 13 habe ich dann den Rap entdeckt.“ Anfang der 90er, als deutscher Rap populär wurde, verschanzte sich Orsingher mit Freunden in einem Proberaum in Höchst. „Das kann ich auch, habe ich gedacht und nahm dort einfach mal das Mikro in die Hand. Das war sofort mein Ding.“ An Konsequenz mangelte es nie. Ein Freund nahm einen Kredit über 20.000 Schilling auf. Mit dem erstandenen Computer konnten so erste Beats selbst produziert werden. 2004 zog Orsingher nach Wien. Publizistik sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft waren zwei Gründe, der andere war die Musik. Der Fußacher brach das Studium aber ab und widmete sich ganz der Musik. 2004 gründete er mit Freunden die Hip-Hop-Gruppe „Penetrante Sorte“.

2005 folgte das erste Mixtape. Das Eintauchen in die Wiener Szene ist, so sagt er, organisch passiert. „Ich bin einfach zu Jams gegangen, habe so neue Freunde kennengelernt. Für die war ich dann ‚der Vorarlberger‘ und sie haben schnell gesehen, dass wir im Westen auch rappen können. So bin ich in die Szene hineingewachsen, die bald wie eine Familie für mich wurde.“ Das Potenzial von Social Media wurde schnell erkannt. 2007 veröffentlichte Penetrante Sorte ihr erstes Video auf YouTube. 2010 landeten sie mit „V-Style“ eben dort den ersten großen Hit auf Vorarlbergerisch.

Der 38-Jährige verstellt sich nicht. „Ich rappe wie ich rede.“ Ob die Texte von allen verstanden werden, ist ihm egal. „Wer will, versteht sie.“ Für Orsingher ist sein Dialekt eine runde, flüssige Sprache, die seinen Texten die passende Attitüde verleiht. „Da geht es auch um Identität. Diese kann ich nur transportieren, wenn ich so klinge, wie ich wirklich bin. Als Rapper repräsentiere ich mich und auch meine Wurzeln. Da ist es nur natürlich, so zu rappen, wie ich das tue.“ Das gefällt nicht nur den Wienern. „Leute erzählen mir oft, wie sie ihren Freunden aus den Bundesländern meine Musik vorspielen und ihnen zeigen, dass auch auf Vorarlbergerisch gut gerappt wird. Das freut mich.“

Orsingher erzählt in seinen Songs persönliches, begeht dabei aber keinen Seelenstriptease. Inspiration ist das Leben selbst. Mit dem Lied „Ghörig“ erklärt er augenzwinkernd, was es heißt, Vorarlberger zu sein. „Wäre ich nicht nach Wien gezogen, hätte ich diesen Song nicht geschrieben. Aus der Distanz betrachtet geht das besser.“ Anfang 2022 folgt das neue Soloalbum. Auf „Philharmonie“ wartet neue Vorarlberger Wortakrobatik. Denn: „Man kriegt mich zwar aus Vorarlberg raus, Vorarlberg aber nicht aus mir.“ TON
Philipp Orsingher
Geboren 1982, Bregenz
Wohnort Wien, Rudolfsheim-Fünfhaus
Beruf Musiker, Produzent
Ausbildung HAK Bregenz
Kontakt www.penetrantesorte.com